Nachdem ich im letzten Jahre eher Pech mit dem Wetter hatte und nahezu alle astronomischen Highlights buchstäblich ins Wasser gefallen sind – von den 3 sichtbaren Finsternissen konnte ich nur eine beobachten – wird das Jahr 2012 für Finsternis begeisterte Sternfreunde eher ein mageres Jahr. Nur der Venusdurchgang am 6. Juni 2012 verspricht das astronomische Highlight des Jahres schlechthin zu werden. Denn schließlich wird es den nächsten Transit erst in 105 ½ Jahren geben. Nichts desto trotz werfe ich auch diesmal einen kleinen Ausblick auf besondere astronomische Ereignisse im Jahr 2012. Wie immer wird in den aktuellen Monatsbeiträgen zum Sternhimmel, hier im Blog und vor allem auf meiner Homepage, der Mond- und Planetenlauf etwas ausführlicher vorgestellt.
Der Lauf der Planeten
Der innerste Planet des Sonnensystems Merkur ist von allen Planeten, die mit dem bloßen Auge sichtbar sind, am schwierigsten zu beobachten, da er sich stets in der Nähe der Sonne aufhält. Der flinke Planet ist Ende Februar bis in das erste Märzdrittel hinein tief im Westen am Abendhimmel sichtbar und kommt am 5. Februar in eine größte östliche Elongation zur Sonne. Gleichzeitig ist es ist die beste Abendsichtbarkeit für das Jahr 2012. Am 1. Juli steht Merkur abermals in einer östlichen Elongation, so dass er ab Mitte Juni für einige Tage ebenfalls am Abendhimmel sichtbar wird. Deutlich besser lässt sich Merkur in der zweiten Augusthälfte sowie Anfang Dezember über dem östlichen Horizont in der Morgendämmerung aufspüren, wenn der Planet am 16. August bzw. am 5. Dezember in westlicher Elongation zur Sonne steht.
Unser Schwesterplanet Venus ist von Januar bis Ende Mai Abendstern und lässt sich in dieser Zeit optimal am Abendhimmel beobachten. Am 27. März erreicht sie mit 46° Abstand ihre größte östliche Elongation zur Sonne. Am 6. Juni steht sie dann in unterer Konjunktion und zieht als dunkler Punkt vor der Sonnenscheibe vorüber. Von Mitte Juni bis zum Ende des Jahres kann sie dann am Morgenhimmel beobachtet werden. Interessant werden die engen Begegnungen mit Regulus im Löwen am 3. Oktober und Saturn am 27. November.
Unser roter Nachbarplanet Mars ist zu Beginn des Jahres in der zweiten Nachthälfte sichtbar und kommt am 3. März im Sternbild Löwe wieder in Opposition zur Sonne. Zwei Tage später steht er mit 0,67 AE oder 100 Mio. km Entfernung schließlich in Erdnähe. Bis zum Oppositionszeitpunkt verbessert sich seine Sichtbarkeit spürbar. Während er seine Oppositionsschleife zieht, hält er sich in den Sternbildern Löwe und Jungfrau auf. Nach seiner Opposition ist Mars ein Objekt der ersten Nachthälfte und bis in den Juli hinein am Abendhimmel vertreten. Bis Jahresende verschwindet er kurz nach dem Ende der Dämmerung unter dem Horizont. Seine Konjunktion mit der Sonne erreicht der Planet aber erst im April 2013.
Der Riesenplanet Jupiter ist zunächst am Abendhimmel sichtbar und steht im März zusammen mit der Venus über dem westlichen Horizont. Mitte April verschwindet er vom Abendhimmel und steht dann am 13. Mai in Konjunktion zur Sonne. Erst ab Ende Juli taucht der Planet, zusammen mit der Venus, wieder am Morgenhimmel auf. Für den Rest des Jahres kann Jupiter in der Nähe der Hyaden im Sternbild Stier aufgespürt werden. Er dehnt seine Sichtbarkeit bis zur Opposition am 3. Dezember auf die ganze Nacht aus und dominiert schließlich den winterlichen Nachthimmel.
