Der Lauf des Mondes
Zu Beginn des Monats Juli finden wir die dünne, zunehmende Mondsichel in der Abenddämmerung im Sternbild Krebs. An den Folgeabenden wandert die Sichel an Regulus, dem Hauptstern im Sternbild des Löwen, vorbei und weiter in die Jungfrau. Dort können wir dann am 7. Juli den Mond im ersten Viertel, knapp 3 ½ Grad nördlich von Spika, auffinden. Nach einem kurzen Besuch im Sternbild der Waage, steht unser Erdtrabant in der Nacht vom 10. auf den 11. Juli nur 3 ½ Grad nordwestlich des Hauptsterns Antares im Skorpion. Am 13. Juli sehen wir dann den Vollmond im Sternbild Schütze. Nach der Vollmondnacht wird unser stiller Begleiter nach und nach ein Objekt für die zweite Nachthälfte. Er wandert weiter in Richtung Osten durch das Sternbild Steinbock, wo wir ihn am Morgen des 15. Juli nur 4 ½ Grad südlich von Saturn aufspüren können. Am Morgen des 16. Juli findet eine Sternbedeckung des 4,0 mag hellen Sterns Tau‑2 Aqr statt. Bedeckungsbeginn ist, je nach Standort, um 0:15 Uhr am hellen Mondrand. Nur eine Stunde später taucht der Stern am unbeleuchteten Mondrand wieder auf. Zu diesem Zeitpunkt befindet sich der Mond knapp 13 Grad hoch über dem östlichen Horizont im Sternbild Wassermann. Am 18. geht der abnehmende Mond erst nach Mitternacht auf, wo wir ihn weiterhin im Sternbild des Wassermanns auffinden können. In den frühen Morgenstunden des 19. Juli sehen wir unseren Erdtrabanten unterhalb des Planeten Jupiter. Gegen 4 Uhr morgens befindet er sich nur 2 ½ Grad südlich des Riesenplaneten im Sternbild Walfisch. Nur einen Morgen später wird das letzte Viertel durchlaufen. Am 21. des Monats finden wir ihn dann knapp 4 Grad westlich unseres roten Nachbarn Mars im Sternbild Widder und am 22. Juli nur 4 Grad östlich von Uranus. Diese Konjunktion kann aber nur im Fernglas beobachtet werden. Am Morgen des 23. Juli steht die Mondsichel vor dem “Goldenen Tor der Ekliptik”, das aus den beiden offenen Sternhaufen Plejaden und Hyaden im Sternbild Stier gebildet wird. In der Morgendämmerung des 26. Juli können wir die abnehmende Mondsichel bei der Venus und nur 5 ½ Grad nördlich des Morgensterns beobachten. Am 27. des Monats sehen wir die sehr dünne Mondsichel zum letzten Mal vor Sonnenaufgang im Sternbild der Zwillinge, bis am 28. Juli schließlich die Neumondphase durchlaufen wird. In der Morgendämmerung des 30. Juli taucht die dünne, zunehmende Mondsichel wieder in der Abenddämmerung im Sternbild Löwe auf und kann dann bis zum Monatswechsel im selben Sternbild aufgefunden werden.
Die Planeten
Der flinke Planet Merkur stand im Vormonat am Morgenhimmel und kommt am 16. Juli 2022 in oberer Konjunktion zu unserem Zentralgestirn. Er bleibt im gesamten Monat Juli unsichtbar. Am 10. Juli erreicht der Planet das Perihel seiner Bahn und befindet sich dann 46 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt.
