Zwei Wochen nach Urlaubsende möchte ich mal beschreiben, was ich in dieser Zeit so erlebt habe. Leider hatte ich in dieser Zeit keinen Internetzugang. Deshalb reiche ich mein Urlaubstagebuch, das in dieser Zeit entstanden ist, kurzerhand nach…
Langsam wurde es nach drei Jahren wieder Zeit wegzufahren. Und wie es der Zufall wollte, fuhren wir fast auf den Tag genau zu jenem Ort, wo wir auch vor fünf Jahren unseren Sommerurlaub verbracht haben. So ging es in der vorletzten Juliwoche nach Mittenwald.
Die annähernd 8000 Einwohner Stadt liegt genau zwischen Wetterstein- und Karwendelgebirge in 920 Metern Seehöhe. Bekannt ist Mittenwald für seine bedeutende Geigenbautradition und der so genannten Lüftlmalerei an den Fassaden der Häuser. Diese stechen einem förmlich ins Auge, wenn man einen kleinen Rundgang durch das Städtchen unternimmt.
Montag 20.7. 2009 – Anreisetag
Ab 8.00 Uhr morgens geht es endlich los nach Mittenwald und in den wohlverdienten (Kurz)Urlaub. Glücklicherweise ist es nicht zu heiß. Und der obligatorische Regenguss auf der Fahrt darf natürlich auch nicht fehlen. Hoffentlich ist das kein schlechtes Omen…
Gerade ist es Mittag und wir machen an einer Raststätte halt, die den Namen nicht verdient. Das Tagesgericht sieht zwar einladend aus und ist vom Preis her auch recht günstig, dauert aber angeblich geschlagene 25 Minuten, wie uns der Herr Raststättenbetreiber weismachen möchte. So gibt es halt nur Bockwurst mit Brötchen. Wie es der Zufall will, kommen wir einige Kilometer hinter dieser Raststätte an einem MacDonalds vorbei. 😀
Dank unseren Navis können wir diesmal auf vermeintliche Abkürzungen verzichten. Nur die anschließende Fahrt durch München ist etwas verwirrend.
Punkt 16.00 Uhr biegen wir schließlich auf den Parkplatz des Hotels ein, in dem wir schon vor fünf Jahren abgestiegen sind. Offensichtlich haben die uns auch in die gleichen Zimmer wie bei unserem letzten Aufenthalt einquartiert.
16.30 Uhr, die Gelegenheit für einen ersten Stadtbummel und für erste Urlaubsfotos. Und nach all den Jahren hat sich hier kaum etwas verändert. Selbst der Mineralien- und Fossilienladen an der Ecke existiert noch. Diesmal ist die Auswahl an Fossilien etwas größer als beim letzten Mal. Mal schauen, wie lange ich diesmal widerstehen kann.
Weil wir nur einige Tage in Mittenwald sind, müssen wir Nägel mit Köpfen machen. Deshalb wird sogleich eine Busreise nach Südtirol gebucht: Abfahrt ist am Mittwoch um 9.45 Uhr…
Dienstag 21.7.2009 – Ausflug zur Karwendelspitze
Diesmal gibt es wohl keine Schlacht am Frühstücksbuffet, da überraschend wenig Gäste im Hotel sind.
Pünktlich um 8.30 Uhr brechen wir zum ersten längeren Fußmarsch auf. Es geht zur Talstation der Karwendelspitze. Und genau wie beim letzten Mal sind wir wie Sardinen in der Kabine der Seilbahn zusammengepfercht. Gegen10.00 Uhr erreichen wir schließlich die Bergstation in 2244 Metern Seehöhe.
Auf dem Berg ist es noch kühl aber nicht unangenehm. Auf der Terrasse und an den Hängen sind vereinzelt noch Schneefelder vorhanden. Kein Wunder, hat es doch am letzten Samstag noch geschneit. Da haben wir noch einmal Glück gehabt, denn Winterklamotten haben wir keine eingepackt. 😀
Eine Änderung sticht sofort ins Auge: Es gibt ein neues Informationszentrum in Form eines Teleskops. Am Ende der Röhre können wir einen schönen Blick durch das Panoramafenster genießen. Unter uns liegt Mittenwald in 1300 Metern Tiefe. Und endlich bessert sich auch das Wetter und die Durchsicht.
