Der Sternhimmel im Juli 2020

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Der Lauf des Mondes

Am ers­ten Abend im Juli fin­den wir den zuneh­men­den Mond im Stern­bild Wage. Nur einen Abend spä­ter kön­nen wir unse­ren stil­len Beglei­ter 5 ¾ Grad nord­öst­lich von Ant­ares im Skor­pi­on auf­fin­den. Am 3. des Monats steht der Mond im Schlan­gen­trä­ger und am Abend des 4. Juli bereits im Stern­bild des Schüt­zen. Am 5. Juli wird die Voll­mond­pha­se durch­lau­fen und eine Halb­schat­ten­fins­ter­nis fin­det statt, die visu­ell aber nicht auf­fäl­lig ist. Gleich­zei­tig steht er nur 2 ¾ Grad süd­west­lich von Jupi­ter und 7 Grad vom Ring­pla­ne­ten Saturn ent­fernt. Alle drei Gestir­ne bil­den in die­ser Nacht ein recht­wink­li­ges Drei­eck.
Nach der Voll­mond­pha­se wird unser Mond mehr und mehr ein Objekt für die zwei­te Nacht­hälf­te. Am 6. des Monats hat der Mond den Pla­ne­ten Saturn bereits hin­ter sich gelas­sen. Er befin­det sich 7 ½ Grad süd­öst­lich des Ring­pla­ne­ten im Stern­bild Stein­bock. Am Mor­gen des 8. Juli wird der 4,5 mag hel­le Epsi­lon Cap vom Mond bedeckt. Der Ein­tritt erfolgt um 1:30 Uhr am beleuch­te­ten Mond­rand und der Aus­tritt um 2:47 Uhr Som­mer­zeit (Zei­ten abhän­gig vom Beob­ach­tungs­ort). Am Mor­gen des 12. Juli steht er knapp 3 Grad süd­öst­lich unse­res roten Nach­barn Mars im Wal­fisch. Am 13. Juli wird das letz­te Vier­tel im Grenz­ge­biet der Stern­bil­der Fische und Wal­fisch erreicht.
Der abneh­men­de Mond wan­dert in den Fol­ge­näch­ten wei­ter in Rich­tung Osten durch die Stern­bil­der Wal­fisch, Wid­der und Stier und befin­det sich am Mor­gen des 17. Juli als schma­le Sichel nur 3 Grad nord­west­lich des Mor­gen­sterns Venus. In der schon wei­ter fort­ge­schrit­te­nen Mor­gen­däm­me­rung des 19. Juli steht die sehr schma­le Sichel des Mon­des nur 3 Grad nord­öst­lich von Mer­kur. Der inners­te Pla­net des Son­nen­sys­tems ist zu die­sem Zeit­punkt aber nicht blo­ßem Auge zu erken­nen. Auch zum Erken­nen der Mond­si­chel ver­wen­det man am bes­ten einen Feld­ste­cher. Am 20. des Monats wird schließ­lich die Neu­mond­pha­se durch­lau­fen.
Zum ers­ten Mal kön­nen wir die schma­le, zuneh­men­de Mond­si­chel am Abend des 22. Juli tief im WNW auf­fin­den und in den nach­fol­gen­den Näch­ten in den Stern­bil­dern Löwe und Jung­frau. Am 27. Juli wird das ers­te Vier­tel erreicht. An die­sem und am Fol­ge­abend kön­nen wir den Erd­tra­ban­ten im Stern­bild Waa­ge auf­fin­den. Am 29. Juli steht der Mond aber­mals ober­halb von Ant­ares, dem Haupt­stern des Skor­pi­ons und am letz­ten Abend des Monats wie­der im Schlangenträger.

