Lemmon unterm Vollmond

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Ges­tern Abend habe ich wahr­schein­lich das letz­te Foto des Kome­ten C/2025 A6 (Lem­mon) auf­ge­nom­men. Er stand nur weni­ge Grad süd­west­lich der bei­den Kugel­stern­hau­fen M 10 und M 12 im Stern­bild Schlan­gen­trä­ger. Die Bedin­gun­gen am Abend des 4. Novem­ber 2025 waren alles ande­re als opti­mal: Lei­der zeig­ten sich zahl­rei­che Zir­ren am Him­mel und der Voll­mond beleuch­te­te die Land­schaft. Gegen 18:15 Uhr befand sich der ca. 4,6 mag hel­le Schweif­stern noch gut 10 Grad hoch über dem Süd­west­ho­ri­zont. In den nächs­ten Tagen wird sich der Hori­zont­ab­stand wei­ter ver­rin­gern. Ab dem 10. Novem­ber wird er für uns Mit­tel­eu­ro­pä­er schließ­lich unsichtbar.

Ich bau­te mei­ne Sky­wat­cher Star Adven­turer auf und stell­te die Pol­ach­se aus Ver­se­hen auf Koch­ab statt auf Pola­ris ein. Des­halb wun­der­te ich mich, dass auf den Bil­dern mit 70 mm Brenn­wei­te selbst bei einer Belich­tungs­zeit von 45 Sekun­den die Ster­ne leicht aus­ein­an­der­ge­zo­gen waren. Ich bemerk­te mei­nen Feh­ler jedoch schnell und rich­te­te die Mon­tie­rung bin­nen einer Minu­te kor­rekt auf den Polar­stern aus. 15 Bil­der nahm ich bei ISO 400 und Blen­de 5,6 auf.

Komet Lemmon nachgeführt
Mit einem Sky­tra­cker nach­ge­führ­te Auf­nah­me von Komet Lem­mon – Die Land­schaft ist ver­schwom­men, der Ster­nen­him­mel hin­ter Zir­rus­be­wöl­kung scharf abgebildet

Mit dem auf ein Sta­tiv mon­tier­ten 10x50-Fuji­non-Feld­ste­cher hat­te ich so mei­ne Schwie­rig­kei­ten, den Kome­ten über­haupt zu fin­den. Sei­ne Koma war immer noch recht hell und gut kon­den­siert. Auch war ein 1,5 Grad lan­ger Schweif erkenn­bar, der im hel­len Hin­ter­grund jedoch buch­stäb­lich unter­ging. Bei Him­mels­auf­nah­men muss­te ich die ISO nied­rig hal­ten, um den Kome­ten nicht im hel­len Hin­ter­grund absau­fen zu las­sen. Auf den Ein­zel­bil­dern wirk­te der Komet zwi­schen den Ster­nen 23 Oph (5,2 mag) und 12 Oph (5,7 mag) recht unschein­bar. Selbst bei einer Belich­tungs­zeit von einer Minu­te (Blen­de 8, ISO-640) und einer Brenn­wei­te von 105 mm erschien Lem­mon hin­ter den Zir­ren, als wäre die Belich­tungs­zeit nur 15 Sekun­den gewesen.

Aus die­sem Grund ent­schied ich mich dies­mal für eine Kom­po­si­ti­on, um das Bild­ergeb­nis zu ver­bes­sern. Als Vor­der­grund­ob­jekt wähl­te ich einen in der Nähe ste­hen­den abge­stor­be­nen Baum. Hier­bei ent­stan­den sie­ben Bil­der à 30 Sekun­den bei einer Brenn­wei­te von 50 mm, Blen­de 5 und ISO 800, die ich mit­hil­fe der frei ver­füg­ba­ren Soft­ware Star­S­taX für Strichspur­auf­nah­men über­la­ger­te, um das Rau­schen im Bild zu mini­mie­ren. Zuvor wur­den die­se Fotos mit Fits­work in ein 16-Bit-TIF umge­wan­delt, wobei jeweils ein Dun­kel­bild abge­zo­gen wur­de. Für den Stack der Kome­ten­bil­der ver­wen­de­te ich die Free­ware Sequa­tor, da die­se bei ein­fa­chen Stacks über­ra­schen­der­wei­se deut­lich bes­se­re Ergeb­nis­se ablie­fer­te als die kom­mer­zi­el­le Soft­ware Astro Pixel Pro­ces­sor.

C/2025 A6 (Lemmon)
Komet C/2025 A6 (Lem­mon) am Abend des 4. Novem­ber 2025

Um die Land­schafts­auf­nah­me mit der Kome­ten­auf­nah­me zu ver­schmel­zen, kam Pho­to­shop zum Ein­satz. Mit dem Ent­fer­nen-Werk­zeug habe ich die hel­le­ren Strichspu­ren aus dem Bild größ­ten­teils ent­fernt. Anschlie­ßend konn­te ich die Kome­ten­auf­nah­me als Him­mels­hin­ter­grund sehr leicht in das Land­schafts­bild ein­fü­gen, indem ich unter „Bear­bei­ten | Him­mel aus­tau­schen” die ent­spre­chen­de Opti­on wähl­te. Bei­de Ebe­nen wur­den anschlie­ßend mit dem „Came­ra RAW Fil­ter” von Pho­to­shop zu einem fer­ti­gen Bild bearbeitet.

Lei­der wird C/2025 A6 (Lem­mon) erst in 1.155 Jah­ren an unse­rem Him­mel zurückkehren… 🤔

Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

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