Zunächst ist der Ringplanet Saturn noch ein Objekt für die zweite Nachthälfte und kann in der Nähe von Spica in der Jungfrau aufgefunden werden. Am 15. April kommt Saturn schließlich in Opposition zur Sonne und ist dann die ganze Nacht über sichtbar. Bis Ende August verschwindet der Planet vom Abendhimmel, bis Saturn von der Sonne überholt und am 25. Oktober in Konjunktion mit ihr steht. Erst gegen Ende November erscheint der Ringplanet wieder am Morgenhimmel.
Uranus ist zu Beginn des Jahres noch am westlichen Abendhimmel sichtbar. Bis Mitte Februar verschwindet der Planet aber langsam in der Abenddämmerung. Am 10. Februar zieht Venus nur 0,3 ° nördlich an Uranus vorbei. Am 24. März steht er dann in Konjunktion zur Sonne und unsichtbar mit ihr am Taghimmel. Erst Mitte Juni taucht der grünliche Planet wieder am Morgenhimmel auf. Am 29. September kommt Uranus schließlich im Sternbild Fische in Opposition zur Sonne und ist dann die ganze Nacht über sichtbar. Bis zum Ende des Jahres bleibt er am Abendhimmel vertreten.
Der äußere Planet des Sonnensystems Neptun verschwindet im Januar vom Abendhimmel, wird von der Sonne eingeholt und steht am 19. Februar schließlich in Konjunktion mit unserem Zentralgestirn. Ab Mitte Juni taucht der Planet wieder am Morgenhimmel auf. Am 24. August kommt Neptun im Sternbild Wassermann in Opposition zur Sonne und kann dann noch bis zum Ende des Jahres am Abendhimmel aufgefunden werden.
Der Zwergplanet Pluto ist aufgrund seiner geringen Helligkeit um 14 mag nur in größeren Teleskopen sichtbar und steht am 29. Juni im Sternbild Schütze der Sonne gegenüber.
Das Finsternisjahr 2012
Im Jahr 2012 ereignen sich insgesamt 4 Finsternisse: Eine ringförmige am 20./21. Mai und eine totale Sonnenfinsternis am 13. November sowie eine partielle Mondfinsternis am 4. Juni und eine Halbschattenfinsternis des Mondes am 28. November 2012. Leider sind alle Finsternisse von Mitteleuropa aus unsichtbar.
Der Mond geht zwar am 28. November 2012 für 50° n. Br. und 14° ö. L. um 16:25 Uhr MEZ auf (knapp eine Stunde nach Mitte der Finsternis), da die Halbschattenphase einer Mondfinsternis aber kaum auffällig ist und der Austritt in der hellen Abenddämmerung stattfindet, wird vom deutschsprachigen Raum aus visuell so gut wie nichts zu sehen sein.
Ringförmige Sonnenfinsternis am 20./21. Mai 2012
Weil diese Sonnenfinsternis in der Nacht vom 20. auf den 21. Mai stattfindet, bleibt auch die partielle Phase für mitteleuropäische Beobachter unsichtbar. Nur der äußerste Norden Skandinavien, wo die Mitternachtssonne tief über dem Horizont steht, hat die Gelegenheit, die partielle Phase mit wenigen Prozent Bedeckung zu beobachten. Sie ist die 58. Finsternis des 128. Saros-Zyklus welche 73 Sonnenfinsternisse umfasst.
Die Zentrallinie verläuft über Südchina, das Gelbe Meer, Südjapan, den Nordpazifik und trifft anschließend auf die nordamerikanische Westküste. Dabei kommen Nordkalifornien, Nevada, Utah, Arizona, New Mexiko sowie Texas in den Genuss der ringförmigen Phase. Die Sonnenfinsternis endet demnach inmitten der USA, wenn der Feuerring schließlich unter dem westlichen Horizont verschwindet. Die Breite der Zentrallinie misst maximal 237 Kilometer und der Durchmesser des Mondes 94,4% des scheinbaren Durchmessers der Sonnenscheibe. Die partielle Phase kann in Südostasien, dem Nordpolargebiet, in Nord- und in Teilen Mittelamerikas beobachtet werden.
