Wanderung in den Rauenschen Bergen

  • Letz­te Ände­rung:3 Jah­ren 
  • Lese­zeit:4Minu­ten
  • Wör­ter:827
  • Bei­trags­auf­ru­fe:757

Am Mon­tag, dem 3. Juni 2019, besuch­te ich bei einem kur­zen Tages­aus­flug die Schar­müt­zel­see-Regi­on im Land­kreis Oder-Spree. Wir hat­ten vor, zu den Mark­gra­fen­stei­nen zu wan­dern und auch den in der Nähe ste­hen­den Aus­sichts­turm zu besu­chen. Wir park­ten unse­ren PKW auf dem Park­platz in Rau­en, nahe der Auto­bahn A12. Die anschlie­ßen­de Wan­de­rung zu den Stei­nen von dort aus dau­er­te nicht mal 20 Minuten.

Hin­weis­schild zu den Mark­gra­fen­stei­nen und zum Aussichtsturm

Bei den Mark­gra­fen­stei­nen han­delt es sich um ein Geschie­be, die vom Inland­eis der Saa­le­eis­zeit von Skan­di­na­vi­en bis ins Stauch­mörä­nen­ge­biet Mit­tel­bran­den­burgs trans­por­tiert wur­den. Sie gel­ten als die größ­ten Find­lin­ge Bran­den­burgs. Die Mark­gra­fen­stei­ne befin­den sich in den Rau­en­schen Ber­gen süd­lich von Fürs­ten­wal­de an der Spree und sind seit 2006 auch in der Lis­te der 77 aus­ge­zeich­ne­ten Natio­na­len Geo­to­pe ver­zeich­net. Die Find­lin­ge bestehen aus röt­li­chem, mit­tel­kör­ni­gem, por­phy­ri­schen Bio­tit­gra­nit und wer­den als roter Karl­shamn-Gra­nit bezeich­net, nach der süd­schwe­di­schen Stadt Karl­sham. Ihr tat­säch­li­ches Alter wird auf 1,45 Mil­li­ar­den Jah­ren geschätzt, als sich das Gestein wäh­rend der dano­po­lo­ni­schen Oro­ge­ne­se bildete.

Gro­ßer Mark­gra­fen­stein mit Transportrinne

Der Gro­ße Mark­gra­fen­stein war ursprüng­lich das größ­te Geschie­be Bran­den­burgs, mit einer Mas­se zwi­schen 700 bis 750 Ton­nen und einem Volu­men von 250 Kubik­me­ter. Die Län­ge des Fel­sens betrug 7,8 Meter, die Brei­te 7,5 Meter und die Höhe eben­falls 7,5 Meter. Im Früh­jahr 1827 wur­de der Gro­ße Mark­gra­fen­stein geteilt, um dar­aus den Stei­ner­nen Tisch und die vier stei­ner­nen Bän­ke am höchs­ten Aus­sichts­punkt der Rau­en­schen Ber­ge her­zu­stel­len. Aus der mitt­le­ren Schei­be wur­de bereits vor Ort eine Scha­le gefer­tigt, des­sen 70 bis 80 Ton­nen schwe­re Roh­ling zur 4,5 Kilo­me­ter ent­fern­ten Spree trans­por­tiert wur­de. Um die Scha­le auf Rol­len nicht berg­auf trans­por­tie­ren zu müs­sen, wur­de neben dem Stein ein Gra­ben aus­ge­ho­ben, der auch heut­zu­ta­ge noch gut sicht­bar ist.

Der Klei­ne Markgrafenstein

Am 9. Novem­ber 1827 kam der Roh­ling auf einem Last­kahn in Ber­lin an und wur­de in einem extra dafür errich­te­ten Gebäu­de mit einer Dampf­ma­schi­ne poliert und schließ­lich 1831 vor der Frei­trep­pe des Lust­gar­tens auf­ge­stellt. Am 10. Novem­ber 1843 wur­de die Scha­le auf vier von Schin­kel ent­wor­fe­nen Gra­nit­so­ckeln geho­ben und ein­ge­weiht. Der Find­ling lie­fer­te wei­te­res Mate­ri­al für die Frie­dens­säu­le am Meh­ring­platz, im Ber­li­ner Stadt­teil Kreuz­berg, für die Sie­ges­säu­le im Park Babels­berg in Pots­dam sowie für die Adler­säu­le auf der Lust­gar­ten­ter­ras­se des Ber­li­ner Schlosses.

