Am 26. März 2014 nutzte ich die Gelegenheit und das gute Wetter, um zum 1. Mal in diesem Jahr mit dem 8 Zoll Dobson in Radensdorf zu beobachten. Nachdem Jupiter im Januar in Opposition zur Sonne kam und Mars am 8. April der Sonne genau gegenüber stehen wird, schrieb ich diese auf meinen Beobachtungsplan. Des Weiteren wollte ich versuchen, den Kometen C/2012 K1 PANSTARRS aufzufinden, der im Frühjahr in guter Beobachtungsposition bei uns am Nachthimmel stehen wird. Meine astromodifizerte Kamera (die Canon EOS 1000D) hatte ich diesmal zu Hause gelassen und packte nur die 600D mit dem 8 mm Walimex Fisheye-Objektiv ein, um nach langer Zeit mal wieder Sternenspuren um den nördlichen Himmelspol aufzunehmen. Ich wollte mich auch nicht lange mit dem Einnorden der Kameraausrüstung und dem Fotografieren aufhalten, schließlich plante ich, die Beobachtung noch vor Mitternacht zu beenden. Nachdem ich das Teleskop aufgebaut und kolliminiert hatte, stellte ich das Stativ mit der Kamera auf und stellte den Fernauslöser auf 30 Bilder á 3 Minuten ein.
Leider zeigte sich der Himmel in dieser Nacht nicht gerade optimal für Deep-Sky-Beobachtung. Aufgrund des recht böigen Ostwindes war das Seeing dermaßen schlecht, dass selbst der Mars gegen 23 Uhr noch wie eine rote Matschkugel aussah. Wenigstens konnte die nördliche Polkappe zumindest erahnt werden. Und selbst auf dem Planeten Jupiter, der deutlich höher am Himmel stand, waren nur seine hellsten Atmosphärenbänder zu erkennen. Des Weiteren war der Himmel fast vollständig mit Schleierwolken bzw. Dunst durchzogen, so dass die Grenzgröße unter 6 Magnituden lag. Trotzdem war der Himmel in Zenitnähe überraschend dunkel. Ich maß gegen 22 Uhr mit dem Sky-Quality-Meter einen Wert von 21,31 mag/arcsec², was für meinen Standort ein „durchschnittlicher Himmel“ bedeutet. Im Gegenzug war die Gegend in Horizontnähe, besonders in Richtung Lübben, sehr stark aufgehellt, so dass hier kaum Sterne zu sehen waren. Selbst die Wintermilchstraße konnte unter diesen Bedingungen nur erahnt werden. Dafür gab keinerlei Tau- oder Nebelbildung.
Offizieller Beobachtungsbeginn war dann gegen 20:45 Uhr. Als erstes nahm ich den berühmten Orionnebel Messier 42 aufs Korn, der noch ausreichender Höhe am Himmel stand. Hier folgen also meine Aufzeichnungen in Kurzform aus dieser Nacht:
- M42, Orion: Den besten Eindruck der inneren Nebelregion gibt es mit dem 12 mm Okular. Das Trapez und die Nebelschwingen sind gut zu erkennen. Das Fischmaul erscheint nahezu in 3D vor dem hübschen Nebelhintergrund. Mit dem 24 mm WW erscheint der Nebel ebenfalls sehr eindrucksvoll.
- NGC884/NGC869, h & Chi Per, Perseus: Beide Sternhaufen schweben sehr schön im Gesichtsfeld des Meade 24 mm Okulars. Beide Sternhaufen enthalten nahezu gleich helle Sterne. Ein Haufen erscheint etwas kompakter als der andere.
- Jupiter in den Zwillingen: Die zwei Hauptbänder sind deutlich zu erkennen, etwas schwächere Bänder erscheinen in der gemäßigten Zone der Planetenkugel. Im südlichen Band meine ich einen einen kleinen ovalen Fleck in der Atmosphäre wahrzunehmen. Ansonsten stört das schlechte Seeing sehr die Beobachtung. 4 Monde erscheinen vollständig im Gesichtsfeld des 12 mm Okulars + 2x Barlowlinse.