Die Finsternis beginnt am 20. Mai und 21:56 Uhr MEZ mit dem 1. Kontakt am Ort 131°04′ ö. L. und 10°04′ s. Br. und endet am 21. Mai um 3:49 Uhr am Ort 124°17′ w. L. und 22°48′ n. Br. Am längsten ist die ringförmige Phase am Ort 176°19′ ö. L. und 49°05′ n. Br. – mitten im Pazifik – mit 5 Minuten und 46 Sekunden Dauer zu sehen.
Partielle Mondfinsternis am 4. Juli 2012
Zur Mittagszeit am 4. Juli ereignet sich eine partielle Mondfinsternis, wobei rund 37% der Mondscheibe vom Kernschatten der Erde getroffen wird. Dabei steht der Mond von Mitteleuropa aus gesehen unbeobachtbar unter dem Horizont.
Die Größe der Finsternis beträgt das 0,376-fache des scheinbaren Monddurchmessers und die Dauer 2 Stunden und 7 Minuten. Sie gehört zum 140. Saros-Zyklus und ist die 25. von insgesamt 80 Mondfinsternissen. Beobachter in Ostasien, Japan, Australien, dem Pazifischen Ozean und der Antarktis sowie in den westlichen Teilen Nord- und Südamerikas können die Finsternis beobachten.
Die Mondfinsternis beginnt um 9:47 Uhr MEZ mit dem Eintritt in den Halbschatten der Erde. Um 0:59 Uhr erfolgt der Eintritt in den Kernschatten. Die Mitte der Finsternis ist schließlich um 12:03 Uhr erreicht. Der Austritt des Mondes aus dem Kernschatten findet um 13:07 Uhr und aus dem Halbschatten um 14:20 Uhr statt, lange bevor der Mond vom deutschsprachigen Raum aus aufgeht.
Totale Sonnenfinsternis am 13./14. November 2012
Der überwiegende Teil der Totalität dieser Finsternis spielt sich in Ozeanien und über dem südpazifischen Raum ab, ohne dass der Mondschatten das Festland berührt. Nur Menschen, die im nordöstlichen Zipfel Australiens, mit den beiden Bundesstaaten Northern Territory und Queensland, leben, kommen immerhin 2 Minuten in den Genuss der totalen Verfinsterung. Da die Finsternis auf der Südhalbkugel und auf der gegenüberliegenden Seite der Erde stattfindet, ist auch die partielle Phase von Mitteleuropa aus nicht sichtbar. Die Sonnenfinsternis ist die 45. im 133. Saros-Zyklus, der insgesamt 72 Sonnenfinsternisse umfasst.
Die Finsternis beginnt mit dem 1. Kontakt im Nordosten Australiens am 13. November um 20:38 Uhr MEZ am Ort 150°08′ ö. L. und 4°28′ s. Br. Das Maximum wird um 23:12 Uhr mitten im Südpazifik, knapp 1000 km östlich von Neuseeland, am Ort 161°20′ w. L. und 39°58′ s. Br. erreicht. Hier wird die Sonne maximal 4 Minuten und 2 Sekunden vom Mond bedeckt. Die Breite der Kernschattenzone beträgt dort 179 km. Der Kernschatten des Mondes zieht weiter und verlässt die Erde (4. Kontakt) am 14. November um 1:46 Uhr etwa 1000 km westlich der chilenischen Küste am Ort 97°44′ w. L. und 22°09′ s. Br.
Die gesamte partielle Phase der Sonnenfinsternis ist in Australien, Neuguinea, Ozeanien und dem südlichen Pazifik sowie in einigen Teilen der Antarktis und an der Südspitze Südamerikas sichtbar.
Halbschattenfinsternis des Mondes am 28. November 2012
Die Halbschattenfinsternis ist vollständig nur von Australien und Asien aus zu beobachten und wäre mit einer maximalen Größe von 91,5% theoretisch sogar wahrnehmbar. Dabei stehen 94,2% des scheinbaren Monddurchmessers im Halbschatten der Erde. Zum Maximumszeitpunkt ist eine leicht graue Verfärbung der nördlichen Mondkalotte bemerkbar. Mitteleuropäische Beobachter können rein theoretisch nur noch den Austritt des Mondes aus dem Halbschatten der Erde beobachten, wenn der Mond über dem nordöstlichen Horizont aufgeht.
