Der Lauf des Mondes
Am 1. des Monats ist die kürzeste Vollmondnacht des Jahres 2015. Der Vollmond steht in dieser Nacht im Schützen und deshalb nur in einer niedrigen Höhe über dem Südhorizont. Die Vollmondphase tritt aber erst in den Morgenstunden des 2. Juli ein. Nur einen Tag später finden wir ihn im Sternbild Steinbock. Nun wird unser stiller Begleiter mehr und mehr ein Objekt für die zweite Nachthälfte. In den Folgenächten durchwandert unser Erdtrabant Regionen des Himmels, die nur schwache Sterne enthalten. Dabei zieht er durch den Wassermann weiter in die Fische. Am 8. Juli ist das letzte Viertel erreicht und am Morgen des 9. Juli zieht er etwas weniger als 2 Grad südlich an Uranus vorbei. In der Morgendämmerung des 12. Juli steht die Mondsichel nur 9 Grad südlich der Plejaden und 8 Grad westlich von Aldebaran, dem Hauptstern des Stiers. Nur eine Morgen später sehen wir die sehr schmale Sichel wahrscheinlich zum letzten Mal vor Neumond über dem östlichen Horizont, in der schon weit fortgeschrittenen Dämmerung. Gleichzeitig ist sie bereits an Aldebaran vorbeigezogen, so dass wie sie nur 5 ½ Grad östlich dieses Sterns aufspüren können. Am 16. Juli ist schließlich die Neumondphase im Sternbild der Zwillinge erreicht.
Nach dem Julineumond müssen wir uns, aufgrund der flachen Ekliptiklage am Abendhimmel, noch bis zum 18. Juli gedulden, bis wir den nun wieder zunehmenden Mond niedrig im Westen in der Abenddämmerung aufspüren können. An diesem Abend kommt es zu einer interessanten Konjunktion mit den beiden hellen Planeten Venus und Jupiter, tief im Westen, sowie mit dem Hauptstern Regulus im Löwen. Regulus ist aber nur im Fernglas zu erkennen. An den Folgeabenden wandert unser stiller Begleiter weiter durch die Sternbilder Löwe und Jungfrau, wobei er am 23. des Monats nordöstlich von Spika vorbeiziehen wird, weiter in die Waage. Nachdem am 24. Juli das Erste Viertel erreicht ist, befindet sich der Mond am 25. des Monats nur 7 Grad westlich und am 26. Juli nur 6 Grad östlich des Ringplaneten Saturn. Nachdem unser Erdtrabant die Sternbilder Schlangenträgern und Schütze hinter sich gelassen hat, kommt es am 31. Juli zu einem zweiten Vollmond in diesem Monat, der im englischen Sprachraum auch als „Blue Moon“ bezeichnet wird.
Die Planeten
Der flinke Planet Merkur stand am 24. Juni in einer größten westlichen Elongation zur Sonne am Morgenhimmel. Bis in die erste Juliwoche hinein kann man noch von südlicheren Standorten aus versuchen, Merkur kurz vor Sonnenaufgang niedrig im Osten in der Morgendämmerung aufzuspüren. Danach wird er unsichtbar. Der Planet nähert sich weiter von Westen her unserem Zentralgestirn an und steht dann am 23. Juli in einer oberen Konjunktion zur ihr. An diesem Tag befindet sich der Merkur 1,34 AE bzw. 200 Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Am 1. Juli geht der flinke Planet um 3:38 Uhr Sommerzeit auf. Bis zum 8. Juli verspäten sich die Aufgänge um nur 5 Minuten. Die Helligkeit nimmt zu und beträgt am 8. Juli ‑0,8 mag. Am 16. Juli erreicht Merkur schließlich seine Sonnennähe, das Perihel.
