Alljährlich um die Neumondzeit im September findet das Herzberger Teleskoptreffen statt. Auch in diesem Jahr trafen sich, zwischen dem 17. und 20. September 2009, Hobbyastronomen aus nah und fern zum Gedankenaustausch und zur gemeinsamen Beobachtung in Jeßnigk.
Wie im letzten Jahr reisten einige Besucher schon am Donnerstag an. Allerdings war erst die Nacht von Freitag auf Samstag nahezu optimal. Im Gegensatz zum letzten Jahr kam es zu keinerlei Tau- oder Nebelbildung, so dass bis in die Morgendämmerung hinein beobachtet werden konnte. Ab 2.00 Uhr morgens konnten Grenzgrößen zwischen 6,7 und 6,9 im Zenit erreicht werden. Einige Teilnehmer bestätigten sogar die Sichtung der Dreicksgalaxie Messier 33 indirekt mit bloßem Auge. Die Milchstraße zeigte sich auch fernab des Zenits reich strukturiert und mit zahlreichen Dunkelwolken durchsetzt. Die Nacht auf Sonntag war von den Bedingungen her weitaus schlechter und es zeigten sich zum Teil recht störende Lichterglocken in Richtung Herzberg und Berlin. Trotz alle dem konnten Grenzgrößen von deutlich über 6,0 mag gemessen werden.
Auch beim diesjährigen HTT herrschte eine sehr familiäre Stimmung vor. Nach Herzenslust wurde gefachsimpelt und neue Freundschaften geschlossen. Hier und da bildeten sich kleinere Beobachtergruppen. Die Disziplin und Gegenseitige Rücksichtnahme der Besucher war ebenfalls sehr vorbildlich. Zum ersten Mal gab es so gut wie keine Weißlichtstörung. Allerdings hatte der Veranstalter auch vorgesorgt, denn am Eingang zum Gelände konnte man sich mit Alufolie und Klebeband eindecken. Nur am Freitagabend kam es zu einem kleineren Zwischenfall, als ein Spaßvogel auf dem nahe liegenden Feld – wohl um das 10 jährige Jubiläum zu feiern – eine Feuerwerksbatterie abfackelte. 😀
Wie in jedem Jahr gab es eine beispielhafte und nahezu durchgehende gastronomische Betreuung. Bis weit nach Mitternacht war der H‑Alpha-Biergarten geöffnet. Jeder konnte hier für kleines Geld seinen Hunger und seinen Durst stillen. Außerdem gab es jeden Morgen ein reichhaltiges Frühstücksbuffet mit reichlich Kaffee zum Munterwerden. Und selbst am Nachmittag gab es Kaffee und Kuchen.
Die Veranstalter konnten am Freitagabend mit einem reichhaltigen Rahmenprogramm aufwarten. Der sehr interessante Vortrag von Prof. Dr. Matthias Steinmetz vom Astrophysikalischen Institut Potsdam (AIP) mit dem Titel „Das Fernrohr – eine kosmische Zeitmaschine“, konnte zahlreiche Besucher anlocken. Danach kam es zum ersten Spatenstich für die Elsterland-Sternwarte durch den Hauptsponsor Michael Möckel, der sogar mit einem kleinen Glas Sekt begossen wurde. Schließlich wurde der Beobachtungsabend mit einem farbenfrohen Sonnenuntergang und durch den nahen Vorbeiflug der ISS am Stern Wega eingeläutet. Ab 21.00 Uhr konnten Besucher dem HTT-Skyguide lauschen, der von Uwe Pilz auf der Südwiese Live moderiert wurde, oder sogar aktiv daran teilnehmen. Danach sah und hörte man bis weit nach Mitternacht geschäftiges Treiben auf dem Platz. Dr. Erhardt Hänßgens 42 Zoll Riesendobson wurde regelrecht umlagert und selbst bis in die frühen Morgenstunden hinein sollte die Warteschlange nicht kleiner werden. Wer bis zum Morgen durchhielt, wurde mit einem beeindruckenden Zodiakalichtkegel belohnt.
