Die Saison Leuchtender Nachtwolken (eng. noctilucent clouds – NLC) begann in diesem Jahr schon recht früh, nämlich bereits Ende Mai. In der Nacht vom 14. auf den 15. Juni 2022 gab es das beeindruckendste und vor allem auch ausgedehnteste NLC-Display dieser Saison über Deutschland. Obwohl das Mesosphärenradar in Kühlungsborn für diese Nacht nur schwache Echos aus 83 Kilometern Höhe empfangen hatte, schaute ich gegen 23:00 Uhr ins AKM-Forum. Und tatsächlich meldeten die Mitglieder eine Sichtung Leuchtender Nachtwolken, mit einer Helligkeit zwischen 2–3. Ich packte schnell die Kamera und ein Stativ zusammen und fuhr zum 5 Minuten entfernten Aussichtspunkt in Treppendorf. Dort zeigte sich die NLC relativ deutlich über dem Nordhorizont. Getrübt wurde die Szenerie allerdings von atmosphärischer Bewölkung. Gegen Mitternacht verblassten die NLC, waren aber immer noch klar erkennbar.
Aus diesem Grund wollte ich mein Glück auch noch mal am Morgenhimmel versuchen. Gegen 2:00 Uhr schaute ich aus dem Badezimmerfenster und konnte ganz klar einen verdächtigen hellen Streifen zwischen einer Häuserlücke wahrnehmen. Also packte ich abermals die Ausrüstung ins Auto. Ziel war diesmal ein Feld in Radensdorf, mit Blick auf den Windpark. Auf der Fahrt dorthin zeigten sich die NLC schon überdeutlich, bis knapp unterhalb von Capella im Sternbild Fuhrmann. Der übergroße Vollmond stand bereits im SSW und beleuchtete die Szenerie in einem dezenten Licht.
Trivia: Die silbrig-weißen Wolken entstehen in Höhen von ca. 83 Kilometern Höhe in der Mesopause und sind zwischen 45° und 70° Breite vor allem in den Sommermonaten sichtbar. In dieser Höhe werden die Wolken, die aus Eiskristallen bestehen und wahrscheinlich durch Kleinstmeteorite und Vulkanasche als Kondensationskeime gebildet werden, noch von der Sonne angestrahlt. Vor allem um die Sommersonnenwende tauchen diese Wolken häufiger in Richtung Norden auf.
Einführung zum Thema Leuchtende Nachtwolken (in Englisch)
Der Höhepunkt der Ausdehnung des NLC-Feldes wurde kurz nach 3:15 Uhr registriert. Ich schätzte die Helligkeit der Wolken auf 4 und die Ausdehnung bis knapp über Capella von NNW bis O. Vor allem in Richtung Nordosten zeigte sich die Wolken als schwache, aber schönen Rippenstruktur. Leider störte vor allem in Horizontnähe eine beständige Wolkenbank. Auch ließen sich in der Höhe die NLC kaum von Zirrusbewölkung unterscheiden. Gegen 3:30 Uhr verblasste die Leuchtenden Nachtwolken in Richtung Horizont. Nur hier und da waren in größeren Höhe einzelne Wolken noch zu sehen, die nun von der immer noch unter dem Horizont sich befindenden Sonne angestrahlt wurden. Diese NLC erreichten eine Höhe von rund 60°. Kurz vor 4 Uhr verblassten schließlich auch diese Wolken in der immer weiter fortschreitenden Morgeendämmerung.
Die Saison Leuchtender Nachtwolken geht jetzt erst so richtig los. Höhepunkt ist meistens zum Monatswechsel, mit den ausgedehntesten und hellsten Displays. Aus diesem Grund sollte man in den kommenden 4 Wochen jeden Abend zwischen 23 Uhr bis 2:00 schauen, ob sich silbrig-weiße Wolken in Richtung Norden zeigen.
Auswahl der in dieser Nacht entstandenen Bilder: