Am Montag, dem 3. Juni 2019, besuchte ich bei einem kurzen Tagesausflug die Scharmützelsee-Region im Landkreis Oder-Spree. Wir hatten vor, zu den Markgrafensteinen zu wandern und auch den in der Nähe stehenden Aussichtsturm zu besuchen. Wir parkten unseren PKW auf dem Parkplatz in Rauen, nahe der Autobahn A12. Die anschließende Wanderung zu den Steinen von dort aus dauerte nicht mal 20 Minuten.
Bei den Markgrafensteinen handelt es sich um ein Geschiebe, die vom Inlandeis der Saaleeiszeit von Skandinavien bis ins Stauchmöränengebiet Mittelbrandenburgs transportiert wurden. Sie gelten als die größten Findlinge Brandenburgs. Die Markgrafensteine befinden sich in den Rauenschen Bergen südlich von Fürstenwalde an der Spree und sind seit 2006 auch in der Liste der 77 ausgezeichneten Nationalen Geotope verzeichnet. Die Findlinge bestehen aus rötlichem, mittelkörnigem, porphyrischen Biotitgranit und werden als roter Karlshamn-Granit bezeichnet, nach der südschwedischen Stadt Karlsham. Ihr tatsächliches Alter wird auf 1,45 Milliarden Jahren geschätzt, als sich das Gestein während der danopolonischen Orogenese bildete.
Der Große Markgrafenstein war ursprünglich das größte Geschiebe Brandenburgs, mit einer Masse zwischen 700 bis 750 Tonnen und einem Volumen von 250 Kubikmeter. Die Länge des Felsens betrug 7,8 Meter, die Breite 7,5 Meter und die Höhe ebenfalls 7,5 Meter. Im Frühjahr 1827 wurde der Große Markgrafenstein geteilt, um daraus den Steinernen Tisch und die vier steinernen Bänke am höchsten Aussichtspunkt der Rauenschen Berge herzustellen. Aus der mittleren Scheibe wurde bereits vor Ort eine Schale gefertigt, dessen 70 bis 80 Tonnen schwere Rohling zur 4,5 Kilometer entfernten Spree transportiert wurde. Um die Schale auf Rollen nicht bergauf transportieren zu müssen, wurde neben dem Stein ein Graben ausgehoben, der auch heutzutage noch gut sichtbar ist.
Am 9. November 1827 kam der Rohling auf einem Lastkahn in Berlin an und wurde in einem extra dafür errichteten Gebäude mit einer Dampfmaschine poliert und schließlich 1831 vor der Freitreppe des Lustgartens aufgestellt. Am 10. November 1843 wurde die Schale auf vier von Schinkel entworfenen Granitsockeln gehoben und eingeweiht. Der Findling lieferte weiteres Material für die Friedenssäule am Mehringplatz, im Berliner Stadtteil Kreuzberg, für die Siegessäule im Park Babelsberg in Potsdam sowie für die Adlersäule auf der Lustgartenterrasse des Berliner Schlosses.
Nach der Teilung des Großen Markgrafensteins wurde der Kleine Markgrafenstein der größte Findling Brandenburgs. Nach neueren Erkenntnissen besitzt dieser ein Volumen von 180 Kubikmeter und ein Gewicht von mehr als 280 Tonnen. Seine Länge beträgt 5,6 Meter, die Breite 5,6 Meter und die Höhe 5,7 Meter. Heutzutage stehen die Steine als ausgewiesene Naturdenkmäler unter Schutz.
Die Rauenschen Berge befindet sich südlich des Berliner Urstromtals und sind während des Saaleeiszeit im Mittelpleistozän vor 300.000 Jahre durch das aus Skandinavien stammende Inlandeis entstanden. Die Berge bestehen zum größten Teil aus Schmelzwassersand und Geschiebemergel. Allerdings wurde die Landschaft durch das Eis so weit geformt, dass Schichten mit Braunkohle aus dem Tertiär aufgefaltet und gestaucht wurden. So findet man in der Gegend noch viele alte Kohlebergwerke aus dem 19. Jahrhundert. Der Kohlebergbau wurde sogar noch bis zum Jahr 1950 betrieben. Die Berge wurden dann in der Weichsel-Eiszeit, vor 115.000 Jahren, nachgeformt und überprägt. Geologisch gesehen handelt es sich bei den Bergen um keine Endmoräne im engeren Sinn, sondern um eine Stauchmoräne.
Das Gebiet des Scharmützelsees ist seit dem Beginn der Jungsteinzeit vor 6.000 Jahren besiedelt. So findet man in der Umgebung von Fürstenwalde noch zahlreiche Zeugnisse dieser Besiedlung in Form von Flach- und Hügelgräber u.a. bei Bad Saarow und Dahmsdorf. Im 5. und 6. Jahrhundert unserer Zeit wanderten diese Stämme in Richtung Süden und Westen ab. Danach siedelten sich slawische Völker in der Gegend an. Ihre Urnenfelder wurden u.a. auch nahe der kleinen Ortschaft Rauen gefunden.
Nur wenige hundert Meter von den Markgrafensteinen entfernt, befindet sich der 39,7 Meter hohe und im September 2011 eröffnete Aussichtsturm, der für einen kleinen Obolus bestiegen werden kann. Von dort hat man einen schönen 360° Rundumblick über den Wald. An guten Tagen kann man bis nach Berlin blicken und erkennt in weiter Ferne einzelne Gebäude wie den Berliner Fernsehturm. Aber auch die ehemalige Cargo-Lifter-Halle in Briesen-Brand – jetzt Tropical Island – ist von diesem Aussichtspunkt ohne Probleme erkennbar. Schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts gab es an diesen Standort Aussichtstürme für die Landvermessung.
Vom stählernen Aussichtsturm aus ist es dann nur noch ein Katzensprung zum Steinernen Tisch. Mit 149,5 Metern Seehöhe befinden wir uns nun an der höchsten Erhebung der Rauenschen Berge. Leider stehen die Bäume inzwischen so hoch, dass man von der Umgebung nichts mehr sieht. Der Steinerne Tisch war aber ein guter Platz für uns, um sich zu erholen und den Rückweg zum Parkplatz anzutreten.
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