NGC 891 ist eine hübsche Spiralgalaxie im Sternbild der Andromeda, auf der wir genau auf die Kante der Scheibe blicken. Auf Fotos ist ihr markantes zentrales Staubband besonders gut erkennbar. Aufgrund einer Verwechslung wurde lange Zeit die Entdeckung Caroline Herschel, der Schwester von Wilhelm Herschel, zugeschrieben. Herschel beobachtete die Galaxie am 6. Oktober 1784 und beschrieb sie als ziemlich helles und in Längsrichtung ausgedehntes Objekt. Auch er bemerkte das Staubband, das die Galaxie genau in der Mitte teilt. Sie wird in Sir Patrick Caldwell-Moores berühmter Deep-Sky-Liste auch als Caldwell 23 geführt. Im angelsächsischen Sprachraum ist NGC 891 auch als Silver Sliver Galaxy bekannt.
Ein Zwilling unserer Milchstraße
NGC 891 ist berühmt für ihr markantes Staubband, das unter einem dunklen Himmel schon in mittleren Fernrohren sichtbar wird. Gleichzeitig zählt das Objekt zu den schönsten edge-on Galaxien des Himmels. Unsere eigene Heimatgalaxie würde aus großer Entfernung wahrscheinlich ähnlich aussehen wie NGC 891, denn die Milchstraße unterscheidet sich kaum in Größe und Helligkeit. Das Staubband besitzt an der breitesten Stelle eine Ausdehnung von nur 4.500 Lichtjahren und ist vergleichbar mit den ausgedehnten Staubbändern in den Sternbildern Skorpion und Schütze, die die Scheibe unserer Milchstraße ebenfalls genau in der Mitte teilen. Dieses Band besitzt nur eine 0,6 bis 0,9 mag geringere Flächenhelligkeit als die Scheibe und erscheint uns, aufgrund des Kontrasteffekts, trotzdem deutlich dunkler.
Die Winkelausdehnung der Galaxie vom Typ Sb am Himmel beträgt 13,5 x 2,5 Bogenminuten und ihre scheinbare Helligkeit 10,1 mag, so dass sie bereits in Großfeldstechern aufgefunden werden kann. Aufgrund von Untersuchungen im infraroten Licht vermutet man, dass NGC 891 einen Balken besitzt und in Wahrheit zum Hubble-Typ SBb gehört. Die Galaxie ist Mitglied der NGC 1023-Gruppe, einem kleinen Galaxienhaufen von ungefähr 40 Mitgliedern, zu denen auch NGC 925 im Dreieck und NGC 1023 im Sternbild Perseus gehören. Auf die Entfernung von rund 30 Millionen Lichtjahren gerechnet, besitzt die Galaxie eine wahre Ausdehnung von 148.000 Lichtjahren, eine Masse von 150 Milliarden Sonnen und ist somit fast ein Zwilling unserer Milchstraße. Außerdem wurden in ihrer Scheibe, die nur 1,4 Grad zu unserer Sichtlinie geneigt ist, ausgedehnte Sternenstehungsgebiete gefunden. Ihr Halo enthält rund eine Milliarde Sonnenmassen an Gas, das wahrscheinlich durch Supernovaexplosionen aus der Scheibe getrieben wurde oder durch Akkretion von intergalaktischen Gas aus dem Halo der Galaxie entstand. In ihrem Halo, das die Galaxie wie eine Kugelschale umgibt, wurden bisher nur 70 Kugelsternhaufen gefunden, was ungefähr die Hälfte der Anzahl in unserer Galaxis entspricht. NGC 891 steht auch mit UGC 1807 in Wechselwirkung, einer Zwerggalaxie, die sich 250.000 Lichtjahre entfernt von dieser befindet und sie umkreist. Am 21. August 1986 wurde eine Supernova entdeckt (SN 1986J), die eine Helligkeit von 14 Größenklassen erreichte.