Die Planeten

Der flin­ke Pla­net Mer­kur erreicht am 1. Juli sei­ne unte­re Kon­junk­ti­on zur Son­ne und bleibt zunächst unbe­ob­acht­bar. Nach der Kon­junk­ti­on nimmt sein west­li­cher Win­kel­ab­stand wie­der zu, so dass er in der letz­ten Juli­wo­che wie­der am Mor­gen­him­mel auf­ge­fun­den wer­den kann. Am 22. Juli steht er mit 20°08′ in größ­ter west­li­cher Elon­ga­ti­on. Auf­grund der fla­chen Eklip­tik am Mor­gen­him­mel kann man erst am Mor­gen des 20. Juli ver­su­chen, ihn in der fort­ge­schrit­te­nen Däm­me­rung zu ent­de­cken. An die­sem Mor­gen geht der Pla­net um 3:49 Uhr Som­mer­zeit auf. Gegen 4:30 Uhr kann man ihn dann als 0,7 mag hel­les Objekt mit Hil­fe eines Fern­gla­ses in unge­fähr 5 Grad Höhe auf­spü­ren. Am 27. Juli zeigt sich das 6,8 Bogen­se­kun­den gro­ße Mer­kur­scheib­chen halb beleuch­tet. Die so genann­te Dicho­to­mie tritt ein. Bis zum Monats­en­de steigt die Hel­lig­keit auf ‑0,8 mag. Sein Auf­gang erfolgt an die­sem mor­gen bereits um 3:54 Uhr.

Unser Schwes­ter­pla­net Venus baut ihre Sicht­bar­keit am Mor­gen­him­mel wei­ter aus und wan­dert durch die Hya­den im Stern­bild Stier. Am 10. Juli steht sie mit ‑4,7 mag Hel­lig­keit in ihrem größ­ten Glanz. Gleich­zei­tig erreicht sie auch das Aphel ihrer Bahn und befin­det sich dann 108,9 Mil­lio­nen Kilo­me­ter von unse­rem Zen­tral­ge­stirn ent­fernt. Zwei Tage spä­ter zieht sie in nur 1 Grad nörd­li­chen Abstand am Haupt­stern Alde­ba­ran vor­bei. Im Tele­skop ist zu Beginn des Monats eine zu 19 % beleuch­te­te und 43 Bogen­se­kun­den gro­ße Sichel sicht­bar. Bis zum Monats­en­de nimmt der Beleuch­tungs­grad des Venus­scheib­chens auf 43% zu. Ihr schein­ba­rer Durch­mes­ser schrumpft dage­gen auf 27 Bogen­se­kun­den. Am 1. Juli geht Venus um 3:08 Uhr Som­mer­zeit im Nord­os­ten auf. Bis zum 31. Juli ver­frü­hen sich ihre Auf­gän­ge auf gut eine Stun­de. Rund eine Stun­de vor Son­nen­auf­gang befin­det sie sich dann bereits 15 Grad hoch über dem Ost­ho­ri­zont. Am 17. Juli steht die abneh­men­de Mond­si­chel in der Nähe des Mor­gen­sterns. Mond, Venus und Alde­ba­ran bil­den an die­sem Mor­gen ein fast gleich­sei­ti­ges Dreieck.

Unser roter Nach­bar Mars ver­la­gert in die­sem Monat sei­ne Auf­gän­ge in die Zeit vor Mit­ter­nacht und wan­dert wei­ter recht­läu­fig durch die Fische. Zwi­schen dem 8. und 26. Juli zieht er aber kurz­zei­tig durch das Stern­bild Wal­fisch und über­schrei­tet dann den Him­mels­äqua­tor in Rich­tung Nor­den. Er wird Ende Juli zum Pla­ne­ten für die gesam­te Nacht und steht kurz vor sei­ner Oppo­si­ti­on, die er im August auch erreicht. Sei­ne Hel­lig­keit steigt kräf­tig an von anfangs ‑0,6 auf ‑1,1 mag. Auch sein schein­ba­rer Durch­mes­ser steigt von anfangs 11,4 auf 14,5 Bogen­se­kun­den, so dass bereits zahl­rei­che Ein­zel­hei­ten auf der Pla­ne­ten­ku­gel sicht­bar sind. Im Fern­rohr zeigt Mars einen klei­nen Pha­sen­de­fekt von zunächst 84%. Bis Monats­en­de nimmt der Beleuch­tungs­grad auf 86% zu. Am 1. Juli geht Mars um 0:45 Uhr im Süd­os­ten auf und am 31. Juli bereits um 23:16 Uhr Som­mer­zeit. Am 11. Juli erhält unser Nach­bar­pla­net Besuch vom abneh­men­den Mond.

