In der Nacht vom 18. auf den 19. Juni 2016 konnten vielerorts Leuchtende Nachtwolken (NLC – engl. noctilucent clouds) gesichtet werden. Diese silbrig-weißen Wolken entstehen in Höhen von ca. 83 Kilometern Höhe in der Mesopause und sind zwischen 45° und 70° Breite vor allem in den Sommermonaten sichtbar. In dieser Höhe werden die Wolken, die aus Eiskristallen bestehen und wahrscheinlich durch Kleinstmeteorite und Vulkanasche als Kondensationskeime gebildet werden, noch von der Sonne angestrahlt. Vor allem um die Sommersonnenwende tauchen diese Wolken häufiger in Richtung Norden auf.
Schon seit Tagen beobachte ich regelmäßig den Plot des OSWIN-Radars des Leibnitz-Institut für Atmosphärenphysik (IAP) in Kühlungsborn. Wenn dort gehäuft stärkere Echos auftauchen, hat man fast zu 50% die Chance, in jener Nacht auch Leuchtende Nachtwolken zu beobachten. Auch ein Blick auf die Webcams des Kamera-Netzwerkes vom IAP lohnt sich in der Regel, denn NLC sind dort ziemlich deutlich als weiß-silberne Streifen in Horizontnähe auszumachen.
Schon einige Tage vor dem Wochenende gab es im Internet einzelne Berichte zu NLC. Nach meinem Spätdienst gehe ich nicht sofort ins Bett, sondern schaue noch eine Serien-Folge. Kurz vor 2 Uhr schaute ich noch mal im Internet und im Meteoros-Forum nach. Und tatsächlich gab es NLC-Sichtungen in der 1. Nachthälfte aus Norddeutschland . Ein Blick aus dem Badfenster bestätigte dann auch diese Sichtungen. Zwischen einigen Häuserlücken konnte ich im NNO einen verdächtigen horizontnahen Streifen erkennen. Aus diesem Grund entschloss ich mich, noch mal nach Treppendorf raus zu fahren. Ich packte schnell die Ausrüstung zusammen und stand dann gegen 2 Uhr auf dem Feld. Mit im Gepäck hatte ich meine Canon EOS 600D mit dem 55–250 mm Tele (für Detailaufnahmen) sowie die Canon EOS 6D mit dem 24–105 mm Kit-Objektiv. Beide Kameras klemmte ich jeweils auf ein stabiles Reisestativ.
Insgesamt dauerte die Beobachtung bis kurz nach 3 Uhr morgens. In dieser Zeit intensivierten sich die NLC sogar noch ein wenig. Der Höhepunkt der Sichtung war gegen 2:30 Uhr, als die Wolken eine Höhe von knapp 15 Grad über dem Horizont und eine Ausdehnung von ca. 120° erreichten. Es entwickelte sich ein hübsches Display (so werden die Felder der NLC genannt). Die Szenerie wurde vom zunehmenden, fast vollen Mond beleuchtet, der 2 1/2 Grad nördlich von Saturn und niedrig über dem Südhorizont stand. Leider störte die hohe Luftfeuchtigkeit, nach dem intensiven Regen der vergangenen Tage, ein wenig, so dass die Linsen der Objektive nach und nach zutauten. Das war auch ein Grund für das Ende der Beobachtung.
In den nachfolgenden Tagen fand ich kaum Zeit, die Bilder zu bearbeiten. Aus 3 der in dieser Nacht gewonnenen Bilder erstellte ich mit der kostenlosen Software Hugin ein Panorama.