Objekte des Monats: Der offene Sternhaufen Messier 18

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Mes­sier 18 (NGC 6613) ist ein offe­ner Stern­hau­fen im süd­li­chen Stern­bild Schüt­ze (Sagit­ta­ri­us) und wur­de am 3. Juni 1764 vom fran­zö­si­schen Astro­no­men Charles Mes­sier ent­deckt. Er nahm ihn als Num­mer 18 in sei­nen berühm­ten Kata­log kome­ten­ar­ti­ger Objek­te auf. Mes­sier beschrieb das Objekt als einen Hau­fen klei­ner Ster­ne, der von etwas Nebel umge­ben ist und sich unter­halb von Mes­sier 17 befin­det. Der bri­ti­sche Astro­nom John Her­schel schrieb um 1840: „Ein armer und gro­ber Hau­fen. Ent­hält etwa ein Dut­zend Ster­ne von 10. Grö­ße und 15 oder 20 wei­te­re der 12. bis 15. Grö­ße.“ Im eng­li­schen Sprach­raum ist M 18 auch unter dem Eigen­na­men „Black Swan Clus­ter“ bekannt. Mes­sier 18 ist eines der weni­gen Objek­te im Mes­sier-Kata­log, das noch nicht vom Hub­ble-Welt­raum­te­le­skop foto­gra­fiert wurde.

Ein junger Haufen in direkter Nachbarschaft zum Omeganebel

Mes­sier 18 ist ein rela­tiv stern­ar­mer und klei­ner offe­ner Stern­hau­fen der Trump­ler-Klas­se II 3 pn, der sich inmit­ten des reich­hal­ti­gen Ster­nen­felds der Milch­stra­ße im Stern­bild Schüt­ze befin­det. Er besteht aus einer gerin­gen Anzahl hel­ler und schwa­cher Ster­ne mit gerin­ger zen­tra­ler Kon­zen­tra­ti­on. Mit einer schein­ba­ren Hel­lig­keit von 7,5 mag ist M 18 bereits in Fern­glä­sern und klei­nen Tele­sko­pen erkenn­bar. Der Stern­hau­fen besitzt eine Win­kel­aus­deh­nung von 10 Bogen­mi­nu­ten am Him­mel, was, umge­rech­net auf die Ent­fer­nung von 4.900 Licht­jah­ren, einer wah­ren Aus­deh­nung von rund 13 Licht­jah­ren ent­spricht. Mit einem Alter von 33 Mil­lio­nen Jah­ren ist Mes­sier 18 noch sehr jung. Ins­ge­samt ent­hält der Stern­hau­fen rund 40 Ein­zel­ster­ne der 8. bis 10. Grö­ßen­klas­se. Die unmit­tel­ba­re Nähe zur galak­ti­schen Ebe­ne macht es jedoch schwie­rig, ein­zel­ne Mit­glie­der als zum Stern­hau­fen gehö­rend zu iden­ti­fi­zie­ren. Denn M 18 ist durch inter­stel­la­re Absorp­ti­on um etwa 1,4 Grö­ßen­klas­sen geschwächt.

Messier 18
Mes­sier 18 im Schüt­zen – Auf­nah­me von Micha­el Brei­te, Ste­fan Heutz & Wolf­gang Ries, Quel­le: CCD-Gui­de, Astro­no­mi­scher Arbeits­kreis Salzkammergut

Der Hau­fen ent­hält min­des­tens 29 hel­le, blaue Über­rie­sen der Spek­tral­klas­se B, die ihr Licht über­wie­gend im Ultra­vio­let­ten emit­tie­ren. Der hells­te von ihnen (HD 168352) besitzt eine schein­ba­re Hel­lig­keit von 8,65 Grö­ßen­klas­sen und die Spek­tral­klas­se B2. In Mes­sier 18 fin­den sich aber auch gel­be und oran­ge Über­rie­sen­ster­ne, dar­un­ter drei Ster­ne der Spek­tral­klas­se A. Außer­dem wur­de ein Be-Stern gefun­den. Dabei han­delt es sich um ver­än­der­li­che Ster­ne, die auf­grund ihrer star­ken Rota­ti­on abge­plat­tet sind und Emis­si­ons­li­ni­en in ihren Spek­tren zei­gen. Die Gesamt­mas­se des Hau­fens wird auf 188 Son­nen­mas­sen geschätzt. M 18 umkreist den Kern unse­rer Milch­stra­ße mit einer Peri­ode von 186,5 Mil­lio­nen Jah­ren und durch­quert die galak­ti­sche Ebe­ne ein­mal alle 27,4 Mil­lio­nen Jah­re. Der­zeit befin­det er sich 70 Licht­jah­re unter­halb der galak­ti­schen Ebene.