Unser Schwesterplanet Venus ist als Morgenstern über dem östlichen Horizont beobachtbar und wandert weiter rechtläufig durch den Stier. Am 4. Juli zieht sie in nur 4,2 Grad Abstand nördlich am Hauptstern Aldebaran vorbei. Leider ist diese Konjunktion beider Himmelskörper mit dem bloßen Auge nicht sichtbar, weil die Morgendämmerung bereits zu weit fortgeschritten ist. Aldebaran wird überstrahlt. Danach streift sie die nordöstlichen Bereiche des Sternbild Orion und wechselt am 18. des Monats schließlich in die Zwillinge. Mit einer scheinbaren Helligkeit von ‑3,9 mag, ist der Morgenstern kurz vor Sonnenaufgang dagegen kaum zu übersehen. Zu Beginn der bürgerlichen Dämmerung steht sie knapp 10 Grad hoch über dem Osthorizont. Am 1. Juli geht Venus um 3:02 Uhr im Osten auf. Bis zum 31. Juli verspäten sich ihre Aufgänge auf 3:26 Uhr Sommerzeit. Im Teleskop erscheint das Venusscheibchen zum Monatsende hin 11 Bogensekunden groß und mit einem Beleuchtungsgrad von 90% fast vollständig beleuchtet. Am 26. und 27. Juli hält sich der abnehmende Mond in der Nähe des Morgensterns auf.
Unser roter Nachbar Mars verlagert seine Aufgänge im Laufe des Monats in die Zeit kurz nach Mitternacht. Er wandert rechtläufig durch die Fische und wechselt ab dem 8. Juli in das Sternbild Widder. Die Helligkeit des Roten Planeten steigt im Laufe des Monats von 0,5 auf 0,2 Größenklassen. Fernrohrbeobachtungen des zum Monatsende hin 8 Bogensekunden große und zu 85% beleuchtete Planetenscheibchens lohnen allerdings noch nicht. Zu Beginn des Monats geht Mars um 1:23 Uhr im Osten auf. Bis zum Monatsletzten verfrühen sich seine Aufgangszeiten auf 0:05 Uhr Sommerzeit. Am 21. Juli wird auf der Nordhalbkugel des Mars auch der Winter beginnen. In dieser Nacht zieht der abnehmende Mond, nur 4,2 Grad nördlich, an unserem Nachbarplaneten vorbei. In den beiden letzten Tagen und zu Beginn des nächsten Monats kann der Rote Planet südlich bei Uranus aufgefunden werden, was in Ferngläsern und Teleskopen beobachtet werden kann. Am 31. Juli beträgt der gegenseitiger Abstand beider Himmelskörper nur noch 1,8 Grad.
Der Riesenplanet Jupiter verlagert seine Aufgänge in die Zeit vor Mitternacht und ist ein Objekt für die zweite Nachthälfte. Er bremst seine rechtläufige Bewegung im nördlichen Teil des Sternbilds Walfisch stark ab und kommt am 29. Juli schließlich zum Stillstand. Damit beginnt auch seine diesjährige Oppositionsperiode. Anschließend wandert der Riesenplanet rückläufig über den Himmel. Seine scheinbare Helligkeit steigt im Laufe des Monats von ‑2,4 auf ‑2,7 mag, so dass er nach dem Mond und der Venus das hellste Objekt am Nachthimmel ist. Sein scheinbarer Äquatordurchmesser vergrößert sich ebenfalls auf 45 Bogensekunden zum Monatsende. Am 1. Juli geht Jupiter um 0:45 Uhr Sommerzeit auf. Am 31. Juli erscheint er bereits zwei Stunden früher über der südöstlichen Horizontlinie. Am 19. Juli wandert der abnehmende Mond, in nur 3 Grad Abstand, südlich am Riesenplaneten vorbei.
Der Ringplanet Saturn wird im Laufe des Monats zum Planeten für die gesamte Nacht und bewegt sich immer schneller werdend, rückläufig durch das Sternbild Steinbock. Er nähert sich seiner Opposition, die er Mitte des nächsten Monat auch erreichen wird. Seine scheinbare Helligkeit wächst im Laufe des Juli von anfangs 0,6 auf 0,4 mag. Am 1. Juli geht der Ringplanet um 23:27 Uhr im Südosten auf. Bis zum 31. Juli verfrühen sich seine Aufgangszeiten auf 21:26 Uhr Sommerzeit. In der Nacht vom 15. auf den 16. Juli zieht der noch fast volle Mond in nur 5 Grad südlichen Abstand an Saturn vorbei. Im Fernrohr erkennt man immer noch, dass sein Ring noch relativ weit geöffnet ist. Sein scheinbarer Äquatordurchmesser beträgt Ende Juli bereits 18,7 Bogensekunden. Der scheinbare Durchmesser des Ringsystem beträgt 44 Bogensekunden.