Der Rie­sen­pla­net Jupi­ter bewegt sich rück­läu­fig durch den Schüt­zen und erreicht am 14. Juli 2020 sei­ne Oppo­si­ti­ons­stel­lung. Damit ist der Pla­net die gesam­te Nacht beob­acht­bar. Mit ‑2,8 mag Hel­lig­keit ist der Rie­sen­pla­net, nach dem Mond und der Venus, das hells­te Objekt am Nacht­him­mel. Nur einen Tag spä­ter erreicht er auch sei­ne gerings­te Ent­fer­nung zur Erde und steht dann 619 Mil­lio­nen Kilo­me­ter von unse­ren Hei­mat­pla­ne­ten ent­fernt. Mit Hil­fe eines Tele­skops sind bei gutem See­ing – Jupi­ter steht zum Meri­di­an­durch­gang nur 18 Grad hoch über dem Süd­ho­ri­zont – zahl­rei­che Ein­zel­hei­ten wie der Gro­ße Rote Fleck (GRF) in der Jupi­ter­at­mo­sphä­re wahr­nehm­bar. Wäh­rend der Oppo­si­ti­on kommt es auch zu zahl­rei­chen Mond­er­eig­nis­sen wie Schat­ten­wür­fe, Vor­über­gän­ge und Ver­fins­te­run­gen der gro­ßen Jupi­ter­mon­de Io, Euro­pa, Gany­med und Kal­lis­to. Das Jupi­ter­scheib­chen erreicht zum Oppo­si­ti­ons­ter­min einen schein­ba­ren Durch­mes­ser am Äqua­tor von 47,6 Bogen­se­kun­den. Zu Beginn des Monats geht Jupi­ter um 22:03 Uhr auf und erreicht um 2:10 Uhr den Meri­di­an. Ende Juli über­schrei­tet der Rie­sen­pla­net bereits um 19:54 Uhr die süd­öst­li­che Hori­zont­li­nie und steht um 23:52 Uhr Som­mer­zeit im Süden. Am 5. des Monats zieht der Voll­mond in nur 2 ½ Grad Abstand süd­lich am Rie­sen­pla­ne­ten vorbei.

Der Ring­pla­net Saturn wan­dert am 3. Juli vom Stern­bild Stein­bock kom­mend in den Schüt­zen und erreicht am 20. Juli 2020 die Oppo­si­ti­on. Somit ist der Ring­pla­net eben­falls ein Pla­net für die gesam­te Nacht. Saturn kann nur 7 Grad öst­lich des Rie­sen­pla­ne­ten Jupi­ter auf­ge­fun­den wer­den. Nur einen Tag spä­ter steht er mit 1,346 Mil­li­ar­den Kilo­me­ter auch in Erd­nä­he. Sei­ne schein­ba­re Hel­lig­keit steigt von anfangs 0,3 auf 0,1 mag. Ähn­lich wie Jupi­ter, erreicht Saturn wäh­rend sei­nes Meri­di­an­durch­gangs nur eine Höhe von 20 Grad über dem Hori­zont. Im Tele­skop erscheint der Äqua­tor­durch­mes­ser der Saturn­ku­gel 18,5 Bogen­se­kun­den groß. Sein beein­dru­cken­der Ring ist mit 21 Grad noch fast voll­stän­dig geöff­net. Zu Beginn des Monats geht Saturn um 22:20 Uhr auf und steht um 2:36 Uhr im Süden. Bis zum Monats­en­de ver­frü­hen sich sei­ne Auf­gän­ge auf 20:17 Uhr und sei­ne Meri­di­an­durch­gän­ge auf 0:29 Uhr Sommerzeit.

Ura­nus wan­dert rück­läu­fig durch den Wid­der und ist ein Objekt für den Mor­gen­him­mel. Unter einem dunk­len Him­mel ist der fer­ne Pla­net sogar mit dem blo­ßem Auge sicht­bar, erreicht er doch eine Hel­lig­keit von 5,8 mag. Als Auf­such­hil­fe kann der 2,0 mag hel­le Stern Alpha Arie­tis die­nen. Ura­nus steht rund 10 Grad süd­öst­lich die­ses Sterns, in einer stern­ar­men Gegend. Sei­ne Auf­gän­ge ver­la­gert der Pla­net in die Zeit vor Mit­ter­nacht. Am 1. Juli erfolgt sein Auf­gang um 1:37 Uhr und am 31. des Monats bereits um 23:37 Uhr Som­mer­zeit. Im Tele­skop erscheint das blau­grü­ne Ura­nus­scheib­chen nur 3,5 Bogen­se­kun­den groß.

