NGC 7479 ist eine Galaxie im nördlichen Sternbild Pegasus. Sie wurde am 19. Oktober 1784 von dem deutsch-britischen Astronomen Friedrich Wilhelm Herschel mit seinem 18,7 Zoll Spiegelteleskop entdeckt und katalogisiert. Er notierte: „beträchtlich hell, in Richtung Meridian stark ausgedehnt, in der Mitte allmählich heller“. Ferner wird NGC 7479 im Caldwell Katalog von Sir Patrick Caldwell-Moore als Caldwell 44 gelistet. Aufgrund ihres äußeren Erscheinungsbildes trägt sie auch die weniger bekannten Eigennamen „Propellergalaxie“ bzw. „Superman Galaxy“.
Eine hübsche Balkenspiralen des Nordhimmels
NGC 7479 ist eine hübsche Balkenspiralgalaxie vom Hubble-Typ SBc. Sie ist mit einer scheinbaren Helligkeit von 10,9 mag und ihrem scheinbaren Durchmesser von 4,1 x 3,1 Bogenminuten bereits in mittleren Teleskopen auffindbar und befindet sich 114 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt. Ihr wahrer Durchmesser beträgt mehr als 137.000 Lichtjahre. Ihre Masse wird mit 230 Milliarden Sonnenmassen angegeben. Sie ist von ihrer Ausdehnung her vergleichbar mit unserem eigenen Milchstraßensystem. Die Galaxie steht recht isoliert im Raum und ist Mitglied der Pegasus-Galaxienwolke, die 51 Galaxien umfasst. Nach Meinung einiger Amateurastronom gilt NGC 7479 als die schönste Balkenspirale, die auf der Nordhalbkugel zu sehen ist. Denn ihre eng gewundenen Spiralarme ähneln einem spiegelverkehrten „S“. Sie besitzt eine ähnliche Größe und ein ähnliches Aussehen wie die Balkenspirale NGC 1300 im südlichen Sternbild Eridanus.
Wir blicken hier fast senkrecht auf die Scheibe der Galaxie, die 45° Grad zu unserer Sichtlinie geneigt ist. Ein Spiralarm von NGC 7479 hebt sich deutlicher ab, als der andere und enthält mehr aktive Sternentstehungsregionen. Ferner wird die Propellergalaxie als Seyfert-2-Galaxie klassifiziert und besitzt einen hellen aktiven Kern vom Typ LINER („Galaxien-Kernregion mit Emissionslinien geringen Ionisationsgrads“). Die Spektren weisen schwache ionisierte Emissionslinien und Emissionslinien neutraler Atome von Sauerstoff, Stickstoff und Schwefel auf.
Galaxienverschmelzung und entgegengesetzt rotierende Spiralarme
In den Spiralarmen sowie im Zentrum der Galaxie fand in den letzten 100 Millionen Jahren eine intensive Sternentstehung statt. Das wird als Starburst bezeichnet. Vermutlich kam es vor etwa 300 Millionen Jahren zu einer Galaxienverschmelzung mit einer kleineren Nachbargalaxie. Dabei entstanden vermutlich auch die asymmetrische Spiralstruktur von NGC 7479. Diese enthalten, aufgrund der intensiven Sternentstehungsrate, viele massereiche und junge Sterne und Sternhaufen. Die Überreste der Begleitgalaxie, die vermutlich nur 10% der Masse der Scheibe von NGC 7479 besaß, sammelten sich im Zentrum und bildeten den Balken. Der Balken besitzt allein eine Gesamtmasse von rund 50 Milliarden Sonnen. Bemerkenswert ist, dass die S‑förmigen Spiralarme entgegen dem Uhrzeigersinn rotieren. Im Radiobereich fand man eine rund 39.000 Lichtjahre lange jetartige Struktur die, wie man vermutet, durch die Galaxienverschmelzung entstanden ist. Diese rotiert im Gegensatz zur Scheibe im Uhrzeigersinn und besitzt eine Ausdehnung von 50.000 Lichtjahren.
Neuere Untersuchungen im Radiobereich und mit dem Stratosphären Observatorium SOFIA, aus dem Jahr 2021, zeigen unsichtbare, entgegengesetzte Spiralarme, der durch den Jet des aktiven galaktischen Kerns angetrieben werden. Höchstwahrscheinlich enthält NGC 7479 in ihrem Zentrum ein supermassereiches Schwarzes Loch. Vermutlich wird sich der Balken in 150 Millionen Jahren auflösen und NGC 7479 wieder zu einer normalen balkenlosen Spiralgalaxie werden. Zwei Supernovae wurden in den letzten 30 Jahren in der Galaxie beobachtet. Die Supernova SN1990U wurde am 27. Juli 1990 gefunden und erreichte eine scheinbare Helligkeit von 16 Größenklassen. Sie war vom Typ Ic und wies keine offensichtlichen Wasserstoff- und Heliumlinien auf. Die Supernova SN2009jf wurde am 27. September 2009 entdeckt und erreichte eine maximale Helligkeit von 14,7 mag. Sie war vom Tyb Ib, wobei ein massereicher Stern zu einem Neutronenstern oder Schwarzen Loch kollabiert ist.