Die Finsternis ist im Saros-Zyklus 145 die 11. Finsternis, die insgesamt 71 Mondfinsternisse umfasst. Sie ist vollständig von Asien, Australien sowie vom pazifischen Raum aus zu beobachten.
Die Finsternis beginnt um 13:13 Uhr MEZ mit dem Eintritt des Mondes in den Halbschatten der Erde. Die Mitte der Finsternis ist um 15:33 Uhr erreicht. Zu diesem Zeitpunkt steht der Mond von Mitteleuropa aus gesehen noch unter dem Horizont. Schließlich endet die Finsternis um 17:53 Uhr, für uns visuell nicht sichtbar, mit dem Austritt aus dem Halbschatten der Erde. Zum Austrittszeitpunkt befindet sich der Mond, je nach Standort, knapp 15 Grad hoch über dem nordöstlichen Horizont.
Der Venusdurchgang am 6. Juni 2012
Venus- und Merkurdurchgänge vor der Sonnenscheibe gehören phänomenologisch zu den Finsternissen. Am 6. Juni 2012 ist es wieder soweit, nachdem am 8. Juni 2004 die Venus letztmalig vor der Sonnenscheibe vorübergezogen ist. Unser Schwesterplanet kommt an diesem Tag gegen 3 Uhr morgens in eine untere Konjunktion zur Sonne. Nur 16 Stunden später passiert sie gegen 19 Uhr auch den absteigenden Knoten ihrer Bahn. Somit bilden Sonne, Venus und Erde nahezu eine exakte Linie, so dass die Venus vom Erdmittelpunkt aus gesehen von 00:10 Uhr bis 6:50 Uhr MESZ vor der Scheibe unseres Zentralgestirns vorüberzieht. Zur Mitte des Transits um 3:30 Uhr MESZ wird mit 9′14″ schließlich der geringste Abstand zum Sonnenscheibenmittelpunkt erreicht. Am besten ist das Ereignis von Australien, dem Westpazifik, dem östlichen Asien sowie im Nordpolargebiet zu sehen.
Der Venustransit ist bei Sonnenaufgang von Mitteleuropa aus gesehen schon voll im Gange. In meiner Heimatstadt Lübben geht die Sonne um 4:47 Uhr Sommerzeit auf, so dass wir noch knapp 2 Stunden lang die Endphase des Ereignisses verfolgen können. So sollten wir, wenn möglich, einen geeigneter Standort mit freier Sicht zum Nordosthorizont aufsuchen, um das Ereignis optimal und möglichst lange zu beobachten. Bei Sonnenaufgang steht Venus dann im oberen rechten Bereich der Sonnenscheibe. Bis kurz nach 6:30 Uhr nähert sich das dunkle Venusscheibchen dem inneren Sonnenrand und erreicht es schließlich für einen Ort 50° n. Br. und 10° ö. L. um 6 Uhr 37 Minuten und 32 Sekunden (3. Kontakt). Um 6 Uhr 55 Minuten und 3 Sekunden trennt sich wieder das Venusscheibchen vom Rand der Sonne (4. Kontakt).
Besonders Wichtig ist, dass man geeignete Vorkehrungen trifft und das Ereignis nicht ohne ausreichenden Schutz der Augen verfolgt, da ansonsten schwere Augenschäden die Folge sind! Eine Sonnenfinsternisbrille, die im Optik- bzw. Astrofachhandel käuflich erworben werden kann, kann hier gute Dienste leisten. Das Venusscheibchen ist mit einem Durchmesser von 53,3 Bogensekunden nämlich schon mit bloßem Auge als kleiner Punkt vor der Sonnenscheibe erkennbar. Möchte man mit einem Fernglas oder Teleskop den Transit beobachten, muss man unbedingt vorher das Objektiv mit einem geeigneten Filter abdecken. Bauanleitungen für einen Objektivsonnenfilter aus Baader-Solarfolie gibt es zahlreich im Internet.
