Der Lauf des Mondes
Neumond ist am 1. Juni. Im hohen Norden Skandinaviens und über dem Nordmeer ereignet sich an diesem Tag eine partielle Sonnenfinsternis, die von Mitteleuropa aus aber nicht zu sehen ist. Zwei Abende später können wir die junge Mondsichel tief im Westen am Abendhimmel beobachten. Anschließend wandert der zunehmende Mond weiter durch die Sternbilder Zwillinge und Krebs und befindet sich am 7. Juni nur 6 Grad südlich von Regulus im Löwen. Am 10. Juni bildet unser Erdtrabant mit Spika in der Jungfrau und dem Ringplaneten Saturn, der 9,5 Grad nördlich steht, ein gleichschenkliges Dreieck. Der fast voll beleuchtete Mond steht am Abend des 14. Juni nur 3 Grad nordöstlich von Antares im Skorpion. Die Vollmondphase ist dann schließlich am 15. Juni erreicht. An diesem Abend, wenn der Mond über dem Südosthorizont erscheint, befindet er sich schon vollständig im Kernschatten der Erde. Eine totale Mondfinsternis findet statt.
Nach der Vollmondphase wird unser stiller Begleiter immer mehr ein Objekt für die zweite Nachthälfte. Er durchquert nacheinander die Sternbilder Schütze, Steinbock, Wassermann und Fische. Am Morgen des 26. Juni finden wir ihn nur 5 Grad nördlich von Jupiter. In der Morgendämmerung des 28. Juni können wir die abnehmende Mondsichel nur 3 Grad nordöstlich des Sternhaufens der Plejaden und 8 Grad östlich von Mars aufspüren. Die dünne Mondsichel ist am Morgen des 29. Juni schließlich zum letzten Mal sichtbar, wenn sie sich knapp 4 Grad westlich unseres roten Nachbarplanet Mars aufhält.
Die Planeten
Der flinke Planet Merkur steht am 13. Juni in oberer Konjunktion mit der Sonne und erreicht mit 1,324 AE oder 198 Millionen Kilometern auch seine maximale Entfernung zur Erde. Die östliche Elongation des innersten Planeten unseres Sonnensystems wächst bis Ende Juni auf 19° an. Unter guten Bedingungen kann er evtl. mit einem Fernglas tief über westlichen Horizont aufgespürt werden.
Venus zieht sich im Laufe des Monats endgültig vom Morgenhimmel zurück und bleibt für das bloße Auge in den hellen Strahlen der Sonne verborgen. Nur mit Hilfe eines Feldstechers kann der ‑3,9 mag helle Planet noch bis Anfang Juli kurz vor Sonnenaufgang und dicht über dem Nordosthorizont aufgefunden werden. Zu Beginn des Monats geht Venus um 4:05 Uhr auf. Am 15. Juni erscheint sie bereits um 3:53 Uhr Sommerzeit über der Horizontlinie. Am 30 Juni zieht die schmale Mondsichel nur 0,1° am scheinbar 10″ großen und zu 98% beleuchteten Planetenscheibchen vorbei.
Mars verlässt am 12. Juni das Sternbild Widder und wechselt rechtläufig in das Sternbild Stier. Ab Ende des Monats kann er wieder am Morgenhimmel aufgefunden werden, wenn er um 2:48 Uhr Sommerzeit im Osten aufgeht. Im Teleskop zeigt sich der 1,4 mag helle Rote Planet nur 4″ im Durchmesser.
Jupiter wandert rechtläufig durch das Sternbild Fische und wechselt am 7. Juni in das Sternbild Widder. Der ‑2,3 mag helle und im Teleskop scheinbar 37″ große Planet kann immer besser am Morgenhimmel beobachtet werden, weil er im Laufe des Monats immer früher aufgeht. Am 1. erscheint Jupiter um 3:21 Uhr über der Horizontlinie. Am letzten Tag des Monats erfolgt sein Aufgang bereits um 1:38 Uhr Sommerzeit. Am 26. Juni wandert der abnehmende Mond rund 6° nördlich am Jupiter vorbei.
Saturn im Sternbild Jungfrau steht bei Einbruch der Dunkelheit schon im Südwesten und zieht sich im Laufe des Monats immer mehr aus der zweiten Nachthälfte zurück. Am 14. Juni wird der Planet stationär und beendet seine diesjährige Oppositionsperiode. Der Umkehrpunkt seiner Oppositionsschleife liegt nur eine halbe Vollmondbreite südlich von Porrima (Gamma Vir). Am 1. Juni geht der 0,7 mag helle Planet um 3:05 Uhr unter. Am letzten Tag des Monats erfolgt der Untergang des nun 0,9 mag hellen Ringplaneten bereits um 1:11 Uhr Sommerzeit.
