In der Nacht vom 28. auf den 29. Mai 2014 fotografierte ich auf Tivoli die Große und Kleine Magellansche Wolke (LMC & SMC) sowie den Eta Carinae Nebel. Des Weiteren machte ich wieder einen Ausflug ins Zentrum der Milchstraße und nahm den Lagunen- und Trifidnebel aufs Korn. Bei der Bearbeitung der Bilder am heimischen Computer hatte ich dann überraschenderweise einige Schwierigkeiten mit dem Stacking der Rohbilder der LMC. Fitswork – die Stacking-Software die ich überwiegend zum Überlagern der Bilder verwende – hatte am linken unteren Bildfeldrand Probleme, die Sterne zur Deckung zu bringen. Egal wie viel Sterne ich am Anfang markierte. Als Auslöser für die Schwierigkeiten vermute ich hier den niedrigen Stand der LMC zum Aufnahmezeitpunkt (Refraktion?). Daraufhin probierte ich es mit Deep Sky Stacker (DSS), was deutlich bessere Stacking-Ergebnisse lieferte. Leider hatte ich hier aber das Problem, die korrekten Parameter für den Farbabgleich zu finden, was einige Stunden an nervenaufreibenden Recherchen im Internet zur Folge hatte.
Ich muss aber auch zugeben, dass ich mit Deep Sky Stacker nicht sehr große Erfahrung habe. Die Summenbilder der Canon EOS 1000Da hatten entweder kaum Kontrast/Farbe oder einen starken Blau- bzw. Gelbstich, was auch mit EBV nicht richtig auszubügeln war. Brauchbare aber noch nicht optimale Ergebnisse lieferten folgende Parameter unter den RAW/FITS Einstellungen von DSS:
Helligkeit: 3.000
Rot-Scala: 0.800
Blau-Scala: 1.050
Weißabgleich der Kamera verwenden
RGB-Hintergrund Kalibrierung
Am Ende sind, wie ich finde, beide Versionen des Objekts gelungen. Für die Aufnahmen verwendete ich hier das Zeiss Sonnar 135/4 bei Blende f/4.8. Besser wäre es gewesen, das Objektiv noch weiter abzublenden. Denn dann hätten sich die Sterne auch am Rand punktförmig abgebildet. Trotz alledem bin ich recht zufrieden mit der Abbildung des Objektivs aus dem Herstellungsjahr 1963/1964. Leider konnte ich pro Bild nicht länger belichten, da Nachführfehler schon nach 3 Minuten, in Form von kurzen Strichspuren, sichtbar wurden. Als Ausgleich für die relativ kurze Belichtungszeit wählte ich daher eine höhere ISO-Zahl. Bei 25 bis 38 gestackten Bilder mittelt sich das Bildrauschen sichtbar heraus. So gilt bei längerer Belichtungszeit (weniger Bilder) ISO-800 und bei kurzer Belichtungszeit (mehr Bilder) ISO-1600 zu wählen.
Die Große Magellansche Wolke (Large Magellanic Cloud, LMC) im Sternbild Tafelberg/Schwertfisch befand sich bei Aufnahmebeginn leider schon recht nahe am Horizont. Deshalb wurden nur 25 Bilder á 3 Minuten für das Stacking verwendet. Mit 135 mm Brennweite sind hier schon erstaunlich viel Objekte in der 163.000 Lichtjahre entfernten irregulären Nachbargalaxie erkennbar. Hier konzentrieren sich auf einer Fläche von mehr als 10 Grad, was rund 25.000 Lichtjahre entspricht, ungefähr 15 Milliarden Sterne. Bei genauerem Hinschauen sind zahlreiche dieser Einzelsterne sowie einige Sternhaufen und HII-Regionen erkennbar, die zum großen Teil auch eine eigen NGC-Nummer tragen. Vor allem tritt hier der Tarantelnebel (NGC 2070), auch als 30 Doradus bekannt, als auffälligstes Objekt der LMC in Erscheinung. In der Nähe des Tarantelnebels explodierte im Jahr 1987 eine Supernova, die es den Astronomen ermöglichte, eine solche Sternenexplosion aus „nächster Nähe“ zu erforschen. Betrachtet man die Große Magellansche Wolke in einem Teleskop, wird man von der schieren Fülle der Deep-Sky-Objekte förmlich erschlagen. 😀
Als nächstes Objekt war der Eta Carinae Nebel (NGC 3372) im Sternbild Schiffskiel (Carina) an der Reihe. Dieser stand zum Glück deutlich höher über dem Horizont. Fotografiert man mit einem normalbrennweitigen Objektiv von 50 mm, bekommt man auch das Kreuz des Südens sowie die beiden Zeigersterne mit auf dem Chip der DSLR. Dieser Nebel ist deutlich größer und heller als der Orionnebel, so dass er das gesamte Gesichtsfeld eines Weitwinkelokulars ausfüllt. Und selbst im 10x50 Fujinon-Fernglas, ist dieser Nebel, mit seinen Dunkelstrukturen, ein faszinierender Anblick. Der große offene Sternhaufen oberhalb des Eta Carinae Nebels ist übrigens NGC 3532. Der Nebel selber befindet sich zwischen 7.000 und 10.000 Lichtjahren von der Erde entfernt. Der Stern Eta Carinae ist ein Hyperriese und steht innerhalb des Sternhaufens Trümpler 16. Der Stern zeigt Helligkeitsschwankungen und gilt als ein Kandidat für eine Supernovaexplosion, die wahrscheinlich in den nächsten 100.000 Jahren stattfinden wird.