Übrigens wird es der letzte Venusdurchgang für die nächsten 105 ½ Jahre sein, so dass kein heute lebender Mensch noch einmal die Venus als schwarze Silhouette vor der Sonne sehen wird. Venustransite sind nämlich äußerst seltene Ereignisse. Erst am 11. Dezember 2117 ist der nächste Venusdurchgang zu beobachten und zwar auf der uns abgewandten Seite der Erde. Von unseren Breiten aus gibt es den nächsten sogar erst wieder am 8. Dezember 2125!
Jupiterbedeckung durch den Mond am 15. Juli 2012
In den frühen Morgenstunden des 15. Juli können wir von Europa aus eine Bedeckung Jupiters und seiner Monde durch den abnehmenden Mond verfolgen. Die Bedeckung ist von Nordasien und Europa aus zu sehen, mit Ausnahme von Skandinavien, Großbritannien und der iberischen Halbinsel. Die Bedeckung Jupiters findet an der beleuchteten Seite des Mondes, je nach Standort, zwischen 3:30 Uhr und 3:45 Uhr MESZ in der frühen Morgendämmerung statt. Der Austritt erfolgt am unbeleuchteten Mondrand rund eine halbe Stunde später. Für meinen Standort Lübben wird um 3:44 Uhr der Riesenplanet bedeckt. Die Bedeckung endet dann um 4:20 Uhr.
Am besten beobachtet man das Ereignis mit Hilfe eines Fernglases oder Teleskops. Aber auch mit bloßem Auge ergibt sich ein schöner Anblick, wenn die Sichel des abnehmenden Mondes oberhalb von Venus, Aldebaran und den Hyaden im Sternbild Stier steht.
Kometen und Asteroiden heller als 7 mag
Wir müssen uns wahrscheinlich noch bis März 2013 gedulden, bis Der Komet C/2011 L4 PANSTARRS mit einer respektablen Helligkeit und voraussichtlich langem Schweif am westlichen Abendhimmel steht. Davor können wir noch bis Mitte 2012 den Kometen C/2009 P1 Garradd in kleinen Instrumenten beobachten. Des Weiteren gibt es im Jahr 2012 wieder zwei Kleinplaneten, die heller als 7. Größenklasse werden und die nahezu gleichzeitig ihre Opposition erreichen und im Sternbild Stier sichtbar sind.
Komet C/2009 P1 Garradd
Der Komet C/2009 P1 Garradd, der am 13. August 2009 im Zuge einer automatischen Himmelsüberwachung von G. J. Garradd am Siding Spring Observatorium in Australien entdeckt wurde, stand im Sommer 2011 bis in den Herbst hinein günstig am Abendhimmel. Am 23. Dezember 2011 erreichte der Schweifstern mit 1,55 AE bzw. 232 Mio. km Abstand auch seine geringste Entfernung zur Sonne (Perihel). Zum Jahreswechsel zieht er im Sternbild Herkules schnell in Richtung Norden, wird ab Ende Januar zirkumpolar und kann demzufolge die ganze Nacht über beobachtet werden. Trotzdem ist er zu Beginn des Jahres noch am besten am Morgenhimmel beobachtbar. Ab Mitte Februar erreicht der Schweifstern voraussichtlich die 6. Größenklasse und erreicht in der ersten Märzwoche seinen geringsten Abstand zur Erde (Perigäum). Er zieht durch die nördlichen Sternbilder und erreicht besonders ab März und April 2012 Höhen von mehr als 70 Grad. In den Monaten Mai und Juni gibt der Komet dann seine Abschiedsvorstellung und verschwindet im Sternbild Krebs langsam außer Sicht.
