Beobachtungszeit 15. Mai 2009, 23:00 Uhr MESZ
Im Norden
Der Große Wagen hat seine höchste Stellung im Zenit gerade überschritten und wird im Laufe der Nacht langsam wieder herab sinken. Die beiden hinteren Kastensterne fünfmal verlängert zeigen auf den Polarstern. Der Kasten des Kleinen Bären befindet sich nun in seiner höchsten Stellung über dem Nordhorizont. Im Gegenzug durchläuft das Himmel‑W oder Kassiopeia gerade ihre untere Kulmination. Zwischen Polarstern, Drache und Kassiopeia kann man auch den Kepheus erkennen, der die Form eines Hausdaches hat. Die Kassiopeia wie auch der Kepheus gehören in unseren Breiten zu den Zirkumpolarsternbildern, die niemals untergehen. Auch der Drache, der sich rechts vom Kleinen Bären und um ihn herumschlängelt, steigt jetzt immer höher.
Im Nordwesten kann noch der obere Teil des Perseus erkannt werden. Rechts daneben funkelt auch die gelbliche Capella im Fuhrmann, in geringer Höhe über dem Horizont, vor sich hin. Oberhalb der beiden Sternbilder können aufmerksame Beobachter auch das unscheinbare Sternbild Giraffe ausmachen. Über dem Nordost-Horizont sind die schwachen Sterne der Eidechse jedoch kaum zu erkennen.
Im Osten
Zu unserer Standardbeobachtungszeit erkennt man schon einige markante Sternbilder des nahenden Sommers. Genau im Osten und in mittlerer Höhe über dem Horizont erkennt man das Sternbild Herkules. In dunklen Nächten kann hier der Kugelsternhaufen M 13, als unscheinbares Fleckchen, erkannt werden. Darüber funkelt das Halbrund der Nördlichen Krone und das Sternbild Bärenhüter, mit dem orange erscheinenden hellen Hauptstern Arktur.
Der Kopf des Drachen befindet sich nun links vom Herkules. Im Nordosten und in Horizontnähe kann man schon das Sommerdreieck mit Wega in der Leier, Deneb im Schwan und Atair im Adler erkennen. Der Hauptstern des Adlers ist aber gerade erst über dem Horizont erschienen und es bedarf einer sehr guten Horizontsicht, um den Hauptstern des Adlers zu erkennen. Unterhalb des Herkules ist auch der Schlangenträger mit der Schlange schon vollständig aufgegangen.
Im Süden
Im Süden befinden sich immer noch die meisten Frühlingssternbilder. Zum einen ist das die Jungfrau mit der hellen und weiß erscheinenden Spica, die jetzt genau im Süden in mittlerer Höhe über dem Horizont steht. Darüber erkennt man das Haar der Berenike und noch höher die unscheinbaren Jagdhunde. Links daneben fällt auch die drachenförmige Figur des Bärenhüters auf, die sich mit dem hellen und orangen Stern Arktur recht auffällig und hoch am Himmel zeigt Die Deichsel des Großen Wagens (Teil des Sternbild Großer Bär) befindet sich nun genau im Zenit. Dieser Himmelsabschnitt im Süden ist übrigens ein Paradies für Galaxienjäger, weil wir von hier aus unserer eigenen Galaxie hinaus in den tiefen des Weltalls blicken.
Unterhalb der Jungfrau hat der westliche Teil der Wasserschlange, der Becher und der Rabe den Südpunkt schon längst überschritten. Im Südosten steht auch das Sternbilder Waage und der vordere Teil des Sternbild Skorpion noch niedrig über dem Horizont. Der Ringplanet Saturn, im südöstlichen Teil des Löwen, befindet sich schon im Südwesten.
Im Westen
Im Westen verschwinden nun auch die letzten Sterne des Winterhimmels. Zum einen befindet sich der Stern Prokyon im Kleinen Hund recht nahe dem Horizont und kurz vor seinem Untergang. Rechts daneben stehen die Zwillinge, ebenfalls recht dicht aber noch vollständig über dem Horizont. Im Nordwesten geht auch das Sternbild des Fuhrmann, mit der hellen und gelblich erscheinenden Capella, langsam unter.