Venus ist zuerst noch am Abendhimmel als Abendstern sichtbar, verringert die Sichtbarkeit in diesem Monat aber drastisch, bis sie schließlich ab dem letzten Monatsdrittel unsichtbar wird. Ihr östlicher Winkelabstand zur Sonne schrumpft von anfangs 42 auf nur noch 23 Grad zum Monatsende. Am 10. Juli kann man unseren Schwesterplaneten mit ‑4,7 mag Helligkeit in ihrem größten Glanz beobachten. Am 23. Juli wird der Abendstern stationär und eilt dann schnell rückläufig auf die Sonne zu. Dadurch zieht sie sich schnell vom Abendhimmel zurück. Am 25. können wir sie vermutlich zum letzten Mal mit bloßem Auge entdecken. Am 15. August holt sie die Sonne schließlich ein und steht dann in unterer Konjunktion zu unserem Zentralgestirn. Am 1. Juli geht Venus um 23:26 Uhr unter. Bis zum Monatsende erreicht sie die westliche Horizontlinie bereits um 21:07 Uhr Sommerzeit. Der Phasengestalt des Abendsterns nimmt im Laufe des Monats weiter ab, so dass sie sich in der letzten Juliwoche als sehr schmale Sichel präsentiert. Ihr scheinbarer Durchmesser steigt dabei von anfangs 32,3 auf 51,4 Bogensekunden zum Monatsende. Einen interessanten Anblick ergibt sich am 1. des Monats gegen 22:30 Uhr. Dort begegnet sie Jupiter in etwas weniger als einem halben Grad Abstand – unweit des Hauptsterns Regulus im Löwen. Am Abend des 18. Juli gegen 21 Uhr kann die schmale Mondsichel in der Nähe beider Planeten aufgefunden werden – ein faszinierender Anblick knapp über dem westlichen Horizont.
Unser roter Nachbar Mars stand Mitte Juni in Konjunktion zur Sonne und kann sich noch nicht aus den hellen Strahlen unseres Zentralgestirns am Morgenhimmel befreien. Er bleibt deshalb unsichtbar und wandert weiter rechtläufig durch die Zwillinge. Sein westlicher Abstand zur Sonne steigt nur langsam an von anfangs 4 auf 13 Grad. Erst im August taucht Mars langsam wieder in der Morgendämmerung auf.
Jupiter bewegt sich rechtläufig durch den Löwen und nähert sich langsam dem Hauptstern Regulus. Allerdings zieht er sich schon zur Monatsmitte vom Abendhimmel zurück, wird ab 25. Juli schließlich in der Dämmerung unsichtbar und strebt seiner Konjunktion mit der Sonne entgegen. Am 1. Juli geht Jupiter um 23:28 Uhr unter und am 25. Juli bereits um 22:03 Uhr Sommerzeit. Am 1. Juli wandert außerdem noch die Venus nur 29 Bogenminuten südlich am Jupiter vorbei. Nach dieser Begegnung zieht sich der Riesenplanet schnell vom Abendhimmel zurück. Eine weitere Begegnung mit der Venus findet am 31. Juli statt, die aber nicht freisichtig beobachtet werden kann. Am 18. des Monats kann aber noch die schmale zunehmende Mondsichel in der Nähe von Venus und Jupiter sowie Regulus im Löwen aufgefunden werden.
Saturn, immer langsamer werdend rückläufig im Sternbild Waage, steht zu Beginn der Nacht schon westlich des Meridians und zieht sich nun vollständig aus der zweiten Nachthälfte zurück. Dabei kommt der Ringplanet zum Monatsende hin fast zum Stillstand. Die Helligkeit geht leicht zurück von anfangs 0,3 auf 0,4 mag zum Monatsletzten. Seine Untergänge verfrühen sich von anfangs 2:46 Uhr auf 0:41 Uhr Sommerzeit.
Uranus bewegt sich rechtläufig durch die Fische und kommt am 26. des Monats zum Stillstand. Danach bewegt er sich wieder rückläufig durch das Sternbild. Damit beginnt auch seine diesjährige Oppositionsperiode. Mit einer Helligkeit von 5,8 und einem scheinbaren Durchmesser von 3,5 Bogensekunden, ist der grünlich erscheinende Planet unter einem dunklen Himmel schon mit bloßem Auge, spätestens aber in jedem Fernglas erkennbar. Der Stern Zeta Psc (4,9 mag) kann dabei als Aufsuchhilfe für den Planeten dienen, der sich ungefähr ein halbes Grad südlich des Sterns aufhält. Der Planet bleibt aber ein Objekt für die zweite Nachthälfte, geht aber im letzten Julidrittel schon vor Mitternacht auf. Am 1. Juli erscheint Uranus um 1:04 Uhr Sommerzeit über der östlichem Horizontlinie und am 31. Juli bereits zwei Stunden früher. Am 9. Juli zieht der Halbmond in weniger als 1,8 Grad Abstand südlich an Uranus vorbei.