Zwergplanet (1) Ceres
Der Zwergplanet (1) Ceres ist mit einem Durchmesser von 975 Kilometer das größte Objekt im Asteroiden-Hauptgürtel zwischen Mars und Jupiter. Ceres wurde am 1. Januar 1801 von Giuseppe Piazzi entdeckt und nach der römischen Göttin des Ackerbaus benannt. Sie kommt am 18. Dezember 2012 im Sternbild Stier in eine günstige Opposition zur Sonne und erreicht eine Helligkeit von 6,7 mag. Damit ist Ceres schon sehr leicht in jedem Fernglas beobachtbar. Aufgrund ihrer günstigen Deklination von +25° steht sie gegen Mitternacht hoch am Himmel und ist deshalb optimal zu beobachten. Gleichzeitig ist es auch die günstigste Ceres-Opposition im ersten Viertel des 21. Jahrhunderts!
Asteroid (4) Vesta
(4) Vesta wurden nach der römischen Göttin für Heim und Herd benannt und wurde am 29. März 1807 von Heinrich Olbers in Bremen entdeckt. Mit 516 Kilometern Durchmesser ist Vesta der zweitgrößte Asteroid des Hauptgürtels. Der Asteroid kommt am 9. Dezember 2012 im Sternbild Stier in Opposition zur Sonne und erreicht eine Helligkeit von 6,4 mag. Damit ist sie ebenfalls sehr leicht in Ferngläsern sichtbar. Im letzten Jahr stand Vesta am 5. August 2011 mit 5,6 scheinbarer Helligkeit im Sternbild Steinbock in Opposition zur Sonne und konnte theoretisch schon mit bloßem Auge erkannt werden.
Am 15. Juli 2011 schwenkte die Raumsonde Dawn in eine Umlaufbahn um Vesta ein schickte faszinierende Fotos des Asteroiden zur Erde. Im Juli 2012 fliegt Dawn weiter zum Zwergplaneten Ceres, wird ihn aber erst im Februar 2015 erreichen.
Weitere Infos zur Sichtbarkeit von Komet Garradd gibt es in einem extra Artikel hier im Blog. Informationen zu den beiden günstigen Asteroiden-Oppositionen im Dezember 2012 werden folgen.
Meteorströme 2012
Über das Jahr verteilt sind zahlreiche Meteorströme am Himmel sichtbar, von denen einige sehr ergiebige sind, andere wiederum in ihrer Aktivität stark schwanken. Die wichtigsten Meteorströme sind:
Quadrantiden
Der Radiant der Quadrantiden befindet sich im Sternbild Bärenhüter. Sie sind vom 1. Januar bis 5. Januar aktiv und besitzen mittlere Eintrittsgeschwindigkeiten von 41 km/s. Das Maximum von 120 bis 200 Meteoren pro Stunde findet in der Nacht vom 3. auf den 4. Januar statt. Bis 4:30 Uhr stört noch der zunehmende Mond die Beobachtung des Sternschnuppenstroms. Der Ursprunsgkörper der Quadrantiden ist der Asteroid 2003 EH1, der wahrscheinlich der Kern des ehemaligen Kometen C/1490 Y1 ist.
Lyriden
Die Lyriden kommen aus dem Sternbild Leier und sind vom 16. bis 25. April die ganze Nacht über sichtbar. Das oft nicht sehr ausgeprägte Maximum von 18 Meteoren pro Stunde findet in den frühen Morgenstunden des 22. April statt. In einigen Jahren gab es starke Ausbrüche von mehr als 300 Sternschnuppen, so dass sich eine Beobachtung des Meteorstroms lohnt. Die Teilchen des Stromes dringen mit einer Geschwindigkeit von 49 km/s in die Erdatmosphäre ein und erzeugen mittelschnelle Sternschnuppen. Auch der Mond wird in diesem Jahr die Beobachtung der Lyriden nicht stören. Als Ursprungskörper zählt der Komet C/1861 Thatcher.
Eta-Aquariden
Zwischen dem 19. April bis 28. Mai sind die Eta-Aquariden am Morgenhimmel sichtbar, mit einem Maximum von 85 Sternschnuppen pro Stunde am 6. Mai. Da der Radiant im Sternbild Wassermann im Mai nicht sehr hoch über dem Horizont steht, machen sich in unseren Breiten deutlich weniger Meteore bemerkbar. In diesem Jahr werden die Eta-Aquariden leider ein Opfer des Vollmondes. Mit 66 km/s handelt es sich um sehr schnell Meteore, die aufgrund des niedrigen Radiantenstandes lange Leuchtspuren zeigen. Der Ursprungskörper der Eta-Aquariden ist kein geringerer als der Komet 1P/Halley.
