An meinem letzten Urlaubstag, dem 7. August 2016, konnte ich mich mal wieder überwinden, zu meinem angestammten Beobachtungsplatz zu fahren. Das Ziel war endlich die Star Adventurer von Skywatcher auszuprobieren. Seit Mai hatte ich nämlich für Ausflüge in die galaktischen Weiten des Kosmos keine Zeit gehabt. Leider war das Wetter in dieser Nacht nicht gerade berauschend, obwohl meine Wetter-App was anderes vorhergesagt hat. Mittlerweile habe ich diese von meinen mobilen Geräten verbannt. 🙂
Als ich gegen 21:30 Uhr an meinem Beobachtungsort eintraf, war der Himmel zu 50% mit Wolken bedeckt. Na super… Also baute ich erstmal die Gerätschaften in aller Ruhe auf. Für meine Astrotrac hatte ich vor kurzem einen Panoramateller gekauft, um die Montierung noch besser einnorden zu können. Das schwere UNI-Berlebachstativ besitzt nämlich keine Mittelsäule. Auch der Aufbau der Star Adventurer ging recht zügig voran. Diese hatte ich auf mein Berlebach Report geklemmt. Die Höhe des Stativs erwies sich als sehr angenehm, konnte ich doch zur Abwechslung im Stehen einnorden, was meinem Rücken sehr gut tat. Leider verhinderten immer noch Wolken diese Prozedur. Ich musste mich doch tatsächlich noch bis Mitternacht gedulden, bis die zähen Wolken nach und nach verschwanden. Somit verpasste ich auch den ‑7 mag Iridiumflare, weil zu diesem Zeitpunkt eine Wolke die Sicht auf das Ereignis verdeckte. Schließlich war es so weit: First Light der Star Adventurer. Ich hatte zu diesem Zweck meine Canon EOS 600D mit dem Canon EF‑S 24 mm STM auf die Nachführeinheit geklemmt. Die Ausrichtung der Polachse vorher ging auch relativ schnell von statten, weil mir die Android-App „PolarFinder“ dabei half, Polaris genau auf die Markierung im Polsucher zu stellen. Um die Markierung im Polsucher überhaupt zu sehen, verwendete ich eine rote Taschenlampe, die die Markierung schräg von oben beleuchtete. Ich schwenkte die Kamera in Richtung Sommermilchstraße zwischen Schwan und Schildwolke. Kurz nach Mitternacht zeigte sich die Milchstraße reich strukturiert und spannte sich hoch über meinem Kopf.
In der Zwischenzeit liefen auch schon die ersten Aufnahmen mit der Astrotrac. Hier hatte ich die Canon EOS 1000Da mit dem Canon EF 200 mm L Objektiv bestückt. Die Kamera zeigte in Richtung Deneb im Sternbild Schwan. Aber was war das, Strichspuren? Der Kugelkopf ist doch fest geklemmt? Auch die Objektivschelle bewegte sich kein Stückchen. Komisch… Ein Blick durch den Polsucher schaffte mir Gewissheit: Polaris befindet sich nicht mehr im Gesichtsfeld. Was war da los? Schließlich fand ich den Übeltäter recht schnell: Die Klemmung der Panoramaeinheit hatte ich vergessen fest zu ziehen.
Während die Belichtung lief, beobachtet ich mit dem 8 Zoll Dobson und vertrieb mir die Zeit mit den Standardobjekten des Sommer- und Herbsthimmels. Zwischendurch zogen leider immer wieder Wolken durch den Himmel, so dass ich besonders die Weitfeldbelichtung der Sommermilchstraße hin und wieder unterbrechen musste. In dieser Nacht waren überraschenderweise auch eine Menge Perseiden unterwegs. Eine Sternschnuppe davon war sehr hell und zeigte sogar noch wenige Sekunden nach dem Auftauchen ein Nachglühen. Nachdem der 1. Durchlauf mit der Astrotrac im Kasten war, schwenkte ich auf Sadr, dem mittleren Stern in der Figur des Schwans. Leider schaffte ich es nicht, über eine Stunde zu belichten, denn im Osten kündigte das Zodiakallicht schon das Ende der Nacht an. Mit der Star Adventurer lief es weiterhin sehr gut, obwohl die zum teil zähen Wolken zeitweilig nervten. Ab und zu hatte ich auch die Gelegenheit, die Helligkeit des Himmelshintergrundes mit dem SQM‑L zu messen. Es zeigte für meinen Standort, mit 21.21 mag/arcsec², durchschnittliche Werte an. Kurz vor Ende der Belichtungsreihe mit der Star Adventurer, klemmte ich noch einen Weichzeichner-Filter vom Typ Cokin P820 vor das Objektiv.
Obwohl es diese Nacht nicht all zu feucht war, beschlug der Filter schon nach wenigen Minuten, so dass ich doch noch meine USB-Heizmanschette rauskramen musste, die ich mit einer 20 Ah Powerbank betrieb. Gegen 3:15 Uhr begann schließlich die Morgendämmerung, so dass ich die Aufnahmen abbrechen musste, weil der Himmelshintergrund immer heller wurde. Zwischen den Aufnahmen der Dunkel- und Hellbilder, verstaute ich meine Ausrüstung zurück im Auto. Kurz nach 4 Uhr, die Morgendämmerung war schon weiter fortgeschritten, brach ich schließlich den Heimweg an.