Der äußere Planet unseres Sonnensystems Neptun bewegt sich rückläufig auf der Ekliptik und kann in der zweiten Nachthälfte im Sternbild des Wassermann, in der Nähe von Lambda Aqr, aufgefunden werden. Er strebt seiner Opposition entgegen, die er aber erst Anfang September erreicht. Mit einer Helligkeit von 7,8 mag und einem scheinbaren Durchmesser von 2,3 Bogensekunden, kann der Planet aber nur mit einem kleinen Fernrohr aufgefunden werden. Zu Beginn des Monats geht Neptun um 23:53 Uhr auf. Bis zum Monatsende verfrühen sich seine Aufgänge auf 21:55 Uhr Sommerzeit.
Der Zwergplanet (134340) Pluto bewegt sich rückläufig durch das Sternbild Schütze und ist mit einer Helligkeit von 14,1 mag nur in großen Teleskopen zu beobachten. Erschwerend kommt noch hinzu, dass er im Sternengwimmel der Sommermilchstraße leicht übersehen werden kann. Am 6. Juli erreicht der ehemalige Planet seine diesjährige Opposition zur Sonne. Am Tag der Opposition geht Pluto um 20:59 Uhr auf und erreicht um 1:07 Uhr Sommerzeit seine höchste Stellung im Süden. Am folgenden Morgen verschwindet er um 5:15 Uhr wieder unter der südwestlichen Horizontlinie. Der Abstand zur Erde beträgt am Oppositionstag 31,89 AE bzw. 4,77 Milliarden Kilometer. Die beiden Sterne Xi1 (5,0 mag) und Xi2 Sagittarii (3,5 mag) können als Aufsuchhilfe für den Zwergplaneten dienen. Deutlich dichter dran am Zwergplaneten ist aber die NASA-Raumsonde New Horizons, die Pluto am 14. Juli 2015 erreichen und ihn in einem Abstand von nur 9.600 Kilometern passieren wird.
Helle Kometen und Planetoiden
Der Mitte August 2014 entdeckte Komet C/2014 Q1 (PANSTARRS) erreicht am 6. Juli sein Perihel. Es wird erwartet, dass er eine große Helligkeit erreichen wird, wenn er in 0,3 AE Entfernung die Sonne passiert.Anfang Juli könnte der Komet eventuell mehr als 2 mag erreichen. Für unsere Breiten ist der Komet noch zu Beginn des Monats, im Grenzgebiet der Sternbilder Fuhrmann und Zwillinge, niedrig im Nordosten am Morgenhimmel zu beobachten. Die Sichtbarkeit hängt aber entscheidend davon ab, ob der Komet sehr hell wird, da die Elongation zur Sonne sehr gering ausfällt.
Der Komet C/2014 Q2 (Lovejoy) ist immer noch im Sternbild Kleiner Bär sichtbar und bewegt sich im Laufe des Monats weiter in den Drachen. Er ist zirkumpolar und die ganze Nacht über zu sehen. Die Helligkeit nimmt weiterhin langsam ab und beträgt zum Monatsende hin rund 10 mag. Damit ist der Schweifstern schon in kleinen und mittleren Teleskopen beobachtbar.
Der periodische Komet 88P/Howell kann am Morgenhimmel, kurz vor Beginn der Morgendämmerung, aufgefunden werden. Im Laufe des Monats zieht er vom Sternbild Fische kommend weiter in die nördlichen Bereich des Walfisch. Die Sichtbedingungen verbessern sich ein wenig und seine Helligkeit sollte im gesamten Monat um 10 mag liegen. Damit ist der Schweifstern ein Objekt für mittlere Instrumente.
Der Zwergplanet (1) Ceres kann rückläufig im Sternbild Mikroskop aufgefunden werden. Er kommt am 25. Juli 2015 wieder in Opposition zur Sonne und erreicht eine scheinbare Helligkeit von 7,5 mag. Am Oppositionstag wechselt der Himmelskörper in den Schützen. Mit dieser Helligkeit kann Ceres schon in lichtstarken Ferngläsern und kleinen Teleskopen aufgefunden werden. Mit ‑30 Grad Deklination erreicht er aber, von unseren Breiten aus gesehen, zum Kulminationszeitpunkt nur geringe Höhen über dem Südhorizont. Am 1. Juli geht die 7,9 mag helle Ceres um 23:56 Uhr auf und steht um 3:17 Uhr im Süden. Zum Monatsende verfrühen sich die Aufgangszeiten auf 22:01 Uhr und die Meridiandurchgänge auf 0:50 Uhr Sommerzeit. Zu diesem Zeitpunkt hat die Ceres-Helligkeit leicht auf 7,6 mag abgenommen. Zur Zeit erforscht die Raumsonde DAWN den Zwergplaneten.