Südliche Delta-Aquariden
Die südlichen Delta-Aquariden sind zwischen dem 12. Juli und 19. August aktiv. Der Radiant liegt 3 Grad westlich von Delta Aquarii und erreicht in unseren Breiten zum Maximumszeitpunkt, in der Nacht vom 28. auf den 29. Juli, gut 25 Grad Höhe über dem Horizont. Bei optimalen Bedingungen und hohem Radiantenstand sind bis zu 20 Meteore sichtbar, die mit einer Geschwindigkeit von 41 km/s in die Erdatmosphäre eindringen. Leider wird der zunehmende Mond und die früh einsetzende Morgendämmerung die Beobachtung dieses Meteorstroms stören.
Perseiden
Der bekannteste Meteorstrom des Jahres sind die Perseiden, dessen Radiant im Sternbild Perseus liegt. Sie tauchen zwischen dem 17. Juli bis 24. August auf und sind vorrangig am späten Abend bis zum Morgen hin sichtbar. Das Maximum, mit einer stündlichen Zenitrate (ZHR) von mehr als 100 Sternschnuppen, findet in der Nacht vom 11. auf den 12. August statt. Leider geht der Mond in der Maximumsnacht schon kurz nach Mitternacht auf, so dass bis zum Morgengrauen deutlich weniger Sternschnuppen sichtbar sind. Als Ursprungskörper der 59 km/s schnellen Meteore gilt der periodische Komet 109P/Swift-Tuttle.
Draconiden
Die Draconiden im Sternbild Drache, auch nach ihrem Ursprungskörper dem Kometen 21P/Giacobini-Zinner Giacobiniden genannt, sind die ganze Nacht über vom 6. bis 10. Oktober sichtbar. In den meisten Jahren werden in der Maximumsnacht am 8. Oktober nur wenig Meteore registriert, die mit einer äußerst langsamen Geschwindigkeiten von 18 km/s auf die Erdatmosphäre treffen und deshalb sehr gemächlich über den Himmel ziehen. Im Jahr 2011 gab es mit einer stündlichen Zenitrate von 600 aber eine deutlich gesteigerte Aktivität. Leider macht sich in diesem Jahr der abnehmende Halbmond gegen Mitternacht störend bemerkbar.
Orioniden
Die Orioniden im Sternbild Orion sind vom 2. Oktober bis 7. November aktiv. Das Maximum des mit 30 Meteoren pro Stunde nicht sehr aktiven Stroms ist in der Nacht vom 20. auf den 21. Oktober zwischen Mitternacht und der Morgendämmerung zu erwarten. Mit 66 km/s handelt sich um sehr schnelle Meteore. Als Ursprunsgkörper gilt auch hier der Komet 1P/Halley. In diesem Jahr gibt es nahezu optimale Beobachtungsbedingungen, da die zunehmende Mondsichel rund zwei Stunden vor Mitternacht untergeht.
Leoniden
Neben den Perseiden im August zählen auch die Leoniden, die scheinbar aus dem Sternbild des Löwen zu kommen scheinen, zu den bekanntesten Meteorströmen des Jahres. Alle 33 Jahre zeigen die Leoniden stärkere Ausbrüche mit hohen Zenitraten, die mit der Umlaufzeit des Ursprungskörpers, der periodische Komet 55P/Temple-Tuttle, korreliert ist. So wurden im Jahr 1998 340 und in den Jahren 1966 und 1866 mehrere Tausend Sternschnuppen pro Stunde registriert. Der berühmteste Ausbruch der Leoniden fand allerdings im Jahr 1833 mit mehr als 200.000 Sternschnuppen pro Stunde statt! In normalen Jahren sind die Leoniden, die mit einer Geschwindigkeit von 71 km/s auf die Erdatmosphäre treffen, eher unauffällig. So auch in diesem Jahr. Sichtbar sind die Leoniden vom 10. bis 23. November zwischen Mitternacht und dem Morgengrauen. Das Maximum, mit im Schnitt 50 Meteoren, findet ungestört durch den Mond in der Nacht vom 17. auf den 18. November statt.