Der äuße­re Pla­net unse­res Son­nen­sys­tems Nep­tun bewegt sich rück­läu­fig durch den Was­ser­mann und kul­mi­niert Ende Juli bereits zum Ende der Nacht. Mit einer Hel­lig­keit von 7,9 mag benö­tigt man unbe­dingt ein Fern­glas oder ein klei­nes Tele­skop. Im Fern­rohr erscheint der Pla­net als 2,3 Bogen­se­kun­den gro­ßes bläu­li­ches Scheib­chen. Am 1. Juli geht Nep­tun um 0:15 Uhr auf. Am 31. Juli über­schrei­tet der Pla­net bereits um 22:12 Uhr Som­mer­zeit die öst­li­che Hori­zont­li­nie. Als Auf­such­hil­fe kann der 4,2 mag hel­le Ster­ne Phi Aqua­rii die­nen. Nep­tun befin­det sich nur 3 ½ Grad nord­öst­lich die­ses Sterns.

Der Zwerg­pla­net (134340) Plu­to ist mit einer Hel­lig­keit von 14,4 mag nur gro­ßen Tele­sko­pen vor­be­hal­ten und erscheint nur als schwa­cher Licht­punkt. Er kann im Stern­bild Schüt­ze auf­ge­fun­den wer­den und erreicht eben­falls in die­sem Monat, näm­lich am 15. Juli 2020, sei­ne Oppo­si­ti­ons­stel­lung. Der Zwerg­pla­net kann in der Nähe von Jupi­ter auf­ge­fun­den wer­den und steht zu Beginn des Monats um 2:11 Uhr im Süden und Ende Juli bereits um 0:10 Uhr Som­mer­zeit. Zum Zeit­punkt der Oppo­si­ti­on befin­det sich Plu­to 4,946 Mil­li­ar­den Kilo­me­ter von der Erde entfernt.

Helle Kometen und Planetoiden

Der Komet C/2017 T2 (Pan­STARRS) ist immer noch in klei­nen Instru­men­ten am Abend­him­mel beob­acht­bar und zieht im Lau­fe des Juli vom Stern­bild Jagd­hun­de in das Haar der Bere­ni­ke. Lei­der ver­schlech­tern sich die Sicht­be­din­gun­gen für die­sen Schweif­stern, weil er jeden Abend immer etwas tie­fer steht. Am Monats­an­fang beträgt die Hori­zont­hö­he bei Ein­bruch der Dun­kel­heit noch 40 Grad. Er kann in der Nähe von Beta Cvn auf­ge­fun­den wer­den. Ende Juli erreicht er nur noch eine Hori­zont­hö­he von gera­de ein­mal 15 Grad. Sei­ne Hel­lig­kei­ten beträgt im gesam­ten Monat Juli um 9 mag.

Der Komet C/2019 U6 (Lem­mon) ist erst zum letz­ten Monats­drit­tel hin tief über dem nord­west­li­chen Hori­zont am Abend­him­mel im Stern­bild Jung­frau auf­find­bar. Lei­der erreicht er zum Ende der astro­no­mi­schen Däm­me­rung nur eine Höhe von gera­de ein­mal 10 bis 15 Grad und soll­te mit 7 Grö­ßen­klas­sen eben­falls bereits in licht­star­ken Fern­glä­sern und klei­nen Tele­sko­pen beob­acht­bar sein. Im Lau­fe des Juli wan­dert der Schweif­stern wei­ter in Rich­tung Nor­den und über­schrei­tet am 22. Juli die Gren­ze zum Stern­bild Haar der Bere­ni­ke. Ende Juli steht der Komet nur 4 Grad süd­lich von C/2017 T2 (Pan­STARRS).

