In der Nacht vom 2. auf den 3. Juli 2019 gab es das zweitbeste Display Leuchtender Nachtwolken in dieser Saison, obwohl das OSWIN-Mesosphärenradar in Kühlungsborn an diesem Tag kein sehr auffälliges Signal registrierte. An diesem Abend hatte ich Spätdienst und habe nach Dienstschluss bereits vom Parkplatz der Firma aus einen hellen Schimmer, kaum oberhalb der Baumkronen, registriert. Seltsamerweise gab es zu dem Zeitpunkt noch keinen Thread im AK-Forum zu einer NLC-Sichtung. Ich fuhr in Richtung Diensdorf und wollte mich am Ufer des Scharmützelsees mit meiner Canon EOS M10, dem Kit-Objektiv und dem kleinen Reisestativ positionieren. Dort angekommen hatte ich einen hervorragenden Blick Richtung Norden und baute erstmal die Kamera auf. Leider musste ich feststellen, dass ein ziemlich starker Wind am Ufer des See in meine Richtung wehte und die Kamera leicht in Schwingungen versetzte. Die Leuchtenden Nachtwolken waren zu diesem Zeitpunkt bereits sehr auffällig. Sie standen kurz unterhalb von Capella im Sternbild Fuhrmann und waren über mehrer Dutzend Grad in azimutaler Richtung ausgedehnt. Aufgrund des Windes musste ich das Stativ hinter einer Parkbank positionieren und schirmte die Kamera so gut es ging mit meinem eigenen Körper ab. Entstanden ist dann dieses hübsche Panorama mit dem kleinen Jachthafen im Vordergrund und den Rauenschen Bergen im Hintergrund.
Gegen Mitternacht packte ich ein und fuhr in Richtung Lübben. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich das Feld weiter nach Nordosten ausgedehnt und lag knapp über dem Horizont. Die NLC waren sehr auffällig und so beeilte ich mich bei Ankunft in meiner Heimatstadt, die große Kamerausrüstung zusammenzupacken. Kurz vor 2 Uhr morgens war ich schließlich in Radensdorf, nur einen Kilometer von meinem angestammten Beobachtungsstandort entfernt.
Das Feld Leuchtender Nachtwolken war immer noch deutlich sichtbar und stand in einer Höhe von gerade einmal 5 Grad über dem Horizont hinter dem Windpark Briesensee. Mit der Canon EOS 100D und dem 70–200 mm Teleobjektiv fotografierte ich Details in den Wolken. Mit meiber Canon EOS 6D und dem Kit-Objektiv wurden überwiegend Weitfeldbilder aufgenommen, die ich später zu mehreren Panoramas zusammenfügen wollte. Der recht kühle Wind hatte sich zu diesem Zeitpunkt glücklicherweise vollständig gelegt, so dass die Kälte an diesem Morgen erträglich war.
In den nachfolgenden Stunden breite sich das Display weiter in Richtung Osthorizont aus. Die Höhe des Displays blieb zu diesem Zeitpunkt noch eher moderat und kam kaum über Capella hinweg. Allerdings veränderte sich das Erscheinungsbild dieser Wolken mit jeder Minute. Auch die Höhe nahm im Laufe der Morgendämmerung weiter zu. Immer mehr NLC waren in größeren Höhen sichtbar, bis kurz vor 4 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit die maximale Ausdehnung von deutlich über 200 Grad in azimutaler Richtung erreicht wurde. Nun überschritten die Wolken die Zenitregion und waren dann auch in Richtung Südost bis Süd in mittleren Höhen erkennbar.
Auch die Formenvielfalt der NLC nahm zu diesem Zeitpunkt weiter zu. Ein mehrere Dutzend Grad langer und scharf ausgeprägter Streifen zog sich quer über dem Himmel und war dann selbst im Weitwinkel nur zur Hälfte zu erfassen. Stellenweise sah der Himmel wie ein gigantischer Mittelatlantischer Rücken aus. Dicke Bänder, unterbrochen von wellenartigen Mustern und Kämmen, waren überall zu sehen und spannten sich fast über dem gesamten Himmel. Gegen 4:15 Uhr verblassten schließlich die Wolken, ohne wirklich ganz zu verschwinden. Vor allem in mittlerer Höhe im Osten waren noch einige hellere Streifen zu erkennen. Deshalb packte ich die Ausrüstung wieder ins Auto und fuhr heim. Schließlich musste ich am frühen Nachmittag des nun neu angebrochenen Tages wieder zum Dienst erscheinen.
Am Abend erfuhr ich dann im AKM-Forum, dass die Leuchtenden Nachtwolken an diesem Morgen sogar in Genua sichtbar waren. Insgesamt handelte es sich um ein imposant ausgedehntes aber nicht sehr helles Feld, dessen Helligkeit ich zwischen 3 bis 4 einschätzte. Das Feld Leuchtender Nachtwolken am 21. Juni 2019 soll in der Ausdehnung und vor allem in der Helligkeit noch beeindruckender gewesen sein. Leider verpasste ich an diesem Abend diese Leuchtenden Nachtwolken…