Die helle Spiralgalaxie Messier 83 (NGC 5236), im südlichen Sternbild Wasserschlange (Hydra), wurde am 28. Februar 1752 von dem französischen Astronomen Abbé Nicolas Louis de Lacaille entdeckt. Der Astronom weilte zu dieser Zeit am Kap der Guten Hoffnung in Südafrika und kartografierte den südlichen Sternenhimmel. Er beschrieb sie als „Nebel ohne Stern, klein und unförmig“. Der französische Astronom Charles Messier beobachtete das Objekt am 17. Februar 1781 von Paris aus und beschrieb M 83 als Nebel ohne Sterne, nahe dem Kopf des Zentauren, der schwach und gleichmäßig leuchtet und schwierig im Teleskop zu beobachten sei. Im 19. Jahrhundert beschrieb und zeichnete der englische Astronom William Lassell die Galaxie und bemerkte wahrscheinlich als erster Beobachter ihre Spiralstruktur. Aufgrund ihres äußeren Erscheinungsbildes ist M 83 auch unter ihrem Eigennamen „Südliche Feuerradgalaxie“ (Southern Pinwheel) bekannt. Ihr Spitzname leitet sich von der Ähnlichkeit mit der am Nordhimmel liegenden „Feuerradgalaxie“ Messier 101 ab.
Ein Paradeobjekt des südlichen Sternhimmels
Messier 83 gilt als die am weitesten südlich liegende Galaxie des Messier-Katalogs. Gleichzeitig ist sie die erste Galaxie, die hinter unserer Lokalen Galaxiengruppe aufgefunden wurde. Die Galaxie besitzt eine scheinbare Helligkeit von 7,5 mag. Damit gehört sie zu den 25 hellsten und mit einer Ausdehnung von 12,9 x 11,5 Bogenminuten auch zu den flächenmäßig größten Galaxien an unserem Himmel. Die Grand-Design-Spirale ist am Südhimmel bereits mit einem kleinen einfachen Fernglas zu erkennen. Gleichzeitig gehört M 83 zu den uns am nächsten liegenden und hellsten Balkenspiralgalaxien an unserem Firmament. Auch unsere Milchstraße gehört zu dieser Kategorie. In Wahrheit wird Messier 83 aber als eine Zwischenform zwischen einer normalen Spiral- und einer Balkengalaxie vom Typ SAB(s)c angesehen. Wir blicken direkt von oben auf die Scheibe dieser Welteninsel, die von mitteleuropäischen Standorten aus nur sehr schwierig zu beobachten ist. Denn aufgrund ihrer südlichen Deklination von nur ‑29° steht sie in unmittelbarer Nähe zum südlichen Sternbild Zentaur. Aus diesem Grund steigt sie von Deutschland aus gesehen nur 10 bis 15 Grad hoch über dem Südhorizont. Ein wenig Lichtverschmutzung macht es daher fast unmöglich, überhaupt etwas zu sehen. Von der südlichen Halbkugel der Erde aus ist die „Südliche Feuerradgalaxie“ ein Paradeobjekt am Himmel. Sie gehört sicher zu den spektakulärsten Galaxien, die mit kleineren Amateurteleskopen beobachtet werden können.
Das schwierigste Objekt im Messier-Katalog, jedenfalls für nördliche Beobachter, konnte ich zum ersten Mal Ende Mai 2014 von Namibia aus beobachten. Dort konnten mein Mitbeobachter und ich die wirklich beeindruckende und überraschend leicht sichtbare Spiralstruktur in einem 12 Zoll großen „Birkmaier-Dobson“ erkennen. In einer klaren Nacht, im Frühjahr 2015, beobachtet ich Messier 83 von meinem Standort im Spreewald aus. Dabei gestaltete sich die Suche nach dem Objekt als überaus schwieriges Unterfangen am aufgehellten Südhorizont. Kein Wunder, stand M 83, bei ihrer Kulmination, nur 8° hoch über dem Horizont. Mit dem 8 Zoll GSO Dobson und mittlerer Vergrößerung war allerdings nicht mehr als ein sehr schwacher rundlicher Nebelfleck mit hellerem Kern erkennbar.