Der Komet C/2020 F3 (NEOWISE) kann ab der Monats­mit­te in Rich­tung Nor­den am Abend­him­mel auf­ge­sucht wer­den. Er steht zu Beginn der Nacht im Stern­bild Luchs und wan­dert im Lau­fe des Monats sehr schnell durch den süd­li­chen Bereich des Gro­ßen Bären in das Haar der Bere­ni­ke. Falls der Komet sei­ne Hel­lig­keits­ent­wick­lung bei­be­hält, kann er noch als 4 bis 5 mag hel­les Objekt in Fern­glä­sern und klei­nen Tele­sko­pen in 15 bis 20 Grad Höhe über dem Hori­zont beob­ach­tet werden.

Der Zwerg­pla­net (1) Ceres ist ein Objekt für den Mor­gen­him­mel und kann im Stern­bild Was­ser­mann auf­ge­fun­den wer­den. Sei­ne Hel­lig­keit steigt im Lau­fe des Juli von anfangs 8,6 auf 8,1 mag. Die Auf­gän­ge des Zwerg­pla­ne­ten ver­frü­hen sich von 1:15 Uhr auf 23:28 Uhr Sommerzeit.

(2) Pal­las kann zunächst noch im Stern­bild Füchs­chen auf­ge­fun­den wer­den. Am 13. Juli zieht der Klein­pla­net in das Stern­bild Pfeil. Gleich­zei­tig kommt er an die­sem Tag in Oppo­si­ti­on zur Son­ne und erreicht eine Hel­lig­keit von 9,6 mag. Bis zum Monats­en­de sinkt die­se wie­der auf 9,7 mag. Am 21. des Monats über­schrei­tet der Aste­ro­id die Gren­ze zum Stern­bild Her­ku­les. Am 1. Juli steht Pal­las um 1:42 Uhr im Süden. Am 31. des Monats erreicht der Him­mels­kör­per bereits um 23:16 Uhr Som­mer­zeit den Meri­di­an. Am 8. Juli steht Pal­las nur 6 Bogen­mi­nu­ten vom 6,2 mag hel­len Stern SAO 86843 ent­fernt. Wei­te­re enge Begeg­nun­gen mit hel­len Ster­nen erfol­gen am 14.7. (SAO 86753, 6,6 mag, 1,5 Bogen­mi­nu­ten) sowie am 17.7. (SAO 86704, 6,8 mag, 9,5 Bogenminuten).

(7) Iris kann im Stern­bild Schüt­ze auf­ge­fun­den wer­den. Die Hel­lig­keit des Klein­pla­ne­ten geht im Juli stark zurück von anfangs 9,0 auf 9,6 mag. Am 1. Juli steht der Pla­ne­to­id um 0:53 Uhr im Süden und am 31. Juli bereits um 22:23 Uhr Som­mer­zeit. Am 1. Juli befin­det sich Iris nur 7 ½ Bogen­mi­nu­ten von 21 Sgr (4,8 mag ) ent­fernt. Am 10. Juli kann der 6,0 mag hel­le Ster­ne 16 Sgr als Auf­such­hil­fe die­nen. Iris steht dann nur ½ Bogen­mi­nu­ten von die­sem Stern entfernt.

Der Aste­ro­id mit der Num­mer (532) Her­cu­li­na wan­dert durch den Schüt­zen und erreicht am 2. Juli 2020 die Oppo­si­ti­on zur Son­ne Sie wird 9,4 mag hell. Ende Juli ist die Hel­lig­keit wie­der auf 10,2 mag gefal­len. Zu Beginn des Monats erreicht Her­cu­li­na um 1:15 Uhr den Meri­di­an. Ende Juli steht der Aste­ro­id bereits um 22:49 Uhr Som­mer­zeit in sei­ner höchs­ten Stel­lung im Süden.

Meteorströme

Die Piscis-Aus­tri­ni­den sind zwi­schen dem 15. Juli bis 10. August aktiv und errei­chen ihr Maxi­mum in der Nacht vom 26. auf den 27. Juli. Auf­grund der weit süd­li­chen Lage sind nur weni­ge Meteo­re von Mit­tel­eu­ro­pa aus sicht­bar. Von süd­li­che­ren Stand­or­ten aus kön­nen bis zu 5 Meteo­re pro Stun­de beob­ach­tet wer­den, die mit 35 km/s mitt­le­re Ein­tritts­ge­schwin­dig­kei­ten zeigen.

