Die warmen Sommermonate im August sind dieses Jahr ideal, um in die Sterne zu schauen. Man kann es, Dank der tropischen Nächte mit über 20°C, sogar in kurzen Hosen und T‑Shirt bewerkstelligen. Nebenbei war in der ersten Monatshälfte und Nachthälfte die Internationale Raumstation ISS am Himmel präsent und zog als auffälliger Punkt regelmäßig durch das Sommerdreieck. So lohnte es sich, auch mal öfters zur späten Stunde raus zu gehen, auch wenn Deep-Sky-Beobachtungen noch nicht lohnen. Denn dafür störte leider noch der abnehmende Mond die Szenerie. Erst ab dem 2. Monatsdrittel ging der Mond dann erst nach Mitternacht auf, so dass man endlich die Gelegenheit hatte, zwei Stunden bei absoluter Dunkelheit zu beobachten. In der Nacht vom 12. auf den 13. August war es dann endlich soweit. Ich wollte das Maximum der Perseiden beobachten und bereitete schon alles vor. Pünktlich zum Maximum lag aber der Osten der Republik unter einer geschlossenen Wolkendecke. Wenigstens versprach die kommende Nacht für Beobachtungen auch einiger Perseidennachzügler ideal zu werden. Und so war es dann auch…
Ich fuhr kurz vor 21 Uhr raus zu meinem Beobachtungsstandort und baute erst mal in aller Ruhe die Ausrüstung auf. Nach der Wäsche des Hauptspiegel meines 8 Zoll Dobson eine Woche zuvor, wollte ich die nun wieder saubere Optik mal gründlich am Sternenhimmel testen. Ebenfalls mit dabei hatte ich die Astrotrac, mit der ich in dieser Nacht zwei Milchstraßenregionen aufnehmen wollte. Vor einigen Wochen hatte ich mir das Canon EF 50 mm f/1.8 STM Objektiv zugelegt und den alten „Joghurtbecher„verkauft, mit dem ich nie wirklich völlig zufrieden war. Nun musste das neue Objektiv seine Leistung am Sternenhimmel unter Beweis stellen. Und ich muss sagen, dass sich die Investition gelohnt hat. Denn bei f/4 waren keinerlei chromatische Aberration erkennbar. Auch die Ecken des Bildes zeigten schön runde Sterne. Das alte 50er Objektiv war meiner Meinung nach kaum für astronomische Aufnahmen zu gebrauchen. Es sei denn, man blendet auf f/5.6 ab. Des Weiteren hatte ich noch die Canon 600D eingepackt und hatte die Hoffnung, mit dieser einzelnen Perseiden zu erwischen. Dieses Experiment hat leider nicht geklappt. Zwar zeigten sich Perseiden in jener Nacht reichlich – auch einige sehr helle Exemplare waren darunter – leider tauchten diese stets außerhalb des Blickfeldes beider Kameras auf bzw. waren zu schwach, um abgebildet zu werden. Dafür gab es wirklich sehr viel Satelliten am Himmel zu sehen und sogar ein Durchgang der ISS. Den bemerkte ich aber erst, als die Raumstation in mittlerer Höhe im Süden im Erdschatten verschwand. An die 600D hatte ich einen weiteren Neuzugang in meinem Objektivpark geklemmt: das Walimex Pro 14 mm f/2.8. Wenn man mal den korrekten Fokuspunkt gefunden hat (Die Entfernungsskala ist eine einzige Katastrophe), zeigt es selbst bei Offenblende eine gute Abbildungsqualität – jedenfalls wenn man keine Gurke erwischt hat. Das obere Bild ist ein erstes Testfoto des Objektivs – leider noch leicht außerhalb des Fokus.
In dieser Nacht wurden einige bekannte Objekte von mir beobachtet. Die Spiegelreinigung in der Vorwoche hatte sich gelohnt, denn helle Sterne zeigten sich im Okular als perfekte punktförmige Objekte – diesmal ohne störenden Hof. Außerdem war ich der Meinung, dass Deep-Sky-Objekte nun kontrastreicher im Okular erschienen. Mein Teleskopspiegel war nach 9 Jahren der Benutzung schon ziemlich verdreckt, so dass eine Reinigung auch mal nötig wurde. Hier ist die Liste der Objekte, die am 13. August aufgesucht wurden:
Barnard 143 & Barnard 142 – Dunkelnebel im Adler, M 13 – Herkuleshaufen, M 57 – Ringnebel in der Leier, M 15 im Pegasus, M 27 – Hantelnebel, M 31 – Andromeda Galaxie mit Begleiter
M 33 – Dreiecksgalaxie, M 51 – Whirlpool Galaxie, NGC 869 & NGC 884 Doppelsternhaufen im Perseus, NGC 891 in der Andromeda, NGC 6781 im Adler, NGC 6960/NGC 6992/NGC 6995 – Cirrusnebel im Schwan, NGC 7000 – Nordamerikanebel, NGC 7331 im Pegasus, NGC 7479 & NGC 7814 im Pegasus
Kurz nach dem Ende der astronomischen Dämmerung baute ich das Stativ mit der EOS 600D und dem Walimex-Objektiv auf und belichtete erstmal 30 Sekunden in Richtung Süden bei Offenblende. Der Südhimmel mit der ausgeprägten Lichtverschmutzung sieht hier schlimmer aus als in anderen Nächten. Bei weniger Dunst kann man gut bis 10 Grad über dem Horizont beobachten. In dieser Nacht war die Horizontgegenden allerdings nicht zu gebrauchen. Überrascht war ich aber vom Nordhimmel. Dort war die Lichterglocke des 70 km entfernten Berlins kaum wahrzunehmen. Kurz nach Mitternacht besserte sich die Sicht auch spürbar. Die Milchstraße trat immer besser in Erscheinung. Mein SQM‑L zeigte zu diesem Zeitpunkt in Richtung des Sternbild Kleiner Bär eine Wert von 21,31 mag/arcsec² an – für mein Standort sehr gute durchschnittliche Bedingungen. Überrascht war ich dann, als ich die Strichspuraufnahme bearbeitete. Dort in Richtung Osten ist ein beleuchteter Hochstand zu erkennen. Offenbar wurde ich von dem dort ansitzenden Jäger intensiv beobachtet. Mit bloßem Auge war das Rotlicht allerdings nicht zu erkennen.
Beobachtungsende war dann gegen 3 Uhr morgens, nachdem die letzte Aufnahme mit der Astrotrac im Kasten war.
P.S. Eine Woche später, zum 1. SST hat sich mein Walimex leider doch noch als Gurke herausgestellt. Ich fotografierte die Milchstraße mit der Astrotrac. Schon auf den Rohbildern waren an der rechten oberen Ecke sphärische Aberration sowie an der gegenüberliegenden Seite massive Koma sichtbar, die sich nahezu über 1/3 des Bildfeldes erstreckte. Selbst im Zentrum waren die Sterne nicht perfekt. Das Objektiv ging am darauffolgenden Tag postwendend zurück an den Händler. 🙁