Geminiden
Zu den stärksten Meteorströmen des Jahres, aufgrund der kalten Witterung meistens relativ unbeachtet, zählen die Geminiden. Der Radiant befindet sich ungefähr 1 Grad nordwestlich vom Hauptstern Kastor in den Zwillingen. Der Meteorstrom ist zwischen dem 7. bis 17. Dezember die ganze Nacht über sichtbar und erzeugt aufgrund der geringen Eintrittsgeschwindigkeit der Teilchen von 35 km/s lange flache und zum Teil sehr helle Meteorerscheinungen. Zum Maximum in der Nacht vom 13. auf den 14. Dezember sind bis zu 120 Sternschnuppen sichtbar. Der Mond wird die Beobachtung dieses Meteorstroms nicht stören, da am 13. Dezember Neumond ist. Als Ursprungskörper der Geminiden gilt der Asteroid (3200) Phaethon, der ein „erloschener Komet“ zu sein scheint.
Die Jahreszeiten
Bleiben zum Abschluss dieser „kurzen“ Jahresvorschau nur noch die Termine der Jahreszeiten, die Daten der Apsiden sowie Beginn und Ende der Sommerzeit zu nennen:
Das Jahr 2012 ist nach dem Gregorianischen Kalender ein Schaltjahr mit 366 Tagen. Am 5. Januar um 1:30 Uhr steht die Erde mit 0,98329 AE oder knapp 147,1 Millionen Kilometer in Sonnennähe (Perihel). Am 20. März beginnt um 6:14 Uhr MEZ auf der Nordhalbkugel der Erde der Frühling (Tagundnachtgleiche). Am 21. Juni um 01:09 Uhr MESZ ist Sommeranfang (Sonnenwende) und damit der längste Tag des Jahres. Die Sonne geht an diesem Tag in meiner Heimatstadt Lübben um 4:44 Uhr auf und erst um 21:27 Uhr Sommerzeit wieder unter. Am 5. Juli um 4:03 Uhr steht die Erde am weitesten von der Sonne entfernt, im Aphel ihrer Bahn. An diesem Tag trennen uns 1,01674 AE oder 152,1 Millionen Kilometer von unserem Zentralgestirn. Herbstbeginn (Tagundnachtgleiche) ist am 22. September um 16:49 Uhr MESZ. Am 21. Dezember beginnt um 12:12 Uhr MEZ schließlich der Winter mit der Wintersonnenwende. An diesem kürzesten Tag des Jahres geht die Sonne um 8:10 Uhr auf und verschwindet um 15:55 Uhr wieder unter der Horizontlinie.
Sommerzeit
Die Mitteleuropäische Sommerzeit (MESZ) geht gegenüber der Mitteleuropäischen Zeit (MEZ) um eine Stunde vor. Sie gilt voraussichtlich vom 25. März bis 28. Oktober 2011.
Nachwort
Wie man sieht, ist auch das Jahr 2012 wieder mit zahlreichen astronomischen Highlights gesegnet, obwohl keine Finsternis vom deutschsprachigen Raum aus sichtbar werden wird. Auf jeden Fall muss man sich den Termin des Venusdurchgangs am 6. Juni 2012 rot im Kalender anstreichen. Außerdem freue ich mich schon auf die Abendsichtbarkeit von Merkur im März und auf die Jupiterbedeckung am 15. Juli 2012. Und hoffentlich wird 2012 wettertechnisch ein deutlich besseres Jahr als das vergangene, wo sich der überwiegende Teil der astronomischen Highlight hinter Wolken abspielte. Auch sollte man sich den 24. März 2012 schon mal vormerken, da an diesem Tag wieder der von der Vereinigung der Sternfreunde (VdS) organisierte deutschlandweite Astronomietag stattfinden wird.
Beitragsbild: Moonrise 2 © Bernd Boscolo / aboutpixel.de