Der Samstag begann mit einem musikalischen Frühschoppen der Bergarbeiter von Plessa, die selbst ältere Semster der Gemeinde Jeßnigk aus ihren Häusern locken konnte. Danach fand die AstroTechnik- und Vereinsmesse statt. Hier konnten sich die Besucher bei Gerd Neumann Jr., Michael Koch, Daniel Arndt und Wolfgang Lille über Produktneuheiten informieren und hier und da sogar ein Schnäppchen ergattern.
Den ganzen Samstagnachmittag lang gab es die verschiedensten Workshops und Projekte, so dass niemals Langeweile aufkommen sollte. So konnten Sternfreunde ihre Optiken vermessen lassen oder einen Spiegelschleifkurs besuchen. Uwe Pilz informierte über die Tätigkeiten der VDS-Fachgruppe Kometen und stellte sein Einsteigerbuch vor. Leider fiel der Vortrag von Peter Lehmann, über die Tätigkeit der Bundesdeutschen Arbeitsgemeinschaft für Veränderliche Sterne (BAV), aus, weil der Veranstalter nicht rechtzeitig einen Overhead-Projektor besorgen konnte. Allerdings tröstete der sehr interessante Vortrag von Elisabeth Dietze, vom Astroclub Radebeul, etwas darüber hinweg. Sie stellte hier ihr Schülerprojekt vor, das die Veränderlichenbeobachtung mit einer digitalen Kompaktkamera zum Thema hatte. Und auch das AstroTeam Elbe-Elster, die Initiatoren des HTT, stellte ihr Sternwartenprojekt vor. Unglücklicherweise fand der Großteil der Projekte nahezu zeitgleich statt, so dass einige Gäste den Justierworkshop für Newton-Teleskope oder den praktischen Workshop über Bildbearbeitung mit Giotto und Avistack verpassten.
Zum ersten Mal in der zehnjährigen Geschichte des HTT gab es eine Prämierung der interessantesten Selbsbauprojekte. So ging der erste Preis an Daniel Restemeier für seinen tollen 16 Zoll Gitterrohrdobson, der mit einer perfekt selbstgeschliffenen Optik aufwarten konnte. Uwe Asmus erhielt einen Preis für seine geniale Wasserrohrmontierung. Ein älterer Herr erhielt ebenfalls einen Preis für seine clevere Fotonachführung. Und auch der hübsche 20 Zöller der Lausitzer Sternfreunde und ein Selbstbau-Apo aus einem Objektiv, das die letzte Elbeflut schadlos überstanden hatte und auf einer Selbstbaumontierung ruhte, die der berühmten Zeiss-Montierung nachempfunden wurde, wurden ebenfalls lobend erwähnt. Danach konnten die Besucher an der Festveranstaltung zum HTT-Jubiläum teilnehmen.
Wie man sieht lohnt sich ein Besuch des HTT im Land der Schwarzen Elster. Durch den dunklen Nachthimmel Südbrandenburgs, der professionellen Vorbereitung des AstroTeams Elbe-Elster, der stets netten Gäste und des schon unheimlich guten Wetters, ist das größte Teleskoptreffen Ostdeutschlands mittlerweile ein Garant für interessante und erlebnisreiche Tage und Nächte geworden.
Mehr zum 10. HTT gibt es auf der offiziellen Webseite des Treffens und in einem weiteren umfangreichen Bericht auf meiner Homepage.
Hallo Andreas, hallo HTT Gemeinde,
nun ist es vorbei und es bleiben noch 11,5 Monate zum abwarten bis zum 11. HTT.
Zum Glück kann man in deiner wunderbar gelungenen Bildergalerie und deinen Berichten schwelgen. Großes Kompliment, du weist für mich kommt, so einen Bericht einzustellen, nahe an Hexerei ran.
War ein tolles Treffen, mit fast optimalen Wetter, guten Gesprächen und einer super Verpflegung.
Weiter so ich schau immer gern bei dir rein.
Gruß Uwe (der andere andere ;-))
Als Abschluss habe ich nun auch einige nächtliche Stimmungsbilder in die Bildergalerie vom 10. HTT mit aufgenommen.