Im Südwesten neigt sich der Löwe ebenfalls seinen Untergang entgegen. Hingegen befindet sich der Ringplanet Saturn in mittlerer Höhe und somit noch in einer relativ günstigen Beobachtungsposition am Himmel. Recht unterhalb des Löwenkopfes sind auch die schwachen Sterne des Krebses relativ schwierig auszumachen. Hier kann aber die Praesepe oder Krippe unter einem dunklen Himmel erkannt werden. Links daneben befinden sich, parallel zum Horizont gelegen, auch Kopf und Hals der Wasserschlange. Der Große Bär steigt jetzt aus der Zenitgegend langsam wieder herab. Unter den Hinterläufe erkennen aufmerksame Beobachter die schwachen Sterne des Kleinen Löwen und unterhalb der Vorderpranken und nahezu parallel zum Horizont, auch das unscheinbare Sternbild Luchs.
Der Mond
Am 1. des Monats steht der zunehmende Halbmond in knapp 5° Abstand südöstlich der Krippe, auch Praesepe genannt, im Krebs. Einen Tag später kann er dann bei Regulus im Löwen aufgefunden werden. Am 4. Mai passiert der Mond 7° südlich den Ringplaneten Saturn. Am Morgen des 7. Mai erreicht der fast volle Mond Spica in der Jungfrau. Der Abstand zwischen den beiden beträgt hier nur rund 4°. Am 9. Mai ist dann schließlich die Vollmondphase erreicht.
Kurz vor Mitternacht des 10. Mai können wir unseren Erdtrabanten tief am Südosthimmel und sehr nahe bei Antares im Skorpion aufspüren. Sein Abstand vom hellen und rötlichen Hauptstern des Skorpions beträgt gerade mal 1°. In den nachfolgenden Tagen hält sich der Mond dann am Morgenhimmel auf. Am Morgen des 17. Mai befindet sich der abnehmende Halbmond tief im Südosten und nur 2° nordwestlich vom hellen Jupiter entfernt. Am Morgen des 21. Mai steht die abnehmenden Mondsichel dann in der Nähe der hellen Venus. Am 22. Mai sehen wir ihn schließlich als schmale Sichel zum letzten mal, bevor am 24. die Neumondphase erreicht ist.
Nur 33 Stunden nach Neumond haben wir die Chance, die schmale Sichel tief über dem Westhorizont aufzuspüren. Am 27. Mai steht die Mondsichel dann in der Nähe von Kastor und Pollux in den Zwillingen und am Abend des 30. Mai befindet sich unser Erdtrabant zwischen Saturn und Regulus im Löwen. Am letzten Tag des Monats steht er schließlich 8° südlich des Saturn.
Die Planeten
Der flinke Planet Merkur kann in den ersten Maitagen noch tief über dem Nordwesthorizont aufgespürt werden. Am 2. geht der 1,1 mag helle Planet um 22:28 Uhr unter. Allerdings ist es erst gegen 21:30 Uhr dunkel genug, um den Planeten zu erkennen. Gegen 22:00 Uhr verschwindet er schließlich in den horizontnahen Dunstschichten. Am 18. Mai erreicht er seine untere Konjunktion zur Sonne und ist somit den Rest des Monats unbeobachtbar. Am 25. Mai steht er auch im Aphel seiner Bahn und damit in Sonnenferne. Am vorletzten Tag des Monats beendet er schließlich seine Rückläufigkeit und eilt dann wieder rechtläufig durch den Tierkreis.
Venus baut langsam ihre Morgensichtbarkeit weiter aus. Ihr Winkeldurchmesser schrumpft von Anfangs 40″ auf 25″. Ihre Beleuchtungsphase nimmt im Gegenzug deutlich zu, von Anfangs 25% auf 47%. Im Teleskop erscheint sie somit als Halbvenus. Am 2. Mai strahlt der Morgenstern schließlich mit ‑4,5 mag im größten Glanz. Die Aufgänge der Venus verfrühen sich ebenfalls von Anfangs 04:19 Uhr auf 03:20 Uhr Sommerzeit am Monatsende.