Uranus wandert weiter rechtläufig durch die Fische und kann am Morgenhimmel aufgefunden werden. Im Fernrohr zeigt sich ein 5,8 mag helles und 3,4″ großes grünliches Scheibchen. Am 1. Juni geht Uranus um 2:35 Uhr Sommerzeit auf. Am 30. Juni erscheint der Planet bereits um 23:38 Uhr über der östlichen Horizontlinie.
Der äußere Planet unseres Sonnensystems Neptun wird am 3. Juni stationär, setzt zu seiner Oppositionsschleife an und wandert wieder rechtläufig durch den Wassermann. Bis zum Ende der Nacht erreicht der scheinbar 2,5″ große und 7,9 mag helle Planet fast seine höchste Stellung im Süden. Anfang des Monats geht Neptun um 1:38 Uhr Sommerzeit auf. Ende des Monats erfolgt sein Aufgang bereits zwei Stunden früher.
Der Zwergplanet (134340) Pluto kommt am 28. Juni im nördlichen Grenzbereich des Sternbilds Schütze in Opposition zur Sonne und kann als 14 mag helles Pünktchen inmitten der Milchstraße aufgespürt werden. Am Tag der Opposition beträgt die Entfernung zu Pluto 31,04 AE bzw. 4,643 Mrd. Kilometer, was einer Lichtlaufzeit von 4 Stunden und 18 Minuten entspricht. Am 1. Juni kulminiert der Zwergplanet um 2:57 Uhr und am 30. Juni bereits um 00:52 Uhr Sommerzeit.
Helle Kometen und Planetoiden
Komet C/2009 P1 Garradd wird immer besser am Morgenhimmel sichtbar und bewegt sich in diesem Monat im Grenzgebiet der Sternbilder Wassermann und Fische. Bis zum Monatsende steigert der Komet seine Helligkeit auf rund 9 Magnituden, so dass er schon sehr gut in mittleren Teleskopen beobachtet werden kann. Weitere Informationen zur Sichtbarkeit von Komet Garradd gibt es demnächst in einem Blog-Artikel.
C/2010 X1 Elenin ist tief am Abendhimmel, mit immer geringer werdender Elongation zur Sonne, beobachtbar. Er wandert im Laufe des Monats vom Löwen in die Jungfrau. Die Helligkeitsentwicklung des Schweifsterns ist immer noch recht unsicher. Es wird aber erwartet, dass er seine Helligkeit bis zum Monatsende auf 11 Magnituden steigt. Ende September könnte er sogar eine maximale Helligkeit zwischen 4 bis 6 Magnituden erreichen.
(2) Pallas bewegt sich zunächst noch durch das Sternbild Delfin und wechselt am 28. Juni in den Pfeil. Bis zum Ende des Monats steigt die Helligkeit von anfangs 10,0 auf 9,7 mag. Am 1. Juni geht Pallas um 21:14 Uhr auf. Am letzten Tag des Monats erfolgt der Aufgang bereits um 18:59 Uhr Sommerzeit. Am 12. Juni steht der Asteroid nur 3 Bogenminuten südlich von SAO 106138 (6,9 mag).
(4) Vesta wandert weiter durch den Steinbock und wird am 24. Juni stationär. Anschließend bewegt sie sich wieder rückläufig durch den Steinbock. Vesta zieht ihre Oppositionsschleife in der Nähe von Gamma Capricorni (3,7 mag), der gut als Aufsuchhilfe für den Asteroiden dienen kann. Im Laufe des Monats steigert sie ihre Helligkeit von anfangs 6,9 auf 6,3 mag, so dass sie bereits sehr leicht in Ferngläsern sichtbar ist. Anfang des Monats geht Vesta um 1:19 Uhr auf und erreicht um 5:51 Uhr den Meridian. Am Ende des Monats überschreitet sie schon um 23:39 Uhr die Horizontlinie und steht um 4:05 Uhr Sommerzeit im Süden.
(10) Hygiea stand im Vormonat in Opposition und bewegt sich weiterhin durch die Waage. Am 1. kulminiert der 9,5 mag helle Asteroid um 23:24 Uhr. Am 30. Juni, nun wieder schwächer als 10 mag, erfolgt ihr Meridiandurchgang bereits um 21:22 Uhr Sommerzeit.
