Bevor im Juni wieder die weißen Nächte zuschlagen, konnte ich am 24. Mai bei klarem Himmel – aber zum Teil sehr schlechtem Seeing und böigem Wind – wieder in Radensdorf beobachten. Diesmal stand eine Tour durch den galaktischen Halo unseres Milchstraßensystems auf dem Programm. Insgesamt habe ich an diesem Abend 19 Kugelsternhaufen beobachtet. Der überwiegende Teil der Sternhaufen lag dabei im Sternbild Schlangenträger. Davon waren auch einige Exemplare, die ich bis dato noch nicht beobachtet hatte. Während der Beobachtung belichtete ich auch wieder Sternfelder mit feststehender Kamera und konnte mal wieder beweisen, dass nicht unbedingt eine genaue Nachführung für schöne Astroaufnahmen nötig ist.
Das erste Objekt war die Venus, die schon recht niedrig in Richtung Nordwesthorizont stand. Im Gesichtsfeld des Fernrohrs präsentierte sie sich als äußerst schmale Sichel in einer ähnlichen Gestalt, wie der einige Dutzend Grad weiter östlich stehende zunehmende Mond. Venus wird zudem am 6. Juni 2012 – übrigens zum letzten Mal in diesem Jahrhundert – vor der Sonnenscheibe vorüberziehen und dann später im Juni am Morgenhimmel auftauchen. Bevor ich mich aber den Kugelsternhaufen widmete, schwenkte ich das Teleskop zuerst noch in Richtung Mond, der glücklicherweise bis kurz vor Mitternacht untergehen sollte. Aufgrund des eher schlechten Seeings und des zum Teil recht böigen Windes war es aber kein Vergnügen durch die Kraterlandschaften von Luna zu streifen. Auch sein aschgraues Licht war nicht annähern so deutlich sichtbar wie noch Ende März. Auch Mars lohnte nicht wirklich, da aufgrund seines geringen Durchmessers nahezu keine Oberflächendetails erkennbar waren. Interessant war da nur noch seine deutlich sichtbare Phasengestalt. Eine rühmliche Ausnahme im Planetenreigen bildete hier noch der Saturn, der gegen 23 Uhr kurz vor seinem Meridiandurchgang stand. Mit dem 9 mm Okular und Barlowlinse konnte ich ganz klar den Ringschatten auf dem Planetenscheibchen und die Cassini-Teilung erkennen. Außerdem waren zwei Dunkelbänder in der Saturnatmosphäre sichtbar.
Nach meinem kleinen Ausflug durch unser Sonnensystem widmete ich mich anschließend den Kugelsternhaufen. Ein Großteil davon waren Messier-Objekte. Aber auch einige sehr schwache und nur indirekt sichtbare Exemplare aus dem NGC-Katalog konnte ich auffinden. In den Beobachtungspausen richtete ich meine Canon EOS 600D DSLR in Richtung Sternhimmel. So entstanden an diesem Abend zwei Übersichtsaufnahmen mit dem 8 mm Walimex Fisheye-Objektiv der aufgehenden Sommermilchstraße sowie ein Aufnahme der interessanten Milchstraßenregion in den Sternbildern Schwan und Leier. Hierfür verwendete ich das Canon EF 28 mm Objektiv. Beobachtungsende war dann gegen 2:30 Uhr inmitten der schon spürbaren Morgendämmerung.
Insgesamt war es eine sehr entspannte Beobachtungsnacht, die Dank der Trockenheit und der moderaten Temperaturen frei von Taubeschlag war. In jener Nacht des 24. Mai wurde von meinem Standort aus gesehen das Ende der astronomischen Dämmerung nicht mehr erreicht. Trotzdem zeigte mein SQM‑L mit 21,34 mag/arcsec² kurz nach Mitternacht doch recht gute Beobachtungsbedingungen an.
Einen vollständigen Bericht zur Beobachtungsnacht kann demnächst auf meiner Homepage nachgelesen werden.