Zwi­schen dem 12. Juli und 19. August sind die recht unauf­fäl­li­gen Süd­li­chen Del­ta-Aqua­ri­den aktiv. Das Maxi­mum ist in der Nacht vom 29. auf den 30. Juli in den Stun­den nach Mit­ter­nacht zu erwar­ten. Auf­grund der süd­li­chen Dekli­na­ti­on des Radi­an­ten und dem­zu­fol­ge nied­ri­gen Radi­an­ten­stan­des von gut 25 Grad über dem Hori­zont, sind von Mit­tel­eu­ro­pa aus maxi­mal 5 bis 10 Meteo­re pro Stun­de sicht­bar. Der zuneh­men­de Mond wird die Beob­ach­tung des Mete­or­stroms etwas stö­ren. Der Aus­strah­lungs­punkt des Mete­or­stroms befin­det sich unge­fähr 3 Grad west­lich von Del­ta Aqua­rii und erreicht in unse­ren Brei­ten nur eine Höhe von knapp 25 Grad über dem Hori­zont. Von süd­li­chen Stand­or­ten aus, z.B. in Nami­bia, wo der Radi­ant deut­lich höher steht, sind etwa 20 bis 25 Stern­schnup­pen von 3 bis 5 mag Hel­lig­keit sicht­bar, die mit Geschwin­dig­kei­ten von 41 km/s in die Erd­at­mo­sphä­re eindringen.

Die Alpha-Capri­corn­i­den tre­ten zwi­schen dem 3. Juli bis 15. August in Erschei­nung. Die mit 23 km/s recht lang­sa­men Meteo­re, sind die gan­ze Nacht über beob­acht­bar und zei­gen mit­un­ter recht lan­ge Bah­nen. Somit unter­schei­den sie sich gut von den deut­lich schnel­le­ren Süd­li­chen Del­ta-Aqua­ri­den. Das Maxi­mum fin­det eben­falls in der Nacht vom 29. auf den 30. Juli statt. Bei dunk­le­ren Him­mel sind bis zu 5 Meteo­re pro Stun­de erkenn­bar, davon auch eini­ge sehr hel­le Exem­pla­re. Nach neus­ten For­schun­gen ist der fast erlo­schen­de Komet 169P/NEAT (auch bekannt als Aste­ro­id 2002 EX12) für den Teil­chen­schau­er ver­ant­wort­lich. Auch die­ser Mete­or­strom pro­fi­tiert von einem süd­li­che­ren Standort.

Gegen Ende des Monats tau­chen auch schon die ers­ten Per­sei­den auf, die aber erst im August ihr Maxi­mum errei­chen und ihren Radi­an­ten im Juli noch in der süd­li­chen Kas­sio­peia haben und nicht, wie Mit­te August, in der Nähe von Eta Pers­ei. Erst Anfang August wan­dert der Radi­ant in die nörd­li­chen Berei­che des Per­seus. Mit 59 Kilo­me­tern pro Sekun­de han­delt es sich bei den Per­sei­den um sehr schnel­le Teil­chen, die sich gut von den ande­ren Strö­men im Juli unterscheiden.

Auch die Meteo­re der Ant­he­l­ionquel­le aus der Eklip­tik­re­gi­on sind aktiv, die ähn­li­che Ein­tritts­ge­schwin­dig­kei­ten, um 30 Kilo­me­ter pro Sekun­de, wie die der Süd­li­chen Del­ta-Aqua­ri­den und Alpha-Capri­corn­i­den auf­wei­sen und des­halb schwie­rig zu unter­schei­den sind. Im Lau­fe des Monats bewegt sich der Radi­ant der Ant­he­l­ionquel­le von Stern­bild Stein­bock kom­mend in den Wassermann.

Der abendliche Fixsternhimmel

Der Stern­him­mel am 15. Juli 2020 um 23:00 Uhr MESZ

Im Norden

Das Stern­bild Gro­ßer Bär, mit der bekann­ten Figur des Gro­ßen Wagens, steigt zu unse­rer Stan­dard­be­ob­ach­tungs­zeit lang­sam wie­der her­ab und befin­det sich nun in mitt­le­rer Höhe im Nord­wes­ten. Ver­län­gern wir die hin­te­ren Kas­ten­ster­ne des Wagens um das Fünf­fa­che, sto­ßen wir auf den Polar­stern, der exakt die Nord­rich­tung angibt. Der Polar­stern gehört zum Stern­bild Klei­ner Bär, des­sen Wagen­kas­ten nun die höchs­te Stel­lung über dem Nord­ho­ri­zont gera­de über­schrit­ten hat und eben­falls wie­der her­ab­stei­gen wird. Ober­halb des Klei­nen Bären erreicht der Dra­che gera­de sei­ne höchs­te Stel­lung im Nor­den, auch obe­re Kul­mi­na­ti­on genannt. Der mar­kan­te und auf­fäl­li­ge Kopf des Dra­chen befin­det sich dabei genau über uns im Zenit. Der rest­li­che Kör­per des Fabel­we­sens schlän­gelt sich um die Figur des Klei­nen Wagens her­um. Öst­lich des Polar­sterns ent­de­cken wir das Stern­bild Kepheus, das die Form eines Haus­da­ches besitzt. Dar­un­ter steigt nun auch die Kas­sio­peia, die auch als „Himmels‑W“ bekannt ist, lang­sam wie­der höher. Bei guter Hori­zont­sicht fun­kelt direkt über dem Nord­ho­ri­zont, und damit in ihrer unte­ren Kul­mi­na­ti­on, die gelb­lich leuch­ten­de Kapel­la im Stern­bild Fuhr­mann mun­ter vor sich hin. Direkt ober­halb vom Fuhr­mann kön­nen die schwa­chen Ster­ne des Stern­bilds Giraf­fe und des Luchs kaum erkannt wer­den. Zwi­schen den Stern­bil­dern Kas­sio­peia und Fuhr­mann hat auch der Per­seus sei­ne unte­re Kul­mi­na­ti­on soeben überschritten.

Im Osten

Bli­cken wir hoch in Rich­tung Osten, fällt zuerst das Som­mer­drei­eck auf. Es wird aus den hel­len Ster­nen Deneb im Schwan, Wega in der Lei­er und Ata­ir im Adler gebil­det. Durch die­se drei recht auf­fäl­li­gen und ein­präg­sa­men Stern­bil­der ver­läuft die hel­le Som­mer­milch­stra­ße in Rich­tung Süd­ho­ri­zont her­ab. Zwi­schen Adler und Schwan ste­hen noch die klei­nen und eher unschein­ba­ren Stern­bil­der Füchs­chen und Pfeil, wobei das Stern­bild Füchs­chen, inmit­ten der Som­mer­milch­stra­ße gele­gen, auf­grund sei­ner schwa­chen Ster­ne nicht gera­de ein­fach zu erken­nen ist. Öst­lich vom Schwan ent­de­cken wir den Kepheus. Dar­un­ter befin­det sich in mitt­le­rer Höhe das eher unschein­ba­re Stern­bild der Eidech­se und noch wei­ter in Rich­tung Nor­den, die Kas­sio­peia. Direkt über den Hori­zont ist das Stern­bild Pega­sus schon voll­stän­dig im Osten auf­ge­gan­gen. Der lin­ke obe­re Kas­ten­stern gehört aber schon zum Stern­bild Andro­me­da, die sich wei­ter öst­lich und nahe­zu par­al­lel zum Hori­zont erstreckt. Rechts ober­halb vom Kopf des Pega­sus ent­de­cken wir noch das klei­ne Stern­bild Fül­len und die ein­präg­sa­me Figur des Del­phins. Dicht über dem Ost- und Süd­ost­ho­ri­zont sind schon die ers­ten Ster­ne der Herbst­stern­bil­der Was­ser­mann und Stein­bock erschienen.

