Murphy hat wie so oft mal wieder triumphiert. Nach Wochen nahezu optimalen Wetters, zeigte sich die totale Mondfinsternis am 15. Juni 2011 größtenteils hinter Wolken. Ähnlich wie mir, ging es sicherlich vielen Sternfreunden, die mal einen Blick auf den verfinsterten Mond erhaschen wollten. Und obwohl mir kein Foto gelang, konnte ich das Himmelsschauspiel wenigstens einige Minuten lang zwischen den wenigen Wolkenlücken verfolgen. Zumindest war es im Hinblick auf die Mondfinsternis vom 21. Dezember 2010 und der partiellen Sonnenfinsternis am 4. Januar 2011 keine totale Pleite.
An diesem Abend traf ich mich mit meinen beiden Astrokumpels Uwe und Mario in Finsterwalde (Elbe-Elster). Im Gepäck hatte ich mein 10x50 Zeiss Dekarem Fernglas, nebst nagelneuem schweren Stativ, und meine Canon EOS 600D, das mit dem 55–200 Sigma-Teleobjektiv bestückt war. Gegen 19 Uhr traf ich bei Uwe ein, wo wir die Zeit bis kurz vor Mondaufgang mit Kaffee und Fachsimpeleien tot schlugen. Gegen 21:30 Uhr ging es dann los zu unserem Beobachtungsort in der Nähe von Marios Gartengrundstück, direkt im Süden der Stadt. Und hier zeigte sich der Himmel so, wie ich es schon von Anfang an befürchtet hatte: Wolken über Wolken, bis zum Horizont, unterbrochen von einigen Lücken, die stets an den falschen Stellen waren.
Der Junivollmond sollte gegen 21:17 Uhr schon verfinstert im Südosten aufgehen. Unsere Uhr zeigte kurz nach 21:00 Uhr. Ein Blick in Richtung Südosten verriet, dass wir den Mond wohl nicht zu Gesicht bekommen werden.
Als keine Besserung der Wettersituation in Sicht war, fuhren wir kurzerhand zum Klönschnack und einem kleinen Bierchen in Marios Garten und warteten die Zeit noch etwas ab. Hin und wieder schauten wir in Richtung Südosten, ob sich der Mond doch noch hinter einer Wolkenlücke zeigt. Schließlich verabschiedeten wir uns enttäuscht kurz nach 22 Uhr.
Ich wollte im Gewerbegebiet in Massen, bei einer bekannten Fast-Food-Kette, noch etwas essen und dann in Richtung Heimat aufbrechen. Den Burger schlang ich mir schnell hinunter, da ich befürchtete, doch noch die entscheidene kleine Wolkenlücke zu verpassen. Mein Navi lotste mich In Richtung A3. In der Nähe eines Windparks und einer kleinen Ortschaft hatte ich eine kleine Schrecksekunde: Mitten auf der Fahrbahn tauchte plötzlich ein Fuchs auf, den ich kurzerhand mit dem rechten Reifen noch erwischte. Gezwungenermaßen musste ich in einem kleinen verlassenden Kaff einen Zwangsstopp einlegen und den potentiellen Schaden erstmal begutachten. Glück im Unglück für mich, denn hier konnte ich den Durchgang der Internationalen Raumstation ISS verfolgen, die hoch über mir meinen Standort flog. Und da war er dann, der verfinsterte Mond: In Richtung Südosten schälte sich eine Art Sichel aus der dichten Wolkensuppe hervor. Nach der Totalität, trat der Mond wieder aus dem Kernschatten der Erde hervor. Das Schauspiel dauerte weniger als eine Minute, bis eine neue Wolkenbank den Mond bedeckte.
Die Kollision mit dem Tier hat schließlich eine hübsche Schleifspur am unteren rechten Kunststoffteil der Stoßstange, in der Nähe des Radkastens, hinterlassen. Ohne dieses Tieropfer, wäre mir der Durchgang der ISS und die kleine Wolkenlücke sicherlich entgangen.
Auf der A3 in Richtung Berlin sah ich dann noch hin und wieder aus dem Augenwinkeln heraus, den Mond hinter den Wolkenlücken hervorblitzen. Zu dumm, dass ich hier auf der Autobahn nicht einfach anhalten konnte. In Lübben angekommen, sah ich unseren Erdtrabanten, der nun fast vollständig aus dem Kernschatten herausgetreten ist, abermals hinter Zirren. Mit den umgebenden Nadelbäumen des Nachbargrundstücks ergab sich ein wunderschöner Anblick. Ich war aber zu faul, die Kamera hervorzukramen zumal sich die Mondscheibe nur schemenhaft zeigte.
Nun hoffe ich auf die totale Mondfinsternis am 10. Dezember 2011 mit hoffentlich besseren Wetter…