Am Stand­ort der Markgrafensteine

Nach der Tei­lung des Gro­ßen Mark­gra­fen­steins wur­de der Klei­ne Mark­gra­fen­stein der größ­te Find­ling Bran­den­burgs. Nach neue­ren Erkennt­nis­sen besitzt die­ser ein Volu­men von 180 Kubik­me­ter und ein Gewicht von mehr als 280 Ton­nen. Sei­ne Län­ge beträgt 5,6 Meter, die Brei­te 5,6 Meter und die Höhe 5,7 Meter. Heut­zu­ta­ge ste­hen die Stei­ne als aus­ge­wie­se­ne Natur­denk­mä­ler unter Schutz.

Blick vom Aussichtsturm

Die Rau­en­schen Ber­ge befin­det sich süd­lich des Ber­li­ner Urstrom­tals und sind wäh­rend des Saa­le­eis­zeit im Mit­tel­pleis­to­zän vor 300.000 Jah­re durch das aus Skan­di­na­vi­en stam­men­de Inland­eis ent­stan­den. Die Ber­ge bestehen zum größ­ten Teil aus Schmelz­was­ser­sand und Geschie­be­mer­gel. Aller­dings wur­de die Land­schaft durch das Eis so weit geformt, dass Schich­ten mit Braun­koh­le aus dem Ter­ti­är auf­ge­fal­tet und gestaucht wur­den. So fin­det man in der Gegend noch vie­le alte Koh­le­berg­wer­ke aus dem 19. Jahr­hun­dert. Der Koh­le­berg­bau wur­de sogar noch bis zum Jahr 1950 betrie­ben. Die Ber­ge wur­den dann in der Weich­sel-Eis­zeit, vor 115.000 Jah­ren, nach­ge­formt und über­prägt. Geo­lo­gisch gese­hen han­delt es sich bei den Ber­gen um kei­ne End­mo­rä­ne im enge­ren Sinn, son­dern um eine Stauchmoräne.

Der im Jahr 2011 errich­te­te Aussichtsturm

Das Gebiet des Schar­müt­zel­sees ist seit dem Beginn der Jung­stein­zeit vor 6.000 Jah­ren besie­delt. So fin­det man in der Umge­bung von Fürs­ten­wal­de noch zahl­rei­che Zeug­nis­se die­ser Besied­lung in Form von Flach- und Hügel­grä­ber u.a. bei Bad Saa­row und Dahms­dorf. Im 5. und 6. Jahr­hun­dert unse­rer Zeit wan­der­ten die­se Stäm­me in Rich­tung Süden und Wes­ten ab. Danach sie­del­ten sich sla­wi­sche Völ­ker in der Gegend an. Ihre Urnen­fel­der wur­den u.a. auch nahe der klei­nen Ort­schaft Rau­en gefunden.

Der Stei­ner­ne Tisch am höchs­ten Punkt der Rau­en­scher Berge

Nur weni­ge hun­dert Meter von den Mark­gra­fen­stei­nen ent­fernt, befin­det sich der 39,7 Meter hohe und im Sep­tem­ber 2011 eröff­ne­te Aus­sichts­turm, der für einen klei­nen Obo­lus bestie­gen wer­den kann. Von dort hat man einen schö­nen 360° Rund­um­blick über den Wald. An guten Tagen kann man bis nach Ber­lin bli­cken und erkennt in wei­ter Fer­ne ein­zel­ne Gebäu­de wie den Ber­li­ner Fern­seh­turm. Aber auch die ehe­ma­li­ge Car­go-Lif­ter-Hal­le in Brie­sen-Brand – jetzt Tro­pi­cal Island – ist von die­sem Aus­sichts­punkt ohne Pro­ble­me erkenn­bar. Schon seit Mit­te des 19. Jahr­hun­derts gab es an die­sen Stand­ort Aus­sichts­tür­me für die Landvermessung.

Auf dem Weg zum Stei­ner­nen Tisch

Vom stäh­ler­nen Aus­sichts­turm aus ist es dann nur noch ein Kat­zen­sprung zum Stei­ner­nen Tisch. Mit 149,5 Metern See­hö­he befin­den wir uns nun an der höchs­ten Erhe­bung der Rau­en­schen Ber­ge. Lei­der ste­hen die Bäu­me inzwi­schen so hoch, dass man von der Umge­bung nichts mehr sieht. Der Stei­ner­ne Tisch war aber ein guter Platz für uns, um sich zu erho­len und den Rück­weg zum Park­platz anzutreten.

Down­load:

Wan­de­rung zu den Mark­gra­fen­stei­nen (9,9 KiB, 493 hits)


Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert