Objekte des Monats: Die UFO-Galaxie NGC 2683

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NGC 2683 ist eine hel­le Gala­xie am nörd­li­chen Stern­him­mel im Stern­bild Luchs (Lynx). Sie wur­de am 5. Febru­ar 1788 von dem deutsch-bri­ti­schen Astro­no­men Fried­rich Wil­helm Her­schel mit Hil­fe sei­nes 18,7 Zoll Spie­gel­te­le­skops ent­deckt. Her­schel beschrieb die Gala­xie als sehr hell, sehr groß, läng­lich und zum Zen­trum hin all­mäh­lich hel­ler wer­dend. Auf­grund des äuße­ren Erschei­nungs­bil­des, das an einer flie­gen­den Unter­tas­se erin­nert, wird NGC 2683 auch als „UFO-Gala­xie“ bezeichnet.

Eine hübsche und helle Spiralgalaxie in Kantenlage

NGC 2683 ist eine hüb­sche Spi­ral­ga­la­xie des Hub­ble-Typs Sb in nahe­zu Kan­ten­la­ge (edge-on). Sie ist die hells­te von etwa zwei Dut­zend Gala­xien, die das unschein­ba­re Stern­bild Luchs bevöl­kern. Sie befin­det sich unge­fähr 32 Mil­lio­nen Licht­jah­re von der Erde ent­fernt und besitzt eine schein­ba­re Hel­lig­keit von 9,7 mag und eine Win­kel­aus­deh­nung von 9,3 x 2,2 Bogen­mi­nu­ten. Sie kann bereits in klei­nen Tele­sko­pen beob­ach­tet wer­den. Auf­grund ihrer äuße­ren Form, was vor allem auf Foto­gra­fien zum Tra­gen kommt, wird sie als „UFO-Gala­xie“ bezeich­net. Auf Fotos erkennt man, von ihrem Zen­trum aus­ge­hend, zahl­rei­che Gas- und Staub­ge­bie­te sowie zahl­rei­che Hau­fen jun­ger blau­er Ster­ne und Stern­ent­ste­hungs­ge­bie­te. Die­se ver­tei­len sich ent­lang ihrer Spi­ral­ar­me. Im Zen­tral­be­reich der Gala­xie befin­det sich eine alte Popu­la­ti­on aus Ster­nen und ein akti­ver Gala­xien­kern (AGN). Das Zen­trum von NGC 2683 wird von dem Staub in der Schei­be blo­ckiert, so dass der Kern auf Fotos gelb­lich erscheint.

NGC2683
NGC 2683 im Stern­bild Luchs – Auf­nah­me von Man­fred Wass­hu­ber, Quel­le: CCD-Gui­de, Astro­no­mi­scher Arbeits­kreis Salzkammergut

Man­che Astro­no­men ver­mu­ten, dass es sich bei NGC 2683 in Wahr­heit um eine Bal­ken­spi­ra­le han­delt. Auf­grund der Kan­ten­la­ge ist die­ser Bal­ken nicht ein­fach zu erken­nen. Der Bal­ken steht 6° von der Haupt­ach­se der Gala­xie ent­fernt, die 78° zu unse­rer Sicht­li­nie geneigt ist. Ein wei­te­res Indiz für das Vor­han­den­sein die­ses Bal­kens ist eine X‑förmige Struk­tur in der Nähe des Zen­trums. Die Gala­xie ist mit 87.000 Licht­jah­ren im Durch­mes­ser unge­fähr um die Hälf­te klei­ner als unse­re Milch­stra­ße und besitzt mit 6 Mil­li­ar­den Son­nen­leucht­kräf­ten nur ein Bruch­teil ihrer Leucht­kraft. Die Gesamt­mas­se von NGC 2683 wird mit 60 Mil­li­ar­den Son­nen­mas­sen ange­ge­ben. Sie ent­hält auch rela­tiv wenig neu­tra­les und mole­ku­la­res Was­ser­stoff­gas und besitzt dem­zu­fol­ge nur eine sehr gerin­ge Stern­ent­ste­hungs­ra­te. Dage­gen kann NGC 2683 mehr als 300 Kugel­stern­hau­fen in ihrem Halo ver­ei­nen. Die Anzahl an Kugel­hau­fen ist somit dop­pelt so groß wie in unse­rer eige­nen Heimatgalaxie.

NGC 2683 (HST)
Die „UFO-Gala­xie“ in einer Auf­nah­me des Hub­ble-Welt­raum­te­le­skops – Cre­dit: ESA/Hubble & NASA, CC BY 3.0, via Wiki­me­dia Commons

NGC 2683 ist von eini­gen klei­nen Satel­li­ten­ga­la­xien umge­ben. Die größ­te von ihnen ist KK 69, mit einem linea­ren Durch­mes­ser von 12.000 Licht­jah­ren. Sie gilt als Über­gangs­typ einer irre­gu­lä­ren Zwerg­ga­la­xie und einer sphä­ro­ida­len Zwerg­ga­la­xie. Eine wei­te­re Zwerg­ga­la­xie, die mit der UFO-Gala­xie in Ver­bin­dung steht, ist KK 70, die einen Durch­mes­ser von nur 6.000 Licht­jah­ren auf­weist. Zwei wei­te­re Zwerg­ga­la­xien wer­den als Satel­li­ten von NGC 2683 ver­mu­tet: N2683dw1 und N2683dw2. Sie sind eben­falls irre­gu­lä­re bzw. sphä­ro­ida­le Zwerg­ga­la­xien. Die nur 1° süd­süd­öst­lich von NGC 2683 ste­hen­de zwei­ar­mi­ge und wech­sel­wir­ken­de Spi­ral­ga­la­xie IC 2421 steht mit einer Ent­fer­nung von 194 Mil­lio­nen Licht­jah­ren aller­dings weit im Hin­ter­grund. Sie besitzt eine schein­ba­re Hel­lig­keit von 13,4 mag. Die UFO-Gala­xie ist Teil des so genann­ten „Lynx-Can­cer-Voids“ in den Stern­bil­dern Krebs und Luchs. Das ist eine unge­wöhn­li­che gala­xien­ar­me Raum­re­gi­on am Him­mel, wo wir gera­de ein­mal 100 Gala­xien beob­ach­ten kön­nen – vie­le davon sind nur Zwerggalaxien.