Der Asteroid (2) Pallas bewegt sich immer langsamer werdend rückläufig durch den Herkules. Die Helligkeit sinkt von anfangs 9,5 auf 9,8 mag. Am 1. Juli steht Pallas um 23:43 Uhr im Süden und am 31. Juli bereits um 21:31 Uhr Sommerzeit. Am 2. des Monats zieht sie in nur 0,2 Grad südlichen Abstand an Delta Her (3,1 mag) vorbei.
(4) Vesta kann rechtläufig im Sternbild Walfisch aufgefunden werden und steigert ihre Helligkeit von anfangs 7,6 auf 7,2 mag. Somit kann Vesta schon in Ferngläsern und kleinen Teleskopen aufgefunden werden. Zu Beginn des Monats geht der Planetoid um 1:21 Uhr auf. Bis zum Monatsende verfrühen sich ihre Aufgänge auf 23:41 Uhr Sommerzeit.
(15) Eunomia zieht durch die Fische und geht am 1. Juli um 23:29 Uhr auf und am 31. Juli bereits um 21:16 Uhr Sommerzeit. Ihre Helligkeit steigt von anfangs 9,7 auf 9,1 mag.
(21) Lutetia bewegt sich durch den Wassermann und wird ab 22. Juli wieder heller als 10 mag. Am 30. Juli zieht Lutetia in den Steinbock. Zu Diesem Zeitpunkt beträgt die Helligkeit bereits 9,7 mag. Die Kulminationszeiten des Planetoiden verfrühen sich von anfangs 4:34 Uhr auf 2:30 Uhr Sommerzeit.
Der Asteroid Nr. 68 Leto kommt am 30. Juli im Sternbild Mikroskop in Opposition zur Sonne und erreicht eine Helligkeit von 9,8 mag. Mit ‑32 Grad Deklination erreicht sie aber nur geringe Höhen über dem Horizont und ist nur zwei Stunden vor und zwei Stunden nach der Kulmination zu beobachten, bis sie im Horizontdunst ertrinkt. Am 1. Juli geht die 10,5 mag helle Leto um 0:35 Uhr auf und steht um 3:43 Uhr im Süden. Bis 31. Juli verfrühen sich die Aufgänge des Himmelskörpers auf 22:44 Uhr und die Durchgänge auf 1:24 Uhr Sommerzeit.
(129) Antigone kann im Schlangenträger aufgefunden werden und wird Anfang Juli wieder schwächer als 10 mag. Im Laufe des Monats erreicht sie aber immer früher den Meridian und steht anfangs um 0:27 Uhr und am Ende um 22:14 Uhr Sommerzeit im Süden.
Der Asteroid (135) Hertha kommt am 11. Juli im Sternbild Schütze in Opposition zur Sonne und erreicht nur eine Woche eine Helligkeit von 9,9 mag. Ihre Aufgänge verfrühen sich von anfangs 22:27 Uhr auf 20:04 Uhr und die Kulminationszeiten von 2:05 Uhr auf 23:35 Uhr Sommerzeit.
(532) Herculina bewegt sich am 5. Juli vom Sternbild Kopf der Schlange kommend weiter in die Waage. Im 2. Monatsdrittel wird sie wieder schwächer als 10 mag. Am 1. Juli geht die 9,8 mag helle Herculina um 3:45 Uhr unter und am 31. Juli bereits um 1:27 Uhr Sommerzeit.
Meteorströme
Zwischen dem 12. Juli und 19. August sind die recht unauffälligen Südlichen Delta-Aquariden aktiv. Das Maximum ist in der Nacht vom 28. auf den 29. Juli in den Stunden nach Mitternacht zu erwarten. Aufgrund der südlichen Deklination des Radianten und demzufolge niedrigen Radiantenstandes über dem Horizont, sind von Mitteleuropa aus maximal 5 Meteore pro Stunde sichtbar. Der zunehmende Mond wird die Beobachtung der Südlichen Delta-Aquariden in diesem Jahr leider stören, weil nur zwei Tage später Vollmond ist. Der Ausstrahlungspunkt des Meteorstroms liegt ungefähr 3 Grad westlich von Delta Aquarii und erreicht in unseren Breiten nur eine Höhe von knapp 25 Grad über dem Horizont. Von südlichen Standorten aus, z.B. in Namibia, wo der Radiant deutlich höher steht, sind etwa 15 bis 20 Sternschnuppen von 3 bis 5 mag Helligkeit sichtbar, die mit mittelschnellen Geschwindigkeiten von 42 km/s in die Erdatmosphäre eindringen.