Wir blicken hier auf eine Galaxie, die sich nur 14,7 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt befindet und im Zentrum der Centaurus A/M83-Galaxiengruppe beheimatet ist. Das ist ein kleiner Galaxienhaufen, mit 14 Mitgliedern, ähnlich unserer Lokalen Gruppe. Auch die helle Radiogalaxie Centaurus A (NGC 5128) sowie die unregelmäßige Galaxie NGC 5253, im südlichen Sternbild Sternbild Zentaur, sind Mitglieder dieser Gruppe. Im Gegensatz zu M 83 sind sie von unseren Breiten aus nicht beobachtbar. Weitere Mitglieder sind NGC 5264, IC 4316 und PGC 48029. Im Jahr 2003 wurden 112 Cepheiden und zwei Bedeckungsveränderliche in M 83 gefunden – die ersten außerhalb der Lokalen Gruppe. Aus diesem Grund wird Messier 83, zusammen mit Messier 31 am Nordhimmel, als Kalibrierungsinstrument für andere Entfernungsmessmethoden verwendet.
Starburst durch Galaxienwechselwirkung
Messier 83 ist mit einer Ausdehnung von 75.000 Lichtjahren nur etwa 1/2 Mal so groß wie unser eigenes Milchstraßensystem. Zählt man ihre äußere Region, die nur auf sehr lang belichteten Fotos sichtbar sind, dazu, sind es sogar 118.000 Lichtjahre. Hierbei handelt es sich wahrscheinlich um Sternenbögen einer vor kurzer Zeit von M 83 verschlungenen Satellitengalaxie. Ihren Spiralarme zeigen auf lang belichteten Fotografien zahlreiche rötlich leuchtende Wasserstoffnebel. Auch heutzutage entstehen daraus noch sehr viele junge und heiße Sternhaufen. Ein so genannter Starburst findet statt. Diese sind als bläuliche Knoten in den Spiralarmen von M 83 erkennbar. Viele dieser jungen Sternhaufen sind nur wenige Millionen Jahre alt und regen wiederum das ihnen umliegende Wasserstoffgas zum Leuchten an. Insgesamt wurden rund 3.000 junge Sternhaufen gefunden, die weniger als 5 bis 10 Millionen Jahre alt sind. Ferner erkennt man zwischen den Spiralarmen noch zahlreiche Gebiete aus interstellarem Staub. Die rötlich leuchtenden Sternenstehungsregionen können bis in das 20 Bogensekunden große Kerngebiet der Galaxie verfolgt werden.
In dieser Region findet man ebenfalls zahlreiche junge Sternhaufen und Supersternhaufen, mit Massen zwischen 10.000 und einer Million Sonnen. Astronomen vermuten, dass die eigenartige Zwerggalaxie NGC 5253, nur 2° südlich von M 83, aufgrund von Wechselwirkungen, einen Starburst in der Zentralregion von M 83 ausgelöst hat. Es entstand ein junger, innerer Starburstring. NGC 5253 wird auch für die Verformung der Spiralarme vor ein bis zwei Milliarden Jahren verantwortlich gemacht. Ein extrem massereicher Sternhaufen, mit einer Gesamtmasse von etwa 10 Millionen Sonnen, entstand vor etwa 100 Millionen Jahren aus einer früheren Starburstphase. Dieser befindet sich nur wenige Bogensekunden vom kinematischen Zentrum der Galaxie entfernt.
Die Sternentstehungsrate in der Südlichen Feuerradgalaxie ist entlang der Vorderkante der Spiralarme höher, als von der Dichtewellentheorie vorhergesagt. Im Jahr 2008 entdeckte der NASA Satellit Galaxy Evolution Explorer (GALEX) ebenfalls eine große Anzahl junger Sterne in den äußeren Bereichen der Galaxie. Diese reichen bis in einem Abstand von 140.000 Lichtjahre zum Kern. Radiobeobachtungen zeigen in diesen Regionen galaktische Arme aus neutralem Wasserstoffgas. Diese Gasscheibe enthält gut 80% der Gesamtmasse von Messier 83. Ihr Kernbereich wird dagegen überwiegend von einer älteren Sternpopulation dominiert. Der schon weiter oben im Text angesprochene doppelte zirkumnukleare Starburst-Ring besitzt einen Durchmesser von 1.000 Lichtjahren. Dort wird Material in die Zentralregion transportiert. Aus diesem Grund findet zur Zeit im Zentralbereich von Messier 83 die heftigste Sternentstehung statt.