Uranus, rückläufig im Sternbild Widder, kann zur Monatsmitte hin wieder am Morgenhimmel, tief über dem östlichen Horizont, beobachtet werden. Er geht am Monatsende bereits kurz vor Mitternacht auf. Allerdings braucht man für das Aufsuchen des fernen Himmelskörpers ein Fernglas oder ein kleines Teleskop. Denn seine scheinbare Helligkeit beträgt nur 5,8 Größenklassen. Im Teleskop ist selbst unter Verwendung hoher Vergrößerungen nur ein 3,6 Bogensekunden großes blassgrünes Scheibchen wahrnehmbar, was keinerlei Einzelheiten zeigt. Zu Beginn des Monats geht Uranus um 1:55 Uhr auf. Bis zum Monatsende verfrühen sich seine Aufgänge auf 23:56 Uhr Sommerzeit. Am 22. Juli kann die Mondsichel, nur 1,9 Grad südwestlich von Uranus, beobachtet werden. Vom 31. Juli bis 3. August wandert auch der rote Planet Mars, in nur 1,3 Grad südlichen Abstand, am Planeten vorbei.
Der äußere Planet unseres Sonnensystems, Neptun, wandert rückläufig durch die Fische und ist ein Objekt für die zweite Nachthälfte. Am 1. Juli geht der ferne Eisplanet um 0:25 Uhr auf. Am 31. Juli erfolgt sein Aufgang bereits um 22:22 Uhr Sommerzeit. Im Fernrohr ist allerdings nur ein 2,3 Bogensekunden großes blaugrünes Scheibchen erkennbar. Mit einer scheinbaren Helligkeit von 7,8 Größenklassen, ist zwingend ein Fernglas oder Teleskop sowie eine genaue Sternkarte erforderlich, um Neptun aufzufinden. Er steht rund ein Grad südöstlich des 5,5 mag hellen Sterns 20 Psc.
Der Zwergplanet (13434) Pluto erreicht am 20. Juli 2022 frühmorgens im Sternbild Schütze seine Oppositionsstellung. Er kann dann die gesamte Nacht in großen Teleskopen, knapp 4 Grad nördlich von Omega Sagittarii, aufgesucht werden. Der ferne und nur 14,3 mag schwache Himmelskörper steht zu Beginn des Monats um 2:30 Uhr Sommerzeit im Meridian. Ende Juli erreicht Pluto bereits eine halbe Stunde nach Mitternacht seine höchste Stellung im Süden. Am Tag der Opposition geht Pluto um 21:15 Uhr auf und steht um 1:13 Uhr in seiner höchsten Stellung im Süden. Sein Untergang erfolgt um 5:07 Uhr Sommerzeit. Zur Opposition befindet sich Pluto 5.171 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt.
Helle Kometen und Planetoiden
Der Komet C/2017 K2 (PanSTARRS) kann im Sternbild Schlangenträger aufgesucht werden und erreicht Ende Juli eine scheinbare Helligkeit von ungefähr 9,0 Größenklassen. Somit ist er etwas schwächer als erwartet und bereits in lichtstarken Ferngläsern und kleinen Teleskopen beobachtbar. Am 15. Juli kann der Schweifstern in der Nähe des Kugelsternhaufens Messier 10 aufgefunden werden. Ende Juli kann der 2,5 mag helle Stern Zeta Oph ebenfalls als Aufsuchhilfe für den Kometen dienen.
(3) Juno wird am 28. Juli im Sternbild Fische stationär und beginnt seine diesjährige Oppositionsperiode. Im Laufe des Monats steigert der Himmelskörper seine scheinbare Helligkeit von 9,9 auf 9,1 Größenklassen. Junos Aufgänge verfrühen sich von anfangs 23:24 Uhr auf 21:36 Uhr Sommerzeit.