Beobachtung
NGC 7479 ist unter einem dunklen Landhimmel bereits mit einem 3‑Zöller und deutlich besser mit einem 4‑Zoll großen Refraktor erkennbar. Sie erscheint bei mittleren Vergrößerungen als länglicher, schwacher und linsenförmiger Lichtfleck, nur 3 Bogenminuten nördlich eines 10 mag hellen Sterns. Der Balken erscheint bei längerem Hinsehen als schmaler Strich, mit einem winzigen Kern. Ab 6 bis 8‑Zoll Öffnung erkennt man eine hellere Kernregion, die einen diffusen Halo besitzt. Dieser hebt sich gut von der Umgebung der in Nord-Süd-Richtung elongierten und ca. 3 Bogenminuten langen Scheibe ab. Im 8‑Zoll Dobson existiert bereits eine gewisse Andeutung von Struktur. Mit 10 bis 12-Zoll Öffnung wird der langgezogene Balken der Galaxie, mit einem deutlich helleren nicht stellarem Zentrum, offensichtlich und erscheint leicht gemottelt. Die Spiralstruktur ist mit dieser Öffnung mit Hilfe des indirekten Sehens nur andeutungsweise erkennbar. Der Balken besitzt eine Verlängerung in Nord-Süd-Richtung. Das ist der sich nach Westen hin windende Spiralarm. Das nördliche Ende des Balkens erscheint dagegen abgeschnitten. Der östliche Spiralarm bleibt unsichtbar. Mit größerer Öffnung ab 16-Zoll erscheint die Galaxie wie der Buchstabe S im Teleskop. Mit höherer Vergrößerung sind beide Spiralarme von NGC 7479 andeutungsweise zu erkennen. Dabei windet sich der westliche und deutlich besser sichtbare Spiralarm um einen 14 mag Stern herum. Dieser Spiralarm erscheint scharf begrenzt, der östliche und schwächere eher flockiger. Der Galaxienbalken und das helle Zentrum sind nun deutlich erkennbar. Der Balken erscheint am nördlichen Ende etwas heller, mit feinen Knoten.
NGC 7479 ist ein typisches Objekt des Sommer- und des Herbsthimmels und relativ leicht an der südwestlichen Ecke des Pegasusquadrats zu finden. Um die Galaxie aufzusuchen, stellen wir Markab (Alpha Peg, 2,49 mag) in die Mitte des Gesichtsfeldes ein. Nun schwenken wir das Teleskop knapp 2 ½ Grad in Richtung Süden, bis die Galaxie unmittelbar nördlich eines 10 mag hellen Sterns auftaucht. Man kann NGC 7479 auch finden, wenn man von dem 4,2 mag hellen Stern Xi Pegasi ausgeht. Man stellt den Stern in die Gesichtsfeldmitte ein und wartet 18 Minuten, bis die Galaxie bei niedriger Vergrößerung, aufgrund der Erddrehung, im Gesichtsfeld erscheint.
Aufsuchkarte Propellergalaxie (NGC 7479) (81,7 KiB, 225 hits)
Steckbrief für NGC 7479
Objektname | NGC 7479 |
Katalogbezeichnung | UGC 12343, PGC 70419, MCG 2–58-60, ZWG 430.58 |
Eigenname | Propellergalaxie, Superman Galaxy |
Typ | Galaxie, SBc |
Sternbild | Pegasus (Pegasus) |
Rektaszension (J2000.0) | 23h 04m 56,7s |
Deklination (J2000.0) | +12° 19′ 20″ |
V Helligkeit | 10,9 mag |
Flächenhelligkeit | 13,4 mag |
Winkelausdehnung | 4,0′ x 3,1′ |
Positionswinkel | 25° |
Absolute Helligkeit | -21,336 mag |
Durchmesser | 137.000 Lichtjahre |
Entfernung | 114 Millionen Lichtjahre |
Beschreibung | pB,cL,mE12,bet 2 st; H I 55;excellent barred spiral |
Entdecker | Friedrich Wilhelm Herschel, 1784 |
Sternatlanten | Cambridge Star Atlas: Chart 13 Interstellarum Deep Sky Atlas: Chart 40 Millennium Star Atlas: Charts 1233–1234 (Vol III) Pocket Sky Atlas: Chart 74 Sky Atlas 2000: Chart 17 Uranometria 2nd Ed.: Chart 82 |