Mit Hilfe des Atacama Large Millimeter/Submillimeter Array (ALMA) wurde ein Mikroquasar im Zentrum von Messier 83 nachgewiesen. Hierbei handelt es sich um ein Schwarzes Loch, mit einer Masse von nur 100 Sonnen. Das Schwarze Loch emittiert zwei Jets, die wiederum das ihm umgebende Gas aufheizen. Weitere Untersuchungen belegen, dass Messier 83 zwei Kerngebiete besitzt, ähnlich wie die berühmte Andromedagalaxie (Messier 31). Das sichtbare Zentrum befindet sich nicht genau in der Mitte der Scheibe sondern etwa 200 Lichtjahre versetzt. Es wurde eine gasförmige Akkretionsscheibe, mit einem Durchmesser von fast 400 Lichtjahren, nachgewiesen, die um den außermittigen Kern rotiert. Keiner der beiden Kerne ist auf das kinematische Zentrum von M 83 ausgerichtet. Astronomen vermuten deshalb, dass die Galaxie in der Vergangenheit eine kleinere Galaxie einverleibt hat, wobei der visuell sichtbare Kern ein Überrest dieser von M 83 verschlungenen Galaxie zu sein scheint.
Supernovae
In den zurückliegenden Jahrzehnten wurden insgesamt sechs Supernovae in M 83 nachgewiesen: SN 1923A, SN 1945B, SN 1950B, SN 1957D, SN 1968L und SN 1983N. Die Supernova SN 1968L war von allen Supernovae die hellste. Sie wurde von dem südafrikanischen Amateurastronomen Jack C. Bennett in Pretoria entdeckt, als er nach einem Kometen Ausschau hielt. Sie leuchtete als Typ I Supernova, nur 5 Bogensekunden vom Kern entfernt, auf und erreichte eine maximale Helligkeit zwischen 11 und 12 Größenklassen. Hierbei handelte es sich um die erste visuelle Entdeckung einer Supernova seit der Erfindung des Teleskops überhaupt! Insgesamt wurden über 300 Supernovareste in der Galaxienscheibe von M 83 nachgewiesen. Sie spielen bezüglich der Kinematik des interstellaren Gases in der Scheibe eine besondere Rolle. Jahrelang war Messier 83 auch diejenige Galaxie, in der die meisten Supernovae entdeckt wurden. Im Jahr 2009 wurde sie aber von der im Sternbild Cygnus beheimateten Spiralgalaxie NGC 6946 übertroffen. Auch in der Spiralgalaxie Messier 61, im Sternbild Virgo, wurden in den zurückliegenden Jahren sechs dieser Sternexplosionen beobachtet.
Beobachtung
Messier 83 kann von südlichen Standorten aus selbst in einem kleinen Opernglas aufgefunden werden. Unter Zuhilfenahme eines 7x50 bzw. 10x50 Feldstecher erscheint sie als runder nebliger Fleck, mit einem helleren Kerngebiet. Für nördliche Beobachter ist M 83 dagegen ein recht schwieriges Objekt. Schon mit kleineren Teleskopen sind am Südhimmel ihre Spiralarme sichtbar, die eine Balkenstruktur formen. Für Beobachter auf der Nordhalbkugel sind Teleskope von mindestens 3 bis 4 Zoll Öffnung, eine gute Horizontsicht sowie ein dunkler, transparenter Himmel nötig, um M 83 überhaupt aufzuspüren. Sie erscheint hier nur als heller Nebelfleck, mit einem Durchmesser von 1/3 des Vollmondes. Ihr helles Kerngebiet ist dabei am auffälligsten. Die Galaxienscheibe erscheint auf beiden Seiten des Kerns bereits gemottelt. Mit 6 bis 8 Zoll Öffnung und höher Vergrößerung um 70-fach besitzt Messier 83 ein helles und besonders auffälliges Kerngebiet sowie einen Halo aus schwächerem Nebel. In guten Nächten sind, um das Zentrum herum, dunkle Strukturen wahrnehmbar. Eine diffuse Aufhellung zieht sich dabei quer durch das Zentrum hinweg. Hierbei handelt es sich schon um die ersten Anzeichen ihrer Spiralstruktur. Mit 10 bis 12 Zoll Öffnung und hoher Vergrößerung entwickelt sich die Galaxie zu einem atemberaubenden Objekt. Hier springen einem die Spiralarme von M 83 regelrecht ins Auge. Die zwei Hauptarme von Messier 83 formen ein spiegelverkehrtes „S“. Der innere Arm verläuft in einer engen Kurve in Richtung Norden. Der äußere Arm weist eine bemerkenswerte rechtwinklige Biegung auf. Der südliche Arm ist deutlich kürzer und entspringt aus der nordöstlichen Seite des Balkens. Nach Westen verläuft eine sehr leichte Aufhellung. Hierbei handelt es sich um einen schwächeren dritten Arm. Es erscheinen zahlreiche Knoten, hellen Kondensationen sowie dunkle Staubspuren, die die Spiralarme voneinander abgrenzen. Der zentrale Balken, der sich von Nordost nach Südwest erstreckt, ist auffällig. Der Kern selber ähnelt eher einem Stern.