Am 27. Juni kommt (43) Ariadne im Sternbild Schütze in Opposition zur Sonne, erreicht eine respektable Helligkeit von 9 mag und einen Abstand von 0,8156 AE bzw. 122 Mio. Kilometern zur Erde. Zu Beginn des Monats geht der 9,9 mag helle Asteroid um 23:17 Uhr auf und kulminiert um 3:13 Uhr. Am letzten Tag des Monats erfolgt ihr Aufgang bereits um 20:50 Uhr und die Kulmination um 00:52 Uhr Sommerzeit.
Meteorströme
Vom 19. Mai bis 14. Juni sind die Tau-Herkuliden aktiv. Sie gehen auf den Kometen 73P/Schwassmann-Wachmann zurück und erzeugen nur 2 Meteore pro Stunde. Die Geschwindigkeit der Teilchen beträgt dabei nur 15 km/s. Das Maximum der Tau-Herkuliden wird am 3. Juni erwartet. Der Radiant steht in unseren Breiten und zum Maximumszeitpunkt fast im Zenit. In Zukunft ? insbesondere in den Jahren 2022 und 2049 – könnte es aber zu höheren Raten kommen.
Seit 1966 werden zwischen dem 10. und 20. Juni die Juni-Lyriden beobachtet. Ihr Aktivitätsmaximum erreicht der Meteorstrom am 16. Juni. Gewöhnlich werden kaum mehr als 5 Meteore pro Stunde registriert, die mit einer Geschwindigkeit von 31 km/s in die Erdatmosphäre eindringen. Im Jahr 1996 kam es aber auch schon zu einer höheren Rate. Der Radiant befindet sich im Sternbild Leier – nur wenige Grad vom Hauptstern Wega entfernt – und steht demzufolge im Juni sehr hoch am Himmel. Ein Ursprungskomet ist noch nicht bekannt. Leider stört der noch fast volle abnehmende Mond in diesem Jahr die Beobachtung dieses Meteorstroms.
Die Juni-Bootiden sind vom 22. Juni bis 2. Juli aktiv und stammen vom kurzperiodischen Kometen 7P/Pons-Winnecke. Das Maximum wird in diesem Jahr am 27. Juni gegen 23 Uhr Sommerzeit erwartet. Allerdings ist die Zenitrate variabel und so gering, dass sie in der Regel kaum auffällt. Im Schnitt sind nicht mehr als 5 Meteore pro Stunde zu erwarten. Der Radiant steht aber in Zenitnähe und demzufolge sehr hoch am Himmel. Trotzdem lohnt sich eine Beobachtung, da der Strom in verschiedenen Jahren Aktivitätsausbrüche zeigte. So stieg im Jahr 1998 die Zenitrate für kurze Zeit auf 100 Meteore pro Stunde und im Jahr 2004 auf 50 Meteore pro Stunde an. Auch steht der Mond, mit seiner schmalen abnehmenden Sichel am Morgenhimmel, recht günstig. Die Teilchen der Juni-Bootiden erzeugen mit 18 km/s sehr langsame Spuren. Somit lassen sich die Teilchen des Stroms sehr gut von sporadischen Meteoren unterscheiden.
Die ekliptikalen Meteore der Anthelionquelle (nach älteren Quellen als Sagitariiden bezeichnet) sind im gesamten Monat aktiv. Durch die geringe Höhe des Ausstrahlungspunktes über dem Horizont, ist im Durchschnitt aber nur mit einem Meteor pro Stunde zu rechnen.
Der abendliche Fixsternhimmel
Im Norden
Zu unserer Standardbeobachtungszeit hat die bekannte Figur des Großen Wagens (ein Teil des Sternbilds Großer Bär) die höchste Stellung im Zenit schon längst überschritten und steigt jetzt wieder langsam zum Nordwesthorizont herab. Die beiden hinteren Kastensterne des Wagens fünfmal verlängert zeigen auf den Polarstern, der exakt die Nordrichtung angibt. Der Polarstern ist der letzte Deichselstern des Kleinen Bären, dessen Wagenkasten sich jetzt ziemlich genau auf 12 Uhr Position und somit in seiner höchste Stellung über dem Nordhorizont befindet. Darüber erkennt man ein Teil des Drachen, dessen markanter Kopf, rechts oberhalb des Wagenkastens gelegen, in der nächsten Stunde zum Zenit aufsteigen wird.
