Zum 12. HTT habe ich wie auch im Vorjahr die Gelegenheit genutzt, Sternfelder mit nachgeführter Kamera aufzunehmen. Verwendung fand meine neue Canon EOS 600D, die hier ihr astronomisches „first light“ erlebte, sowie verschiedene preisgünstige Objektive von Canon. Dank der guten Einnordung meiner Meade LXD55 Montierung, konnte ich gut über 10 Minuten belichten. Leider wanderten die erste Belichtungsreihe gleich in den Papierkorb, weil ein vierbeiniges Mitglied unserer Südkurve regelmäßig an das Stativ stieß und die Aufnahmen somit ruinierte. So änderte ich den Plan und nahm jeweils 12 Bilder á 150 Sekunden Belichtungszeit auf. Insgesamt kam ich dann auf eine Gesamtbelichtungszeit von einer halben Stunde. Leider zeigte sich der Jeßnigker Himmel nicht ganz optimal, weil mit ziemlicher Regelmäßigkeit Zirren und Kondensstreifen den Himmel trübten. Die hohe Luftfeuchtigkeit tat ihr übriges, so dass ich gezwungen war, hin und wieder das Objektiv vom lästigen Tau zu befreien.
Alle hier gezeigten Bilder entstanden in der Nacht vom 24. auf den 25. September 2011. In der vorhergehenden Nacht fertigte ich ebenfalls schon Sternfeldaufnahmen an, musste aber während des Bildbearbeitungsworkshops von Martin Fiedler am Samstagnachmittag feststellen, dass ich nicht in RAW sondern in JPEG aufgenommen hatte. So mussten die Belichtungsreihen leider wiederholt werden. Wenigstens hat sich die Investition in einer neue Kamera gelohnt: Das ausklappbare Schwenkdisplay der 600D erleichtert doch sehr die manuelle Fokussierung, da man sich nicht mehr verrenken muss, egal wohin das Objektiv der Kamera schaut. Außerdem scheint sie weniger rauschempfindlich zu sein und auch weniger Hotpixel zu produzieren als meine alte Canon EOS 1000D. Denn selbst bei ISO-1600 war das Rauschen noch moderat. Bearbeitet wurden die Bilder schließlich mit Fitswork, inklusive Dunkelbildabzug und Photoshop.
Als erstes Objekt nahm ich die Sommermilchstraße zwischen den Sternbildern Adler und Füchschen auf. Das EF‑S 18–55mm 1:3.5–5.6 IS II Kit-Objektiv der 600D stellte ich auf 55 mm Brennweite ein. Neben dem Hauptstern des Adlers Atair, erkennt man auf dem Bild auch einige markante Dunkelwolken. Vor allem der E‑förmige Dunkelnebel Barnard 142–3, westlich von Tarazed (Gamma Aquilae) gelegen, ist auffällig. Außerdem ist der Kleiderbügelhaufen Collinder 399 und, wenn man ganz genau hinschaut, sogar der Hantelnebel M 27 als bläulichgrünes Fleckchen sichtbar. Ab und zu musste ich die Belichtungsreihe unterbrechen, da der Himmel zeitweise von hoher Zirrusbewölkung eingetrübt war. Nach rund einer Viertelstunde wartens konnte schließlich weiter belichtet werden.
Anschließend stellte ich das Objektiv auf Weitwinkel ein und belichtete die Milchstraße mit dem Sommerdreieck. Das Sommerdreieck wird aus den Hauptsternen Deneb im Schwan, Wega in der Leier und Atair im Adler gebildet. Auf dem Bild stechen besonders der Nordamerikanebel NGC 7000 mit dem Pelikannebel IC 5070, unmittelbar östlich von Deneb gelegen, die Nebelregion um Gamma Cygni, der „Nördliche Kohlensack“ am oberen Bereich des Bildes sowie die HII-Region IC 1396, unmittelbar südlich des „Granatsterns“ My Cephei, hervor. Während der Aufnahme zogen ebenfalls Zirren vor die Milchstraße. Ein Artefakt dieser Störung ist der lange rote Streifen bei Wega in der Leier. Während der Belichtungszeit sank die Milchstraße immer tiefer in Richtung Westen herab, so dass sich im unteren Bereich, besonders im Sternbild Adler, schon der Horizontdunst störend bemerkbar macht.
Fortsetzung folgt…
Hi. Kurze Frage: wie führst du bei diesen Bildern nach? Manuell oder Schrittmotor?
Habe dafür eine Meade LXD55 und seit neustem eine Astrotrac im Einsatz.