Die Alpha-Capricorniden treten zwischen dem 3. Juli bis 15. August in Erscheinung. Die mit 23 km/s recht langsamen Meteore sind die ganze Nacht über beobachtbar und zeigen mitunter recht lange Bahnen. Das Maximum findet in der Nacht vom 29. auf den 30. Juli zur Vollmondzeit statt. Bei dunkleren Himmel sind bis zu 10 Meteore pro Stunde sichtbar – davon auch einige sehr helle Exemplare. Der Strom geht auf den Ursprungskometen 45P/Honda-Mrkos-Pajdusakova zurück. Nach neusten Forschungen könnte auch der Komet 169P/NEAT für den Teilchenschauer verantwortlich sein. Auch dieser Meteorstrom profitiert von einem südlicheren Standort.
Gegen Ende des Monats tauchen auch schon die ersten Perseiden auf, die aber erst im August ihr Maximum erreichen. Mit 60 Kilometern pro Sekunde handelt es sich dabei um sehr schnelle Teilchen, die gut von den anderen Strömen im Juli zu unterscheiden sind.
Auch die Meteore der Anthelionquelle aus der Ekliptikregion sind aktiv, die ähnliche Eintrittsgeschwindigkeiten, um 30 Kilometer pro Sekunde, wie die der Südlichen Delta-Aquariden und Alpha-Capricorniden zeigen und deshalb schwierig zu unterscheiden sind. Im Laufe des Monats bewegt sich der Radiant von Sternbild Steinbock in den Wassermann.
Der abendliche Fixsternhimmel
Im Norden
Das Sternbild Großer Bär, mit der bekannten Figur des Großen Wagens, steigt zu unserer Standardbeobachtungszeit langsam wieder herab und befindet sich nun in mittlerer Höhe im Nordwesten. Verlängern wir die hinteren Kastensterne des Wagens um das Fünffache, stoßen wir auf den Polarstern, der exakt die Nordrichtung angibt. Der Polarstern gehört zum Sternbild Kleiner Bär, dessen Wagenkasten nun die höchste Stellung über dem Nordhorizont gerade überschritten hat und ebenfalls wieder herabsteigen wird. Oberhalb des Kleinen Bären erreicht der Drache gerade seine höchste Stellung im Norden, auch obere Kulmination genannt. Der markante und auffällige Kopf des Drachen befindet sich dabei genau über uns im Zenit. Der restliche Körper schlängelt sich um die Figur des Kleinen Wagens herum.
Östlich des Polarsterns entdecken wir das Sternbild Kepheus, das die Form eines Hausdaches besitzt. Darunter steigt nun auch die Kassiopeia, die auch als „Himmels‑W“ bekannt ist, langsam wieder höher. Bei guter Horizontsicht funkelt direkt über dem Nordhorizont, und damit in ihrer unteren Kulmination, die gelblich leuchtende Kapella im Sternbild Fuhrmann munter vor sich hin. Direkt oberhalb vom Fuhrmann können die schwachen Sterne des Sternbilds Giraffe und des Luchs kaum erkannt werden. Zwischen den Sternbildern Kassiopeia und Fuhrmann hat auch der Perseus seine untere Kulmination gerade überschritten.
Im Osten
Blicken wir hoch in Richtung Osten fällt zuerst das Sommerdreieck auf. Es wird aus den hellen Sternen Deneb im Schwan, Wega in der Leier und Atair im Adler gebildet. Durch diese drei recht auffälligen und einprägsamen Sternbilder verläuft die Sommermilchstraße in Richtung Südhorizont herab. Zwischen Adler und Schwan stehen noch die kleinen und eher unscheinbaren Sternbilder Füchschen und Pfeil, wobei das Sternbild Füchschen, inmitten der Sommermilchstraße gelegen, aufgrund seiner schwachen Sterne nicht gerade einfach zu erkennen ist. Östlich vom Schwan befindet sich der Kepheus. Darunter entdecken wir in mittlerer Höhe das eher unscheinbare Sternbild der Eidechse und noch weiter in Richtung Norden die Kassiopeia.