In mittlerer Höhe im Nordosten entdecken wir das Sternbild Kepheus, in dem man die Form eines Hausdaches erahnen kann. Darunter befindet sich die Kassiopeia, die die Form des Buchstabens „W“ besitz und auch als Himmels‑W bekannt ist. Sie hat ihre untere Kulmination schon längst überschritten. Hingegen hat das Sternbild Perseus gerade seine untere Kulmination erreicht und befindet sich nun genau über dem Nordhorizont. In Horizontnähe und westlich des Perseus gelegen, funkelt die gelblich leuchtende Kapella im Sternbild Fuhrmann gemächlich vor sich hin. Oberhalb des Fuhrmanns stehen noch die schwachen aber unscheinbaren Sternbilder Luchs und Giraffe.
Im Osten
Der Osten wird jetzt vom imposanten Sommerdreieck dominiert, das sich in halber Höhe über dem Horizont befindet. Es wird durch die drei hellen Sterne Deneb im Schwan, Wega in der Leier und Atair im Adler gebildet. Genau zwischen Adler und Schwan befinden sich die kleinen unscheinbaren Sternbilder Pfeil und Füchschen. Das Band unserer Heimatgalaxie, die Milchstraße, verläuft mitten durch das Sommerdreiecks hindurch von links oben kommend zum südöstlichen Horizont herab. Unter einem dunklen Landhimmel und bei guter Horizontsicht im Südosten sollte man auch schon die helle Schildwolke im Sternbild Schild erkennen können.
Oberhalb Sommerdreiecks entdecken wir das Sternbild Herkules und einen Teil des Drachen, mit seinem markanten rautenförmigen Kopf. Unterhalb des Sommerdreiecks sind auch schon die kleinen Sternbilder Füllen und Delphin über dem Horizont erschienen. Im Nordosten gehen schon die ersten Sterne des Sternbilds Pegasus auf. Darüber erkennt man das unscheinbare Sternbild Eidechse und noch weiter höher im Nordosten den Kepheus.
Im Süden
Blicken wir hoch in Richtung Süden hat das Sternbild Bärenhüter, mit seinem auffällig hell und orange erscheinenden Hauptstern Arktur, den Südpunkt schon längst überschritten. Links daneben befindet sich das Sternbild Nördliche Krone, die gerade den Meridian passiert. Noch weiter in Richtung Osten steht der Herkules, der in der nächsten halben Stunde seinen höchsten Punkt erreichen wird. Nun ist auch die beste Zeit, den Kugelsternhaufen Messier 13 im Herkules zu beobachten, der sich etwas unterhalb vom rechten oberen Kastenstern des Herkules befindet. Unter einem dunklen Landhimmel ist dieser sogar als blasser Lichtfleck mit bloßem Auge erkennbar.
Unterhalb des Sternbilds Nördliche Krone steht der Kopf der Schlange, die vom mächtigen Schlangenträger im Südosten getragen wird. Unterhalb der Schlange geht gerade die Waage durch den Meridian. Links daneben erkennt man den nördlichen Teil des Sternbilds Skorpion, mit seinem rötlich funkelnden Hauptstern Antares. Halbhoch im Südwesten stehen noch die Galaxiengebiete des Sternbilds Jungfrau, mit der hellen Spika. In der Jungfrau befindet sich zur Zeit auch der Ringplanet Saturn, der mit einem weiteren Stern der Jungfrau eine Art „Doppelstern“ bildet und sich noch in guter Beobachtungsposition befindet.
Im Westen
Im Westen verschwinden nun langsam aber sicher die letzten Frühlingssternbilder. Der mächtige Löwe nähert sich jetzt immer weiter dem Westhorizont. Auch der unscheinbare Krebs, westlich des Löwenkopfes, ist schon nahezu im Horizontdunst verschwunden. Dicht über dem Nordwesthorizont funkeln noch die beiden hellen Hauptsterne Kastor und Pollux in den Zwillingen munter vor sich hin.
Hoch im Südwesten steht der Bärenhüter, mit dem hellen Hauptstern Arktur. Rechts daneben befindet sich noch in günstiger Beobachtungsposition das Sternbild Großer Bär. Unterhalb der Wagendeichsel des Großen Bären entdecken wir das unscheinbare Sternbild der Jagdhunde und noch weiter tiefer das Haar der Berenike. Darunter befindet sich die Jungfrau mit dem Ringplaneten Saturn. Dicht über dem Südwesthorizont verschwinden gerade die beiden unscheinbaren Sternbilder Rabe und Becher.
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