Bis ich mich gegen Morgen der Kleinen Magellanschen Wolke widmen konnte – diese Stand noch sehr niedrig über dem Südhorizont – drehte ich die Kamera in Richtung Schütze (Sagittarius), auf den Lagunen- und Trifidnebel. Der Lagunennebel (Messier 8) ist ein 5.200 Lichtjahre entfernter großer und heller Nebel, der schon mit bloßem Auge und in jedem Fernglas sichtbar ist. Im Zentrum dieses Sternenstehungsgebiets kann auch der Sternhaufen NGC 6530 aufgefunden werden. Die Winkelausdehnung am Himmel beträgt ungefähr 1 Grad, was auf die Entfernung gerechnet ca. 140 Lichtjahre entspricht. In unmittelbarer Nähe zum Lagunennebel befindet sich der ebenfalls 5.200 Lichtjahre entfernte Trifidnebel (Messier 20), der allerdings deutlich kleiner ist. Der Nebel wird durch die Dunkelwolken Barnard 85 in 3 Hälften geteilt, was vor allem im Teleskop erkannt werden kann. Die kleine HII-Region am oberen Bildrand trägt die Bezeichnung Sharpless 22. Sharpless 34 ist als zarter Nebelhauch etwas unterhalb des Trifidnebels erkennbar. Der offene Sternhaufen in der linken Ecke ist Messier 23. Im Gegensatz zum Eta Carinae Nebel, sind beide Nebel auch sehr gut von Mitteleuropa aus sichtbar.
Als letztes Objekt fotografierte ich noch die Kleine Magellansche Wolke (Small Magellanic Cloud, SMC) im Sternbild Tukan. Sie ist wie die LMC ebenfalls Mitglied unserer lokalen Galaxiengruppe und befindet sich 209.000 Lichtjahre von der Erde entfernt. Sie besitzt einen Durchmesser von 10.000 Lichtjahren und enthält rund 5 Milliarden Sterne. Mit einer Winkelausdehnung von ungefähr 3 Grad, ist die Kleine Wolke um ein Drittel kleiner als die Große Magellansche Wolke. Im Teleskop sind ebenfalls zahlreiche Sternhaufen und Nebel erkennbar. Der große Kugelsternhaufen links oberhalb der SMC ist 47 Tucanae (NGC 104), der zweithellste Kugelhaufen des gesamten Himmels – nach Omega Centauri – der selbst mit bloßem Auge, als heller runder Nebelfleck, leicht zu erkennen ist. Im Teleskop sticht vor allem das dichte, kreisrunde und nicht in Einzelsterne auflösbare Zentrum des Kugelhaufens hervor. 47 Tucanae besitzt einen Durchmesser von 120 Lichtjahren und enthält einige Millionen Sterne. Unten links steht ein weiterer kugelförmiger Sternhaufen, der als NGC 362 bekannt ist. Im Gegensatz zu NGC 362, ist 47 Tucanae kein Mitglied der Kleinen Magellanschen Wolke. Dieser Haufen gehört zu unserer eigenen Galaxis und steht weit im Vordergrund der SMC.
Aufnahmedaten: Canon EOS 1000Da, Zeiss Sonnar 135/4, bei f/4.8, ISO-1600, 25 bzw. 38 x 3 Min.