(4) Vesta kann im Sternbild Wassermann beobachtet werden und bremst ihre rückläufige Bewegung stark ab. Am 12. Juli setzt sie zu ihrer Oppositionsschleife an. Die Helligkeit des Asteroiden steigt im Laufe des Juli von 7,2 auf 6,5 mag stark an. Damit ist Vesta ein leichtes Objekt für jedes Fernglas. Am 1. Juli geht Vesta um 0:20 Uhr im Osten auf und am 31. Juli bereits um 22:33 Uhr Sommerzeit.
Der Asteroid mit der Nummer (9) Metis kommt am 20. Juli 2022 im Sternbild Schütze in eine eher ungünstige Opposition zur Sonne und erreicht nur eine scheinbare Helligkeit von 9,7 mag. Zu Beginn und am Ende des Monats beträgt ihre Helligkeit 10,1 bzw. 9,9 Größenklassen. Am 1. Juli steht Metis um 2:53 Uhr in ihrem höchsten Punkt im Süden. Bis zum Monatsende verfrühen sich ihre Merdiandurchgänge auf 0:25 Uhr Sommerzeit.
Auch der Asteroid (14) Irene steht, mit einer scheinbaren Helligkeit von 9,8 mag, am 6. Juli 2022 im Sternbild Schütze der Sonne genau gegenüber. Bis zum 13. Juli sinkt ihre Helligkeit wieder unter die 10. Größenklasse. Ihre Kulminationszeiten verfrühen sich von anfangs 1:40 Uhr auf 23:09 Uhr Sommerzeit Ende Juli.
(192) Nausikaa wandert zunächst noch durch das Sternbild Mikroskop und wechselt ab dem 11. Juli in den Schützen. Dort erreicht sie am 22. Juli 2022 die Opposition zu Sonne und wird 9,6 Größenklassen hell. Zu Beginn und zum Ende des Monats beträgt ihre scheinbare Helligkeit noch 10,2 bzw. 9,7 mag. Am 1. Juli steht Nausikaa um 3:05 Uhr in ihrer höchsten Stellung im Süden und am 31. Juli bereits um 0:37 Uhr Sommerzeit. Ihre Kulminationshöhe über dem Südhorizont beträgt gerade einmal 9 Grad.
Meteorströme
Die Alpha-Capricorniden treten zwischen dem 3. Juli bis 15. August in Erscheinung. Die mit 23 km/s recht langsamen Meteore sind die ganze Nacht über beobachtbar und zeigen mitunter recht lange Bahnen. Somit unterscheiden sie sich gut von den anderen Meteorströmen, die im Juli sichtbar sind. Das Maximum findet in der Nacht vom 29. auf den 30. Juli und somit in der Neumondzeit statt. Bei dunkleren Himmel sind bis zu 5 Meteore pro Stunde erkennbar, davon auch einige sehr helle Exemplare. Nach neuesten Forschungen ist der fast erloschene Komet 169P/NEAT (auch bekannt als Asteroid 2002 EX12) für den Teilchenschauer verantwortlich. Dieser Meteorstrom profitiert vor allem von einem südlicheren Standort als Deutschland.
Die Piscis-Austriniden sind zwischen dem 15. Juli bis 10. August aktiv und erreichen ihr Maximum in der Nacht vom 27. auf den 28. Juli. Aufgrund der weit südlichen Lage sind nur wenige Meteore von Mitteleuropa aus beobachtbar. Von südlicheren Standorten aus können bis zu 5 Meteore pro Stunde gesichtet werden, die mit 35 Kilometer pro Sekunde, mittlere Eintrittsgeschwindigkeiten zeigen.
Zwischen dem 12. Juli und 19. August sind die recht unauffälligen Südlichen Delta-Aquariden aktiv. Das Maximum ist in der Nacht vom 29. auf den 30. Juli in den Stunden nach Mitternacht zu erwarten. Aufgrund der südlichen Deklination des Radianten sind von Mitteleuropa aus maximal 5 bis 10 Meteore pro Stunde sichtbar. Der Mond, kurz nach seiner Neumondphase, wird die Beobachtung des Meteorstroms nicht stören. Der Ausstrahlungspunkt des Meteorstroms befindet sich ungefähr 3 Grad westlich von Delta Aquarii und erreicht in unseren Breiten nur eine Höhe von knapp 25 Grad über dem Horizont. Von südlichen Standorten aus, z.B. in Namibia, wo der Radiant deutlich höher steht, sind etwa 20 bis 25 Sternschnuppen von 3 bis 5 mag Helligkeit sichtbar, die mit Geschwindigkeiten von 41 km/s in die Erdatmosphäre eindringen. Somit unterscheiden sie sich recht gut von den langsameren Alpha-Capricorniden.