Beobachtung
Die Galaxie ist aufgrund ihrer Größe relativ lichtschwach und bei exzellenten Bedingungen bereits in einem 16x70 Großfeldstecher oder schon mit 3 bis 4 Zoll Öffnung indirekt als NO-SW ausgerichteter Lichtstreifen sichtbar, der bei direktem Anblick allerdings verschwindet. Bei aufgehelltem Himmel gestalte sich eine Beobachtung selbst mit Teleskopen mittlerer Größe recht schwierig, weil das dunkle Staubband in der Mitte der Galaxienscheibe sehr viel Licht schluckt. Unter einem dunklen Landhimmel, 6 Zoll Öffnung und geringer Vergrößerung erscheint NGC 891 wie eine sehr dünne und schwache Lichtnadel, in einem reichen Feld von Vordergrundsternen gelegen. Zur Mitte hin wird die Galaxie etwas heller und breiter. Unter sehr guten Bedingungen kann man das Staubband schon mit 6 Zoll, spätestens aber mit 8 Zoll Teleskopöffnung erahnen. Unmittelbar nördlich des Zentrums erkennt man einen 11 mag hellen Stern und an ihrem südlichen und nordöstlichen Ende, einen Stern der 12. bzw. 13. Größenklasse. Mit Öffnungen von 8 Zoll und Vergrößerung ab 70-fach, erscheint die Galaxienscheibe in ihrer Scheibe leicht gemottelt. Ab 10 Zoll Öffnung kann man schließlich das dunkle Staubband ungefähr auf 2/3 der Länge verfolgen und zwei hellere Kondensationen in der Bulge der Galaxie, nördlich und südlich des Staubbandes, ausmachen. Die nördliche Kondensation erscheint dabei etwas heller, ebenso auch der westliche Teil der Scheibe. Überraschenderweise erkennt man mit noch mehr Teleskopöffnung nicht unbedingt mehr Details.
NGC 891 liegt ungefähr in der Mitte einer gedachten Linie zwischen Alamak oder Almach (Gamma Andromedae) und dem Sternhaufen Messier 34. Um die Galaxie aufzusuchen, wird Gamma And in die Mitte des Suchers eingestellt. Nun schwenkt man das Teleskop, bei geklemmter Deklinationsachse, 3 ½ Grad nach Osten. Die Galaxie steht dann rund 1 Grad nördlich eines auffälligen 7 mag hellen Doppelsterns. Eine narrensichere Methode – auch für Dobson-Besitzer – ist es, Alamak in die Gesichtsfeldmitte einzustellen und 18 Minuten und 40 Sekunden zu warten, bis NGC 891, aufgrund der Erddrehung, ins Gesichtsfeld wandert.
Aufsuchkarte Galaxie NGC 891 (170,3 KiB, 434 hits)
Steckbrief für NGC 891
Objektname | NGC 891 |
Katalogbezeichnung | UGC 1831, PGC 9031, MCG 7–5‑46, Caldwell 23 |
Eigenname | Silver Sliver Galaxy |
Typ | Galaxie, Sb |
Sternbild | Andromeda (Andromeda) |
Rektaszension (J2000.0) | 02h 22m 33.0s |
Deklination (J2000.0) | +42° 20′ 50″ |
V Helligkeit | 10,1 mag |
Flächenhelligkeit | 13,6 mag |
Winkelausdehnung | 11,7′ x 1,6′ |
Positionswinkel | 22° |
Absolute Helligkeit | -20,505 mag |
Durchmesser | 148.000 Lichtjahre |
Entfernung | 30 Millionen Lichtjahre |
Beschreibung | B,vL,vmE22group of F obj;sev dark lanes; H V 19;NGC 1023 group;Lord Rosse drawing shows dark lane |
Entdecker | Friedrich Wilhelm Herschel, 1784 |
Sternatlanten | Cambridge Star Atlas: Chart 2 Interstellarum Deep Sky Atlas: Chart 26 & 27 Millennium Star Atlas: Charts 101–102 (Vol I) Pocket Sky Atlas: Chart 2 Sky Atlas 2000: Chart 4 Uranometria 2nd Ed.: Chart 44 |