Messier 16 & Messier 17
Milch­stra­ße mit dem Adler­ne­bel (Mes­sier 16) und Ome­ga­ne­bel (Mes­sier 17)

In der Umge­bung von M 18 leuch­ten vie­le Ster­ne in den unter­schied­lichs­ten Far­ben – von Rot-Oran­ge bis Gelb. Es han­delt sich dabei über­wie­gend um Vor­der­grund­ster­ne. Die zahl­rei­chen schwach leuch­ten­den, röt­li­chen Ster­ne hin­ge­gen lie­gen weit hin­ter Mes­sier 18, direkt im Sagit­ta­ri­us­arm unse­rer Gala­xis. Es han­delt sich um alte, gelb­lich-oran­ge Ster­ne, deren Licht zusätz­lich durch inter­stel­la­ren Staub blo­ckiert wird, sodass sie uns röt­lich erschei­nen. Die zahl­rei­chen schwa­chen Hin­ter­grund­ster­ne ver­lei­hen dem Stern­hau­fen eine neb­li­ge Erschei­nung. Von den elf Mes­sier-Objek­ten in die­sem Him­mels­be­reich ist M 18 wahr­schein­lich das am schwers­ten zu fin­den­de Objekt. Denn der Stern­hau­fen liegt genau zwi­schen zwei ande­ren berühm­ten Him­mels­ob­jek­ten des Mes­sier-Kata­logs: dem Ome­ga­ne­bel (Mes­sier 17) im Nor­den und der klei­nen Sagit­ta­ri­us-Ster­nen­wol­ken (Mes­sier 24) im Süden auf der uns zuge­wand­ten Sei­te des Sagit­ta­ri­us-Spi­ral­arms. Eini­ge Astro­no­men ver­mu­ten, dass der Ome­ga­ne­bel zusam­men mit dem Stern­hau­fen ent­stan­den sein könn­te und dass der in ihm ein­ge­bet­te­te Stern­hau­fen zusam­men mit M 18 eine Art Dop­pel­hau­fen bildet.

Beobachtung

Mes­sier 18 ist vor allem für klei­ne­re Instru­men­te ein loh­nen­des Him­mels­ob­jekt und befin­det sich in einem Gebiet, das für Hob­by­as­tro­no­men beson­ders inter­es­sant ist, da es zahl­rei­che Stern­hau­fen und Nebel ent­hält. Der Stern­hau­fen erscheint im 7×50 bzw. 10×50 Feld­ste­cher als hel­ler, duns­ti­ger Nebel­fleck zwi­schen M 17 und M 24, die alle im sel­ben Gesichts­feld sicht­bar sind. Bereits in klei­nen Tele­sko­pen mit 2,5 bis 3‑Zoll Öff­nung und nied­ri­gen Ver­grö­ße­run­gen sind mehr als ein Dut­zend hel­ler, blau-wei­ßer Ster­ne sicht­bar. Die­se kon­zen­trie­ren sich vor einem neb­li­gen Hin­ter­grund unauf­ge­lös­ter Ster­ne des Sagit­ta­ri­us-Spi­ral­arms unse­rer Gala­xis. Die hells­ten Ster­ne sind in einer Drei­ecks­form ange­ord­net, deren Spit­ze nach Nord­os­ten zeigt. Mit einer Öff­nung von 4 bis 5‑Zoll und einer 40 bis 50-fachen Ver­grö­ße­rung sind 15 bis 20 locker grup­pier­te Ster­ne unter­schied­li­cher Hel­lig­keit sicht­bar. Sie ver­tei­len sich auf einem Gebiet mit einer Aus­deh­nung von 9 Bogen­mi­nu­ten. Bei nied­ri­ger Ver­grö­ße­rung steht auch M 17 im sel­ben Gesichtsfeld.

