Beobachter, die in der Nacht vom 2. auf den 3. Juli 2017 Glück mit dem Wetter hatten, werden dieses Ereignis wahrscheinlich nicht so schnell vergessen. Vom Norden Deutschlands bis deutlich hinunter nach Süddeutschland, waren in dieser Nacht sehr helle Leuchtende Nachtwolken (NLC) zu beobachten, die vor allem in der zweiten Nachthälfte eine gewaltige Show bis in die späte Morgendämmerung hinein boten.
Die erste Nachthälfte war hier in Südbrandenburg noch nahezu vollständig bewölkt, so dass ich mir an diesem Abend keinerlei Hoffnung machte, NLC zu sehen, obwohl das Mesosphärenradar des IAP ein deutlich spätes Echo zeigte. Gegen 23:00 Uhr warf ich dann doch einen Blick in das AKM-Forum, wo schon erste Sichtungsmeldungen Nachtleuchtender Wolken aufliefen. Und auch auf diversen Wettercams in Nordeutschland, zeigte sich ein überaus deutlich sichtbares Display. Deshalb schaute ich noch schnell beim Wetterdienst Metoblue rein und war schon etwas optimistischer. Tatsächlich sollte es in der zweiten Nachthälfte nun endlich auch im Spreewald aufklaren. Beim Blick aus dem Badezimmerfenster zeigte sich schon erste größere Wolkenlücken, aber noch keine NLC über dem Nordhorizont die, so vermutete ich, wahrscheinlich von den umliegenden Häusern verdeckt wurden. Schnell schnappte ich mir meine Canon EOS 6D, die mit dem 24–105 mm Kit-Objektiv bestückt war und meine EOS 600D, mit dem 55–250 mm Teleobjektiv, und fuhr kurz nach Mitternacht raus nach Radensdorf. Denn diesmal wollte ich die NLC vor interessanterer Kulisse vor dem Windpark Briesensee/Radensdorf ablichten.
Am Standort angekommen war ich schon etwas enttäuscht, da das NLC-Feld im Norden relativ schwach war und nur wenige Grad über dem Nordhorizont hinausragte. Auch herrschte ein scharfer Nordwestwind vor, so dass ich sichtlich Mühe hatte, einen windgeschützteren Platz zu finden. Auch trieb der Wind ab und zu troposphärische Wolkenfelder über den Himmel, so dass ich schon befürchtete, die Fotoausrüstung wieder einpacken zu können. Ich schaute auf das Wolkenradar in meiner Wetter-App und war deutlich zuversichtlicher: Denn Kurz nach 1 Uhr sollte der Himmel vollständig aufreißen!
Gegen 1 Uhr, hatte ich meine Fotoausrüstung endlich aufgebaut und schoss auch schon die ersten Fotos mit dem Teleobjektiv. Bei 10 Sekunden Belichtungszeit waren die NLC schon sehr gut über dem nördlichen Horizont zu erkennen, obwohl die Sichtung mit dem bloßen Auge sich überraschenderweise deutlich schwieriger gestaltete, vor allem zum Zeitpunkt der lokalen Mitternacht gegen 1:30 Uhr, als die Sonne am tiefsten unter dem Nordhorizont stand. Ein wunderschönes Wellenmuster zeigte sich hinter den Windrädern des Windparks, das sich mit der Zeit auch visuell deutlich verstärkte und zum Teil in verschiedenen Farbabstufungen leuchtete. Während der Aufnahmen musste ich die Kamera mit meinem Körper und meiner Jacke schützen, da der Wind stellenweise recht kräftig in Böen blies. Je weiter der Morgen aber voran schritt, desto höher stiegen auch Leuchtenden Nachtwolken. Stellenweise war eine Veränderung des Feldes innerhalb von ein paar Minuten zu erkennen. Und auch der Formenreichtum dieses mittlerweile schon sehr beeindruckend gewordenen Displays war überwältigend.
Zum Höhepunkt der Beobachtung gegen 3:30 Uhr MESZ umfasste das Feld eine Ausdehnung von mehr als 120° in Azimut und eine Höhe von 30° bis 40° und stand somit deutlich höher als der helle Stern Capella. Wolken, die ein deutliches Rippelmuster zeigten, standen zu diesem Zeitpunkt fast stationär im äußersten NNW und verstärkten sich noch. Das Feld reichte weit in den NO und stand über der schon höher stehenden Venus. Gegen 4 Uhr, kurz bevor ich die Heimreise antrat, erreichten erste NLC fast die Zenitregion. Und auch auf Nachhausefahrt war vor allem das Feld im NNW noch deutlich sichtbar, obwohl die Morgendämmerung nun schon weit fortgeschritten war. Somit gehörte dieses Display Nachtleuchtender Wolken definitiv zu den ausgedehnteste und hellste Feldern der letzten Jahre!
Auf den sozialen Netzwerken, wie Twitter und Facebook sowie im AKM-Forum, tauchten schon früh die ersten Bilder auf, die die Sichtung der NLC eindrucksvoll dokumentierten. Einige Beobachter bezeugten ebenfalls, dass einige NLC die Zenitregion erreichten und sogar in südliche Richtung sichtbar ware. Die maximale Ausdehnung des Feldes lag vor allem im Norden Deutschlands sogar bei ungefähr 180°. Für Viele war es die beeindruckendste Sichtung Leuchtender Nachtwolken überhaupt und konnte mit dem weit ausgedehnten Display vom Juli letzten Jahres am Morgenhimmel locker mithalten. Da die NLC noch in der hellen Dämmerung – kurz vor Sonnenaufgang – erkennbar waren, können Aussagen, dass NLCs nur bis zu einer maximalen Sonnenhöhe von ‑6° sichtbar sind, somit ad acta gelegt werden.
Die Panoramen wurden übrigens alle mit der frei erhältlichen Panorama-Software „Hugin 2017″ erstellt… 🙂
Weiterführende Links
AKM-Forum – Leuchtende Nachtwolken
Astrotreff-Forum
Astronomie.de Forum
Skyweek 2.0
Leuchtende Nachtwolken – die Zweite!