Das Sternbild Pegasus ist nun vollständig über dem Osthorizont erschienen. Der linke obere Kastenstern gehört aber schon zum Sternbild Andromeda, die sich weiter östlich und nahezu parallel zum Horizont erstreckt. Rechts oberhalb vom Kopf des Pegasus entdecken wir noch das kleine Sternbild Füllen und die einprägsame Figur des Delphins. Dicht über dem Ost- und Südosthorizont sind schon die ersten Sterne des Wassermanns und des Steinbocks aufgegangen.
Im Süden
Der Süden wird nun vollständig vom mächtigen Schlangenträger eingenommen, der sich in mittlerer Höhe über dem Horizont befindet. Darüber steht das eher unauffällige Sternbild Herkules, dass soeben den Meridian überschritten hat. Östlich vom Herkules befindet sich die Leier mit der hellen Wega. Noch weiter im Südosten sind die Sternbilder Schwan, Füchschen, Pfeil und der Adler sichtbar. Westlich vom Herkules gelegen entdecken wir noch die Nördliche Krone. Darunter stehen Kopf und Hals des Sternbilds Schlange.
Tief über dem Südhorizont hat nun der Skorpion, mit seinem rötlichen Hauptstern Antares, schon längst den Meridian überschritten und bereitet sich wieder auf seinen Untergang vor. Weiter westlich vom Skorpion erkennt man die Waage. Zwischen beiden Sternbildern gibt sich momentan der Ringplanet Saturn sein Stelldichein. Der Schütze, östlich des Skorpions gelegen, wird in der nächsten Stunde den Meridian überschreiten, befindet sich aber noch dicht über dem Südosthorizont. In diesem, in einer Art Teekanne nachempfundenen, Sternbild befindet sich das Zentrum unseres eigenen Milchstraßensystems. Dieser Himmelsabschnitt ist besonders von südlicheren Breiten als Mitteleuropa aus noch besser zu erkennen und beeindruckend, verläuft in diesem Himmelsabschnitt doch die hellsten Teile der Milchstraße mit vielen interessanten und hellen Deep-Sky-Objekten. Am Südhimmel hingegen stehen Schütze und Skorpion nahe des Zenits. Oberhalb des Schützen ist noch das unscheinbare Sternbild Schild mit der hellen Schildwolke erkennbar. Hierbei handelt es sich um eine ausgedehnte und besonders auffällige Sternenwolke inmitten der Sommermilchstraße.
Im Westen
Die beiden Sternbilder Großer Bär, mit der markanten Figur des Großen Wagens, und Bärenhüter, mit dem hellen orange leuchtenden Hauptstern Arktur, sind die auffälligsten Sternbilder in diesem Himmelsabschnitt. Sie befinden sich in mittlerer Höhe über dem westlichen Horizont und werden im Laufe der Nacht weiter in Richtung Horizont hinabsteigen. Oberhalb dieser beiden Sternbilder befindet sich der Drache. Unterhalb der Deichsel des großen Wagens entdecken wir noch das kleine unscheinbare Sternbild der Jagdhunde und darunter das Haar der Berenike. Östlich des Bärenhüters gelegen steht das markante Sternenrund der Nördlichen Krone und noch etwas höher der unscheinbare Herkules. Dort können aufmerksame Beobachter, etwas unterhalb des rechten oberen Kastensterns des Herkules, den Kugelsternhaufen M 13 selbst mit bloßem Auge auffinden. Und auch der Kugelsternhaufen M 5 im Kopf der Schlange, das unterhalb der Nördlichen Krone zu finden ist, kann unter sehr guten Bedingungen mit bloßem Auge erkannt werden.
Im Westen verschwinden mit den beiden Sternbildern Jungfrau und Löwe nun auch die letzten Frühlingssternbilder von der Himmelsbühne. Die Vorderpranken des Löwen sind dabei schon längst untergegangen. Und auch die restlichen Sterne des Löwen, zusammen mit der Jungfrau, werden bald folgen.
Weitere, ausführlichere Informationen zum aktuellen Sternhimmel gibt es auf der Seite Sternhimmel.