Beobachtung

NGC 2683 befin­det sich in einem schö­nen Ster­nen­feld. Unter sehr guten Bedin­gun­gen ist die Gala­xie schon in einem 10x50 Fern­glas, spä­tes­tens aber im 16x70 Groß­feld­ste­cher als dif­fu­ser Schim­mer, mit etwas hel­le­rem Zen­trum, zu sehen. Mit Refrak­to­ren von 3 bis 4 Zoll Öff­nung und Ver­grö­ße­run­gen um 25-fach ist ihre Kan­ten­la­ge schon auf­fäl­lig. Sie erscheint als silb­ri­ge und 3:1 elon­gier­te Licht­na­del und deut­lich hel­ler als NGC 891 im Stern­bild Andro­me­da, die wir eben­falls von der Kan­te sehen. Das nord­öst­li­che Ende der Schei­be wird von einem fla­chen Bogen aus drei mäßig hel­len Ster­nen gekreuzt. Mit 5 bis 6 Zoll Öff­nung und rund 70-facher Ver­grö­ße­rung erkennt man eine lang­ge­zo­ge­ne Spin­del, die unge­fähr 6:1 in Nord­ost-Süd­west Rich­tung elon­giert ist. Das Zen­trum erscheint nun deut­lich hel­ler als die Gala­xien­schei­be. Die Enden der Schei­be lau­fen Spitz in den Hin­ter­grund über. Ein stel­la­rer Kern ist nicht zu erken­nen. Die Schei­be erscheint in der Nähe des Kerns bereits gemot­telt. Mit 8 bis 10 Zoll Öff­nung und 100-facher Ver­grö­ße­rung erkennt man, dass der nörd­li­che Teil der Schei­be etwas hel­ler und deut­lich abge­grenz­ter zum Hin­ter­grund erscheint. Im öst­li­chen Teil der Gala­xie steht ein Stern der 11. Grö­ßen­klas­se. An ihrem nord­west­li­chen Ende befin­det sich ein wei­te­rer Stern von 13 mag Hel­lig­keit. Der auf Fotos erschei­nen­de Staub­strei­fen, im nord­west­li­chen Teil der Gala­xien­schei­be, ist mit Öff­nung ab 12 bis 14 Zoll kaum zu über­se­hen. Hier sind bei hoher Ver­grö­ße­rung abwech­selnd dunk­le und hel­le Fle­cken zu erahnen.

Aufsuchkarte NGC 2683
Auf­such­kar­te für NGC 2683 – erstellt mit SkytechX

NGC 2683 ist ein typi­sches Objekt des spä­ten Win­ters und Früh­lings­him­mels, wenn das Stern­bild Lynx und der Aste­ris­mus des Gro­ßen Wagens hoch am Him­mel ste­hen. NGC 2683 befin­det sich im süd­öst­li­chen Abschnitt des Stern­bilds Lynx, direkt an der Gren­ze zum Stern­bild Can­cer und 6° öst­lich von Alpha Lyn­cis. Um sie auf­zu­fin­den, stel­len wir zunächst Alpha Lyn (3,14 mag) in die Sucher­mit­te ein. Nur 4 ½ Grad süd­west­lich die­ses Sterns steht eine Ster­nen­grup­pe nahe­zu gleich hel­ler Ster­ne. Drei fast gleich hel­le Ster­ne bil­den im öst­li­chen Teil die­ser Grup­pe eine Art gleich­schenk­li­ges Drei­eck. Die Gala­xie befin­det sich am obe­ren west­li­chen Rand die­ser Gruppe.

Auf­such­kar­te NGC 2683 (87,9 KiB, 288 hits)

Steckbrief für NGC 2683

Objekt­na­meNGC 2683
Kata­log­be­zeich­nungUGC 4641, PGC 24930, MCG 6–20-11, ZWG 180.17
Eigen­na­meUFO-Gala­xie, UFO
TypGala­xie, Sbc
Stern­bildLuchs (Lynx)
Rekt­aszen­si­on (J2000.0)08h 52m 41,3s
Dekli­na­ti­on (J2000.0)+33° 25′ 12″
V Hel­lig­keit9,7 mag
Flä­chen­hel­lig­keit12,9 mag
Win­kel­aus­deh­nung9,3′ x 2,1′
Posi­ti­ons­win­kel44°
Abso­lu­te Helligkeit-21,025 mag
Durch­mes­ser87.000 Licht­jah­re
Ent­fer­nung32 Mil­lio­nen Lichtjahre
Beschrei­bungvB,vL,vmE39,gmbM;
Ent­de­ckerWil­helm Her­schel, 1788
Stern­at­lan­tenCam­bridge Star Atlas: Chart 3 & 4
Inter­stel­larum Deep Sky Atlas: Chart 35
Mill­en­ni­um Star Atlas: Charts 641–642 (Vol II) 
Pocket Sky Atlas: Chart 22
Sky Atlas 2000: Chart 6
Urano­me­tria 2nd Ed.: Chart 56

Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

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