Die Galaxie ist ein Objekt für den späten Frühlingshimmel. Sie steht nahe an der nördlichen Grenze zum Sternbild Centaurus und rund 18° südlich von Spica in der Jungfrau. Für nördliche Beobachter steigt Messier 83 nie besonders hoch über den Südhorizont. Um die Südliche Feuerradgalaxie aufzusuchen, gehen wir am besten von den Sternen Gamma Hydrae (3,0 mag) oder Pi Hydrae (3,3 mag) aus. Die Galaxie befindet sich knapp 6 ½ Grad südlich und 3° östlich von Gamma. Wenn wir diese beide Sterne verbinden und die Strecke, im rechten Winkel, in Richtung Süden verlängern, sollte der Ort, wo sich M 83 befindet, zu lokalisieren sein. Wir stellen Gamma Hydrae in die Mitte des Sucherfernrohrs ein und folgen die Dreierkette aus Sternen in Richtung Südosten. Südöstlich vom letzten Stern befindet sich ein Stern der 6. Größenklasse. Rund 2° südlich davon steht eine weitere Dreierkette aus Sternen der 5. bis 6. Größe. Am Ende dieser Kette schwenken wir das Teleskop rund 1° nach Südosten. Nun sollte M 83, nur ein halbes Grad südwestlich eines weiteren Sterns der 6. Größenklassen, im Gesichtsfeld des Teleskops auftauchen. Für südlichere Beobachter gestaltet sich die Suche deutlich einfacher: Die Galaxie liegt nördlich von Menkent (Theta Cen, 2,1 mag) und Iota Centauri (2,8 mag), die mit der Galaxie eine nahezu gleichschenkliges Dreieck bilden. Wenn man nun die Strecke zwischen My (2,9) und Zeta Centauri (2,6 mag) um das Dreifache verlängert, trifft man direkt im Sucherteleskop auf das Objekt.
Aufsuchkarte Südliche Feuerradgalaxie (Messier 83) (48,8 KiB, 406 hits)
Steckbrief für Messier 83
Objektname | Messier 83 |
Katalogbezeichnung | NGC 5236, PGC 48082, ESO 444–81, MCG ‑5–32-50, UGCA 366 |
Eigenname | Südliche Feuerradgalaxie, Southern Pinwheel |
Typ | Galaxie, SBc |
Sternbild | Wasserschlange (Hydra) |
Rektaszension (J2000.0) | 13h 37m 00,2s |
Deklination (J2000.0) | -29° 52′ 02″ |
V Helligkeit | 7,5 mag |
Flächenhelligkeit | 12,8 mag |
Winkelausdehnung | 12,9′ x 11,5′ |
Positionswinkel | 44° |
Absolute Helligkeit | -21,47 mag |
Durchmesser | 75.000 Lichtjahre |
Entfernung | 14,7 Millionen Lichtjahre |
Beschreibung | vB,vL,E55,esBMN,spir; Fast SupNova producer‑4 in 50 yrs |
Entdecker | Abbé Nicolas Louis de Lacaille, 1752 |
Sternatlanten | Cambridge Star Atlas: Chart 17 Interstellarum Deep Sky Atlas: Chart 81 Millennium Star Atlas: Charts 889–890 (Vol II) Pocket Sky Atlas: Chart 46 Sky Atlas 2000: Chart 21 Uranometria 2nd Ed.: Chart 167 |