Mars in den Fischen wird langsam am Morgenhimmel sichtbar und erreicht immer nördlichere Positionen. Gegen Ende des Monats besteht die Chance, ihn in der Morgendämmerung zu sichten. Sein Winkeldurchmesser ist aber noch recht klein und beträgt gerade mal 4,6″.
Jupiter im Steinbock wird zum Objekt der zweiten Nachthälfte. Sein Durchmesser wächst von Anfangs 37,9″ auf 41,7″. Die Helligkeit steigt ebenfalls von ‑2,2 mag auf ‑2,5 mag. Damit wird Jupiter nach Venus zum hellsten Objekt am Morgenhimmel. Die Entfernung zur Erde nimmt von Anfangs 779 Mio. km auf 707 Mio. km ab. Die Jupiteraufgänge verfrühen sich von 03:25 Uhr am 1. des Monats auf 01:34 Uhr am Monatsende. Am 19. Mai zieht er in nur 5′ Abstand an My Capricorni vorbei. Am 25. Mai kommt es zu einer engen Begegnung mit Neptun, der in nur 23′ Abstand südlich am Riesenplaneten vorbeizieht.
Saturn im Löwen befindet sich immer noch in guter Beobachtungsposition am westlichen Abendhimmel. Am 17. des Monats wird er stationär. Anschließend wandert er wieder rechtläufig durch den Tierkreis. Damit beendet Saturn seine diesjährige Oppositionsperiode. Auch die Saturnhelligkeit nimmt ab und beträgt am Ende des Monats nur noch 0,9 mag. Die Saturnuntergänge verfrühen sich von Anfangs 04:21 Uhr auf 02:22 Uhr Sommerzeit. Der Ring zeigt sich im Mai nur 4° geöffnet.
Uranus, rechtläufig in den Fischen, beginnt tief im Südosten seine Morgensichtbarkeit. Allerdings kann er sich noch nicht richtig am Morgenhimmel durchsetzen und bleibt somit unbeobachtbar.
Neptun wird gegen Ende des Monats immer besser am Morgenhimmel sichtbar. Er steht in der Nähe des Jupiter und sein Winkelabstand zum Riesenplaneten nimmt bis zum 25. Mai ab. An diesem Tag passiert er Jupiter in einem südlichen Abstand von nur 0,4°. Somit ergibt sich die Chancen, den 7,9 mag hellen und 2,5″ großen Planeten mit einem Teleskop aufzuspüren. Am 29. wird der sonnenfernste Planet im Sternbild Steinbock stationär und bewegt sich anschließend rückläufig seiner Oppositionsstellung entgegen. Am 15. geht Neptun um 02:33 Uhr Sommerzeit auf. Ende Mai überschreitet der Planet schon um 01:31 Uhr den Horizont.
Der Zwergplanet Pluto ist kurz nach Mitternacht am besten zu beobachten. Auf Grund seiner Helligkeit von nur 13,9 mag ist allerdings ein Teleskop von mindestens 10 Zoll Öffnung erforderlich.
Helle Kometen und Planetoiden
Die Sichtbarkeitsperiode des Kometen C/2007 N3 Lulin geht bis Mitte Mai zu Ende. Nach der Dämmerung steht der Schweifstern auch schon recht nahe am Horizont im Sternbild Zwillinge. Die Helligkeit geht von Anfangs 10,5 mag auf 11,5 mag am Monatsende zurück. Am 11. Mai begegnet Lulin auch den rund 10 mag hellen Kometen C/2008 T2 Cardinal in weniger als 2° Abstand. Um beide Kometen aufzufinden bedarf es allerdings ein Teleskop von mindestens 6 Zoll Öffnung.
Komet C/2009 F6 Yi-SWAN lässt sich nur noch bis Mitte Mai über dem Nordhorizont beobachten. Er wandert aus dem Perseus kommend in den Fuhrmann. Die Helligkeit nimmt von Anfangs 8,5 mag auf 9,0 mag ab.