Sagittarius
Das Stern­bild Schüt­ze mit zahl­rei­chen Deep-Sky-Objek­ten der süd­li­chen Milchstraße

Mit Tele­sko­pen von 6 bis 8‑Zoll Öff­nung und 60-facher Ver­grö­ße­rung sind neben den hel­len Ster­nen auch zahl­rei­che schwa­che Hin­ter­grund­ster­ne erkenn­bar. Die­se sind in zwei annä­hernd par­al­le­le Ster­nen­ket­ten ange­ord­net, die am nörd­li­chen Ende durch einen klei­nen Bogen aus Ster­nen ver­bun­den sind. Dadurch erscheint der Stern­hau­fen deut­lich zwei­ge­teilt. Im obe­ren Bereich ist eine drei­ecki­ge For­ma­ti­on erkenn­bar. Unter­halb der Tei­lung leuch­ten die hells­ten Ster­ne des offe­nen Hau­fens in einem bläu­li­chen Ton. Im Zen­trum erscheint ein hüb­scher Dop­pel­stern. In noch grö­ße­ren Tele­sko­pen wirkt Mes­sier 18 auf­grund sei­ner gerin­gen Kon­zen­tra­ti­on deut­lich weni­ger beein­dru­ckend. Dann zei­gen sich vie­le schwä­che­re Ster­ne, die sowohl zum Stern­hau­fen als auch zum rei­chen Milch­stra­ßen­hin­ter­grund gehören.

Aufsuchkarte
Auf­such­kar­te für Mes­sier 18 – erstellt mit SkytechX

Mes­sier 18 ist am bes­ten in den Som­mer­mo­na­ten zu beob­ach­ten, wenn das Stern­bild Schüt­ze im Süden kul­mi­niert. Der Stern­hau­fen befin­det sich in der Nähe des Tee­kan­nen-Aste­ris­mus des Sagit­ta­ri­us. Er befin­det sich knapp 8 ½ Grad nord­west­lich von Kaus Borea­lis (Lamb­da Sgr, 2,8 mag), dem obe­ren Stern der Tee­kan­ne, und etwa ein Grad süd­lich von Mes­sier 17. Wir fin­den ihn auch, wenn wir von der Mit­te der Linie, die durch Kaus Borea­lis und Gam­ma Scu­ti (4,7 mag) gebil­det wird, aus­ge­hen und das Tele­skop leicht nach Wes­ten schwen­ken. Auch die klei­ne Sagit­ta­ri­us-Ster­nen­wol­ke kann als Ori­en­tie­rung die­nen, wobei sich M 18 rund zwei Grad nörd­lich die­ser gro­ßen und dich­ten Stern­an­samm­lung befindet.

Auf­such­kar­te Mes­sier 18 (81,7 KiB, 37 hits)

Steckbrief für Messier 18

Daten und Fak­ten für den offe­nen Stern­hau­fen Mes­sier 18 im Schüt­zen (Sagit­ta­ri­us)
Objekt­na­meMes­sier 18
Kata­log­be­zeich­nungNGC 6613, Col­lin­der 376, OCL 40
Eigen­na­meBlack Swan Cluster
Typoffe­ner Stern­hau­fen, II 3 p n
Stern­bildSchüt­zen (Sagit­ta­ri­us)
Rekt­aszen­si­on (J2000.0)18h 19m 58,0s
Dekli­na­ti­on (J2000.0)-17° 06′ 06″
V Hel­lig­keit6,9 mag
Flä­chen­hel­lig­keit12,0 mag
Win­kel­aus­deh­nung9,0′
Anzahl der Sterne20
Hells­ter Stern8,6 mag
Durch­mes­ser13 Licht­jah­re
Ent­fer­nung4.900 Licht­jah­re
Beschrei­bungCl,P,vlC; 12 * mag 9–10; 1 deg S of M17
Ent­de­ckerCharles Mes­sier, 1764
Stern­at­lan­tenCam­bridge Star Atlas: Chart 12
Inter­stel­larum Deep Sky Atlas: Chart 66
Mill­en­ni­um Star Atlas: Charts 1367–1368 (Vol III)
Pocket Sky Atlas: Chart 67
Sky Atlas 2000: Chart 15
Urano­me­tria 2nd Ed.: Chart 126

Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

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