Im Süden

Der Süden wird nun voll­stän­dig vom mäch­ti­gen Schlan­gen­trä­ger ein­ge­nom­men, der sich in mitt­le­rer Höhe über dem Hori­zont befin­det. Dar­über steht das eher unauf­fäl­li­ge Stern­bild Her­ku­les, dass soeben den Meri­di­an über­schrit­ten hat. Öst­lich vom Her­ku­les gele­gen befin­det sich die Lei­er mit der hel­len Wega. Noch wei­ter im Süd­os­ten sind die Stern­bil­der Schwan, Füchs­chen, Pfeil und der Adler sicht­bar. West­lich vom Her­ku­les gele­gen ent­de­cken wir noch die Nörd­li­che Kro­ne, dar­un­ter ste­hen Kopf und Hals des Stern­bilds Schlan­ge. Tief über dem Süd­ho­ri­zont hat nun der Skor­pi­on, mit sei­nem röt­li­chen Haupt­stern Ant­ares, schon längst den Meri­di­an über­schrit­ten und berei­tet sich wie­der auf sei­nen Unter­gang vor. Wei­ter west­lich vom Skor­pi­on erken­nen wir die Waa­ge. Der Schüt­ze, öst­lich des Skor­pi­ons gele­gen, wird in der nächs­ten Stun­de den Meri­di­an über­schrei­ten, befin­det sich aber noch dicht über dem Süd­ost­ho­ri­zont. In die­sem in einer Art Tee­kan­ne nach­emp­fun­de­nen Stern­bild, befin­det sich das Zen­trum unse­res eige­nen Milch­stra­ßen­sys­tems. Im öst­li­chen Bereich die­ses Stern­bilds ste­hen auch die bei­den Rie­sen­pla­ne­ten Jupi­ter und Saturn. Die­ser Him­mels­ab­schnitt ist von süd­li­che­ren Brei­ten als Mit­tel­eu­ro­pa aus noch deut­lich bes­ser zu erken­nen und steht dort deut­lich höher über dem Hori­zont. Das gilt natür­lich auch für alle Pla­ne­ten, die in die­sen Stern­bil­dern sicht­bar sind. Ober­halb des Schüt­zen ist noch das unschein­ba­re Stern­bild Schild, mit der hel­len Schild­wol­ke, erkenn­bar. Hier­bei han­delt es sich um eine aus­ge­dehn­te und beson­ders auf­fäl­li­ge Ster­nen­wol­ke inmit­ten der Som­mer­milch­stra­ße. Direkt im Süd­os­ten ist soeben das Stern­bild Stein­bock aufgegangen.

Im Westen

Die bei­den Stern­bil­der Gro­ßer Bär, mit der mar­kan­ten Figur des Gro­ßen Wagens, und Bären­hü­ter, mit dem hel­len oran­ge leuch­ten­den Haupt­stern Ark­tur, sind die auf­fäl­ligs­ten Stern­bil­der in die­sem Him­mels­ab­schnitt. Sie befin­den sich in mitt­le­rer Höhe über dem west­li­chen Hori­zont und wer­den im Lau­fe der Nacht wei­ter in Rich­tung Hori­zont hin­ab­stei­gen. Ober­halb die­ser bei­den Stern­bil­der befin­det sich der Dra­che. Unter­halb der Deich­sel des gro­ßen Wagens ent­de­cken wir noch das klei­ne unschein­ba­re Stern­bild der Jagd­hun­de und dar­un­ter, das Haar der Bere­ni­ke. Öst­lich des Bären­hü­ters gele­gen steht das mar­kan­te Ster­nen­rund der Nörd­li­chen Kro­ne und noch etwas höher, der unschein­ba­re Her­ku­les. Dort kön­nen auf­merk­sa­me Beob­ach­ter, etwas unter­halb des rech­ten obe­ren Kas­ten­sterns die­ser Figur, unter einem dunk­len Him­mel den Kugel­stern­hau­fen M 13 selbst mit blo­ßem Auge auf­fin­den. Und auch der Kugel­stern­hau­fen M 5, im Kopf der Schlan­ge, das unter­halb der Nörd­li­chen Kro­ne zu fin­den ist, kann unter sehr guten Bedin­gun­gen mit blo­ßem Auge erkannt wer­den. Im Wes­ten ver­schwin­den mit den bei­den Stern­bil­dern Jung­frau und Löwe nun auch die letz­ten Früh­lings­stern­bil­der von der Him­mels­büh­ne. Die Vor­der­pran­ken des Löwen sind zu unse­rer Stan­dard­be­ob­ach­tungs­zeit schon längst unter­ge­gan­gen. Und auch die rest­li­chen Ster­ne des Löwen, zusam­men mit dem Haupt­stern Spi­ca in der Jung­frau, wer­den bald folgen.

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen zum aktu­el­len Stern­him­mel gibt es auf der Sei­te Stern­him­mel.

Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

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