C/2006 W3 Christensen Helligkeit liegt Anfang des Monats zwischen 9,0 und 9,5 Magnituden und könnte gegen Ende Mai noch eine halbe Größenklasse ansteigen. Die Beobachtung des Kometen im nördwestlichen Teil des Sternbild Pegasus gestaltet sich aber zu Beginn des Monats immer noch als schwierig, weil er sich in den frühen Morgenstunden noch recht nahe am nordöstlichen Horizont aufhält. Er gewinnt aber langsam wieder an Höhe und wird im letzten Monatsdrittel um 2:00 Uhr MESZ günstig am Morgenhimmel platziert sein.
Komet 22P/Kopff Helligkeit könnte ab Mitte Mai die 10 mag Marke überschreiten. Seine Bahn verläuft im Grenzgebiet Steinbock Wassermann. Somit ist der Komet recht schwierig zu beobachten, weil sein Aufgang Mitte Mai erst gegen 02.00 Uhr Sommerzeit erfolgen wird.
(1) Ceres kann noch in der ersten Nachthälfte im Sternbild Löwe aufgefunden werden. Die Helligkeit geht weiterhin zurück und beträgt Ende Mai nur noch 8,5 Magnituden. Am 1. des Monats geht der Zwergplanet um 05:21 Uhr und am letzten Tag des Monats um 03:13 Uhr Sommerzeit unter.
Am 2. Mai kommt der Asteroid (6) Hebe im östlichen Teil des Sternbild Jungfrau in Opposition zur Sonne und wird dabei 9,9 mag Helligkeit erreichen. Zur Mitte des Monats fällt die Helligkeit des Kleinplaneten allerdings wieder unter 10 Magnituden. Zu Beginn des Monats kulminiert Hebe um 01:36 Uhr und zur Monatsmitte bereit um 00:28 Uhr Sommerzeit.
(7) Iris im Sternbild Schütze wird Mitte Mai heller als 10 mag. Sie geht am 15. um 00:47 Uhr Sommerzeit auf. Ende Mai beträgt ihre Helligkeit schon 9,7 mag und der Aufgang erfolgt um 23:34 Uhr.
(8) Flora ist in diesem Monat im Sternbild Jungfrau günstig zu beobachten. Allerdings wird ihre Helligkeit zu Beginn des Monats schon unter 10 mag gefallen sein. Am Abend des 21. Mai kommt es zu einer engen Begegnung zwischen Flora und Zeta Virginis. Der Abstand beträgt hier gerade mal 2′. Eine günstige Gelegenheit, die 10,3 mag helle Flora zu identifizieren. Der Kleinplanet wird zu Beginn des Monats um 00:20 Uhr den Meridian überschreiten. Am Ende des Monats erfolgt ihr Durchgang bereits um 21:58 Uhr Sommerzeit.
Der Kleinplanet (14) Irene lässt sich im Mai ebenfalls sehr günstig im Sternbild Jungfrau beobachten. Am 11. Mai steht Irene nur 7′ von 92 Virginis entfernt. Der Asteroid kulminiert Anfang Mai um 00:33 Uhr und am Monatsende bereits um 22:14 Uhr Sommerzeit. Die Helligkeit nimmt von 9,0 mag auf 9,7 mag ab.
Meteorströme
Anfang Mai sind die Eta-Aquariden sichtbar. In der Nacht vom 5. auf den 6. Mai erreicht der Meteorstrom sein Maximum und dabei sind rund 40 Meteore pro Stunde zu erwarten. Die Meteore sind mit 65 km/s auch recht schnell und zeigen zum Teil lange Leuchtspuren. Die Aktivität geht dann noch bis zum 20. Mai.
Auf Grund des horizontnahen Radianten sind die Eta-Aquariden in unseren Breiten aber kaum zu beobachten. Eine südliche Position, z.B. in den Tropen, ist für die erfolgreiche Beobachtung dieses Meteorstroms unabdingbar. Der Ursprungskörper der Mai-Aquariden ist kein geringerer als der Komet 1P/Halley!
Des Weiteren sind in den Morgenstunden des 20. Mai die Scorpius-Sagittarius-Meteore zu erwarten, deren Radiant rund 1° nördlich von Beta Scorpii liegt. Es handelt sich dabei mit 30 km/s um mittelschnelle Meteore.