Gegen Ende des Monats tauchen auch schon die ersten Perseiden auf, die aber erst im August ihr Maximum erreichen. Ihr Radiant befindet sich im Juli noch in der südlichen Kassiopeia und nicht, wie Mitte August, in der Nähe von Eta Persei. Erst Anfang August wandert der Radiant in die nördlichen Bereiche des Perseus. Mit 59 Kilometern pro Sekunde handelt es sich bei den Perseiden um sehr schnelle Teilchen, die sich sehr gut von den anderen Strömen im Juli unterscheiden.
Auch die Meteore der Anthelionquelle aus der Ekliptikregion sind aktiv. Sie besitzen ähnliche Eintrittsgeschwindigkeiten, um 30 Kilometer pro Sekunde, wie die der Südlichen Delta-Aquariden und Alpha-Capricorniden. Aus diesem Grund sind sie von den anderen südlichen Meteorströmen in diesem Monat schwierig zu unterscheiden. Im Laufe des Monats bewegt sich der Radiant der Anthelionquelle vom Sternbild Steinbock kommend in den Wassermann.
Der abendliche Fixsternhimmel
Im Norden
Das Sternbild Großer Bär, mit der bekannten Figur des Großen Wagens, steigt zu unserer Standardbeobachtungszeit langsam wieder herab und befindet sich nun in mittlerer Höhe im Nordwesten. Verlängern wir die hinteren Kastensterne des Wagens um das Fünffache, stoßen wir auf den Polarstern, der exakt die Nordrichtung angibt. Der Polarstern gehört zum Sternbild Kleiner Bär, dessen Wagenkasten nun die höchste Stellung über dem Nordhorizont gerade überschritten hat und ebenfalls wieder herabsteigen wird. Oberhalb des Kleinen Bären erreicht der Drache soeben seine höchste Stellung im Norden, auch obere Kulmination genannt. Der markante und auffällige Kopf des Drachen befindet sich dabei genau über uns im Zenit. Der restliche Körper des Fabelwesens schlängelt sich um die Figur des Kleinen Wagens herum. Rechts des Polarsterns entdecken wir das Sternbild Kepheus, das die Form eines Hausdaches besitzt. Darunter steigt nun auch die Kassiopeia, die auch als „Himmels‑W“ bekannt ist, langsam wieder höher. Bei guter Horizontsicht funkelt direkt über dem Nordhorizont, und damit in ihrer unteren Kulmination, die gelblich leuchtende Kapella im Sternbild Fuhrmann munter vor sich hin. Direkt oberhalb vom Fuhrmann können die schwachen Sterne des Sternbilds Giraffe und des Luchs kaum erkannt werden. Zwischen den Sternbildern Kassiopeia und Fuhrmann hat auch der Perseus seine untere Kulmination gerade überschritten.
Im Osten
Blicken wir hoch in Richtung Osten, fällt zuerst das Sommerdreieck auf. Es wird aus den hellen Sternen Deneb im Schwan, Wega in der Leier und Altair im Adler gebildet. Durch diese drei recht auffälligen und einprägsamen Sternbilder verläuft die helle Sommermilchstraße in Richtung Südhorizont herab. Zwischen Adler und Schwan stehen noch die kleinen und eher unscheinbaren Sternbilder Füchschen und Pfeil, wobei das Sternbild Füchschen, inmitten der Sommermilchstraße gelegen, aufgrund seiner schwachen Sterne nicht gerade einfach zu erkennen ist. Östlich vom Schwan entdecken wir den Kepheus. Darunter befindet sich in mittlerer Höhe das eher unscheinbare Sternbild der Eidechse und noch weiter in Richtung Norden, die Kassiopeia. Direkt über den Horizont ist das Sternbild Pegasus schon vollständig im Osten aufgegangen. Der linke obere Kastenstern gehört aber schon zum Sternbild Andromeda, die sich weiter östlich und nahezu parallel zum Horizont erstreckt. Rechts oberhalb vom Kopf des Pegasus entdecken wir noch das kleine Sternbild Füllen und die einprägsame Figur des Delphins. Dicht über dem Ost- und Südosthorizont sind schon die ersten Sterne der Herbststernbilder Wassermann und Steinbock aufgegangen. Im Steinbock entdecken wir auch den Ringplaneten Saturn, der soeben über dem Horizont aufgetaucht ist.