- M82, Großer Bär: Mit dem 9 mm Weitwinkel deutlich längliche und helle Galaxie, in der zahlreiche Knoten entlang der Galaxienscheibe sichtbar sind. Einige Bogensekunden nordöstlich eines 11 mag Sterns (direkt in der Galaxienebene) blitzt in ein Sternchen 12,5. Größenklasse hervor. Hierbei handelt es sich um die schon deutlich schwächer gewordene und im Januar 2014 entdeckte Supernova SN 2014J, die 20% der Zeit zu halten ist.
- M81, Großer Bär: Die Nachbargalaxie von M82 besitzt ein sehr helles ovales Zentrum und eine relativ große elliptische Scheibe. Zwei helle Sterne stehen nordöstlich der Galaxienscheibe und bilden einen hübschen Kontrast. Mit dem 24 mm WW Okular stehen beide Galaxien im selben Gesichtsfeld.
- NGC3077, Großer Bär: Die Galaxie ist ein Nachbar von M81/M82 und steht nur etwas abseits dieser Gruppe. Sie ist im 9 mm Okular hell und oval und besitzt ein helles und ziemlich ausgedehntes Zentrum. Die Galaxie befindet sich inmitten einer hübschen Sterngruppe.
- M108, Großer Bär: Eine überraschend schwache und 6:1 elongierte Galaxie im 9 mm Okular. Ein Stern befindet sich in der Nähe des Zentrums. Bei schwacher Vergrößerung (24 mm Okular) befindet sich M97 etwas südöstlich der Galaxie im selben Gesichtsfeld – sehr hübsch.
- M97, Großer Bär: Der Eulennebel ist sehr schwach, kreisrund und ausgedehnt. Die dunklen Augen der Eule sind selbst im 9er Okular mit OIII-Filter schwierig zu erkennen!
- M51, Jagdhunde: Die berühmte Whirlpool Galaxie ist bei diesen Bedingungen nur ein Schatten ihrer selbst. Die Spiralstruktur kann selbst bei höherer Vergrößerung (9 mm Okular) bestenfalls erahnt werden. Sie besitzt ein helles Zentrum. Die Scheibe ist rund und gemottelt. Ihr Begleiter NGC5195 ist ziemlich hell und rund.
- Komet C/2012 K1 (PANSTARRS), Nördliche Krone: Im 9 mm Okular ist eine kleine, ovale und ca. 2 Bogenminuten große Koma (DC5) erkennbar. Indirekt ist auch ein kleiner Schweifansatz sichtbar. Die Helligkeit schätze ich auf 10,5 mag. Südlich des Kometen steht eine hübsche trapezförmige Gruppe von Sternen 11. Größenklasse.
- Mars, Jungfrau: Obwohl sich der Mars schon 20 Grad hoch über dem Horizont befindet, ist im 9 mm Okular nur eine verschwommene kleine rötliche Planetenkugel sichtbar, die fröhlich hin und her wabert. Die nördliche Polkappe sticht ab und zu hindurch, wenn das Seeing etwas besser ist. Einige dunkle Strukturen können auf der Oberfläche erahnt werden.
Als letzte Amtshandlung schwenkte ich das Teleskop in Richtung des Virgo-Galaxienhaufens. Beim Schwenken waren im 24 mm Okular schon zwei Dutzend Galaxien erkennbar. Markarians Galaxienkette, mit den beiden hellsten Mitgliedern Messier 84 und Messier 86, stach hier am deutlichsten heraus. Leider war der Himmel zu schlecht, um noch weitaus schwächere Galaxien zu erkennen.
Gegen 23:15 Uhr packte ich Ausrüstung wieder zurück ins Auto und traf dann kurz vor Mitternacht wieder zu Hause ein. Beim nächsten Mal hoffe ich auf deutlich bessere Beobachtungsbedingungen, damit auch der Anblick des Planeten Mars sich lohnt, der nur alle 2 Jahre in Opposition zur Sonne kommt. 😉
PS: Das weiter oben abgebildete Startrails-Foto wurde am darauffolgenden Morgen bearbeitet. Die RAW-Aufnahmen wurden mit der für diese Zweck sehr empfehlenswerten Software Startrails addiert und das Summenbild weiter in Photoshop zum fertigen Ergebnis bearbeitet. Die „strahlenförmige“ Streifen links oberhalb des Windparks Briesensee (rote „Glühwürmchen“) ist die Lichterglocke des 70 Kilometer Luftlinie entfernten Berlins.