Nachdem ich C/2009 R1 McNaught am Sonntag Morgen zum ersten Mal durch mein Küchenfenster heraus beobachten konnte – Verwendung fand ein 10x50 Fernglas – hatte ich heute Morgen abermals die Gelegenheit, den Schweifstern zu sichten. So fuhr ich kurz nach Mitternacht zu meinem Beobachtungsstandort raus nach Radensdorf. Im Gepäck hatte ich meinen 70 mm Lidl-Refraktor.
Nach kurzem Aufbau nahm ich sogleich den Kometen südlich von Delta Persei aufs Korn. Ich war ehrlich gesagt etwas enttäuscht von dem Anblick im Teleskop, da ich mit dem Aufsuchokular nur eine helle Koma mit stellarem Kern wahrnehmen konnte. Keine Spur von einem Schweif, der so wunderbar auf den zahlreichen Fotos im Internet hervorsticht. Allerdings stand der Komet zu dieser Zeit nur 15 Grad über dem Nordost-Horizont. Durch die helle Mitternachtsdämmerung war der Himmel auch entsprechend aufgehellt, obwohl im Osten recht deutlich die Sommermilchstraße zu sehen war. Im Fernglas war der Komet aber sehr deutlich als kleines diffuses Wölkchen rund 20 Bogenminuten südlich des besagten Sterns erkennbar. Was für ein schöner Anblick müsste sich ergeben, wenn der Komet höher gestanden hätte und auch der Himmelhintergrund dunkler gewesen wäre.
Aber ich wollte den Kometen ja zeichnen und so nahm ich mein 12mm Plössl zur Hand. Auch hier sah man nur den hellsten inneren Bereich der Koma, die ich auf knapp 4 Bogenminuten Ausdehnung schätzte. Durch die höhere Vergrößerung erschien die Koma leicht oval. Auch war ein kurzer Schweifansatz erkennbar, der sich aber erst nach längerer Beobachtung und eher indirekt bemerkbar machte. Von der Helligkeit her schätzte ich die Koma auf 5,5 bis 6 Magnituden.
Meine Zeichnung entstand übrigens zwischen 0:45 Uhr und 1:30 Uhr. In dieser Zeit hat sich der Komet schon merklich gegenüber dem Sternenhintergrund weiterbewegt. Und hier mal ein Foto von Thorsten Böckel, der den Kometen rund 2 Stunden später mit einer Canon 50D ablichten konnte.
Da der Komet nach 1:30 Uhr durch die fortschreitende Dämmerung merklich wieder verblasste, stellte ich noch schnell die Kugelsternhaufen Messier 13, Messier 92 im Herkules und Messier 5 in der Schlange ein. Hier zeigte sich mal wieder, dass helle Kugelsternhaufen auch bei aufgehelltem Himmel dankbare Objekte sind. Alle drei waren mit hoher Vergrößerung schon leicht in den Randgebieten aufgelöst. Im Gegensatz zeigte sich die Whirlpoolgalaxie Messier 51 in den Jagdhunden nur als blasser ovaler Nebelfleck.
„Ich war ehrlich gesagt etwas enttäuscht von dem Anblick im Teleskop, da ich mit dem Aufsuchokular nur eine helle Koma mit stellarem Kern wahrnehmen konnte. Keine Spur von einem Schweif,“
Da bin ich ja froh nichts verpasst zu haben, weil ich mich für das Bett entschieden habe! Um den Kometen unter einem einigermaßen erträglich dunklen Himmel zu sehen, muss ich schon einigen Aufwand treiben (30km Autofahrt mindestens) und für einen funzeligen Kometen ist mit das einfach zu viel. Immerhin hab ich ihn einmal gesehen. Nun hat uns das übliche Sommerwetter wieder im Griff, und wenn das nächste Mal blauer Himmel zu sehen ist, dürfte der Komet schon zu nah an der Sonne stehen.
Nett war er trotzdem!
Schau ich mir die aktuellen Helligkeitsschätzungen verschiedener Beobachter an, scheint der Komet in seiner Helligkeitsentwicklung zu stagnieren. Zur Zeit schätzt man ihn um die 5. Größenklasse. Interessant wäre es zu erfahren, ob der Effekt durch die geringe Elongation (geringe Horizonthöhe) und/oder aufgrund der Mitternachtsdämmerung begründet ist.
Das Wetter für die kommende Woche sieht auch nicht besonders rosig aus. Das heißt wohl, dass es das für mich ebenfalls war.
Ich jedenfalls bin schon im Herbst gespannt auf den Kometen Hartley 2. 😀
Da bin ich auch ziemlich froh, nichts verpasst zu haben und wahrscheinlich wohl auch nichts verpassen werde. Du hälst uns ja immer auf dem Laufenden, nicht wahr?! 🙂
bis bald.
McNaught verschwindet nun langsam vom Nachthimmel. In den letzten Tagen hat der Komet (laut einiger Beobachter) dann doch noch etwas an Helligkeit zugelegt (momentan angeblich zwischen 4 und 4,5 mag). Das ist natürlich kein Vergleich mit den optimistischsten Helligkeitsprognosen, die den Kometen mit einer Helligkeit von <3 mag Ende vorausgesagt haben.