Im Süden
Der Süden wird nun vollständig vom mächtigen Schlangenträger eingenommen, der sich in mittlerer Höhe über dem Horizont befindet. Darüber steht das eher unauffällige Sternbild Herkules, dass soeben den Meridian überschritten hat. Östlich vom Herkules gelegen befindet sich die Leier, mit der hellen Wega. Noch weiter im Südosten sind die Sternbilder Schwan, Füchschen, Pfeil und der Adler sichtbar. Weiter westlich vom Herkules entdecken wir noch die Nördliche Krone. Darunter stehen Kopf und Hals des Sternbilds Schlange. Tief über dem Südhorizont hat nun der Skorpion, mit seinem rötlichen Hauptstern Antares, schon längst den Meridian überschritten. Er wird bald unter dem südwestlichen Horizont verschwinden. Weiter westlich vom Skorpion erkennen wir die Waage. Der Schütze, östlich des Skorpions gelegen, wird in der nächsten Stunde den Meridian ebenfalls überschreiten, befindet sich aber noch dicht über dem Südosthorizont. In diesem in einer Art Teekanne nachempfundenen Sternbild, befindet sich das Zentrum unseres eigenen Milchstraßensystems. Dieser Himmelsabschnitt ist von südlicheren Breiten als Mitteleuropa aus noch deutlich besser zu erkennen und steht dort auch deutlich höher über dem Horizont. Oberhalb des Schützen ist noch das unscheinbare Sternbild Schild, mit der hellen Schildwolke, erkennbar. Hierbei handelt es sich um eine ausgedehnte und besonders auffällige Sternenwolke inmitten der Sommermilchstraße. Direkt im Südosten ist soeben das Sternbild Steinbock aufgegangen.
Im Westen
Die beiden Sternbilder Großer Bär, mit der markanten Figur des Großen Wagens, und Bärenhüter, mit dem hellen orange leuchtenden Hauptstern Arktur, sind die auffälligsten Sternbilder in diesem Himmelsabschnitt. Sie befinden sich in mittlerer Höhe über dem westlichen Horizont und werden im Laufe der Nacht weiter in Richtung Horizont hinabsteigen. Oberhalb dieser beiden Sternbilder befindet sich der Drache. Unterhalb der Deichsel des großen Wagens entdecken wir noch das kleine unscheinbare Sternbild der Jagdhunde und direkt darunter das Haar der Berenike. Östlich des Bärenhüters gelegen steht das markante Sternenrund der Nördlichen Krone und noch etwas höher, der unscheinbare Herkules. Dort können aufmerksame Beobachter, etwas unterhalb des rechten oberen Kastensterns dieser Figur, den Kugelsternhaufen M 13 auffinden. Unter einem dunklen Landhimmel ist dieser bereits mit dem bloßen Auge zu erkennen. Und auch der Kugelsternhaufen M 5, im Kopf der Schlange, der unterhalb der Nördlichen Krone zu finden ist, kann unter sehr guten Bedingungen mit bloßem Auge aufgefunden werden. Im Westen verschwinden mit den beiden Sternbildern Jungfrau und Löwe nun auch die letzten Frühlingssternbilder von der Himmelsbühne. Die Vorderpranken des Löwen sind zu unserer Standardbeobachtungszeit schon längst unter dem nordwestlichen Horizont verschwinden. Und auch die restlichen Sterne des Löwen, zusammen mit dem Hauptstern Spika in der Jungfrau, werden bald folgen.
Weitere Informationen zum aktuellen Sternhimmel gibt es auf der Seite Sternhimmel.