Sogleich wird der Berg „bestiegen“. Die Wege sind diesmal ziemlich überlaufen, so dass es auf dem schmalen Steig schon teilweise etwas eng wird. Ein hervorragendes Beispiel für Massentourismus in den Alpen. Durch einzelne Schneereste ist es stellenweise auch ziemlich rutschig. Aber die Mühe lohnt sich: Auf dem Gipfel haben wir einen wunderschönen Ausblick zur Zugspitze und zum Lauter- und Ferchensee. Ich stehe dabei nur einen halben Meter vom Abgrund entfernt. Unter mir geht es mehrere 100 Meter in die Tiefe! Gott sei Dank bin ich schwindelfrei. 😀
Der Abstieg gestaltet sich dann etwas kniffeliger, weil wir einen anderen Weg benutzen, Dieser ist stellenweise von Schnee bedeckt, zum Teil rutschig aber weniger überlaufen. Nach dreiStunden auf dem Berg haben wir uns dann schließlich satt gesehen. Die anschließende Fahrt zur Talstation gestaltet sich auch etwas bequemer, da weniger Leute an Bord sind.
Danach geht es erstmal zum Shoppen und zum Italiener. Und die Pizza – in der Größe eines Wagenrades – schmeckt immer noch genau so gut. Als Nachtisch gibt es den obligatorischen Eisbecher. Ob uns das die Waage daheim verzeiht? 😉
Weil der Fossilienladen auf dem Weg zum Hotel liegt, kann ich einfach nicht mehr widerstehen: Ich erwerbe einen kleinen mittelkambrischen Trilobiten, einen Ammoniten aus dem Jura und Schnecken der Art Turritella aus dem Miozän.
Mittwoch 22.7.2009 – Busreise zu den Dolomiten nach Südtirol
Diesmal geht es zu den Dolomiten nach Südtirol. Der Bus ist überraschend pünktlich und sammelt uns direkt am Hotel auf. Offensichtlich hatte der lokale Renterverein die gleiche Idee wie wir. Bleibt nur zu hoffen, dass sich der Busfahrer, mit der typischen musikalischen Untermalung der Region (á la Kastelruther Spatzen), noch ein wenig zurückhält. So geht es erstmal durch Österreich und über den Brenner nach Südtirol. Leider wird das Wetter zunehmend dunstiger. Kein Vergleich mit dem klaren Wetter am frühen Morgen in Mittenwald, mit stahlblauen Himmel. Schade, da die berühmten Geislerspitzen doch so fotogen sind.
Die Fahrt ist überraschend kurzweilig. Gegen Mittag erreichen wir einen Gasthof in St. Peter, in der Nähe der berühmten kleinen Kapelle St. Peter am Kofel. Auf Grund des Wetters habe ich aber keine Chance, die Felsen mitsamt der Kirche aufs Bild zu bekommen. Nach der Mittagspause fährt der Bus weiter in Richtung Geislerspitzen, wo wir eine Kurzwanderung auf einem Naturlehrpfad unternehmen. Leider verbergen sich die Felsen immer noch hinter Dunst. Auch die Bewölkung nimmt langsam etwas zu.
Scharnitz ist dann die letzte Station auf unserer Reise. Und langsam kommt es uns so vor, auf einer Kaffeefahrt zu sein – und nicht nur, weil das Durschnittsalter der Passagiere >65 beträgt. Jedenfalls erhält der Busfahrer wohl einen kleinen Obolus, damit er seine Passagiere zu Leuten karrt, die landestypische Produkte aus Südtirol den ahnungslosen Mitreisenden feilbieten können. Da das Mittagessen schon ein bisschen zurückliegt, halten wir uns mit den Warenproben nicht zurück. Und endlich lerne ich auch das berühmt berüchtigte und knochentrockene Schüttelbrot kennen. Obwohl der Geschmack etwas gewöhnungsbedürftig ist und die Teile die Konsistenz von Dachpappe besitzen, nehme ich mir einen kleinen Vorrat für die Heimreise mit.
Donnerstag 23.7.2009 – Ausflug zur Partnachklamm und zum Walchensee
Schon der Morgen ist extrem warm und vor allem sonnig. So geht es erstmal zur Skisprungschanze nach Garmisch. Das Auto stellen wir am Parkplatz des Olympia-Skistadions ab. Von hier aus ist es ein rund 20 Minuten langer Fußmarsch zur Partnachklamm. Wir haben in den Alpen schon eine Menge Klamms besucht und diese hier, gehört sicher zu den Schönsten. Wir sind besonders von den mächtigen Stromschnellen beeindruckt. Stellenweise tropft auch immer wieder Wasser wie Regen von den Felsen herab. Hier heißt es acht zu geben, damit die elektronische Ausrüstung nicht nass wird.
Danach steigen wir, vom Ende der Partnachklamm ausgehend, die Stufen empor, bis wir nach einer kurzen Wegstrecke die Gipfelstation der Graseckbahn am Forsthaus Graseck erreichen. Die Wanderung talwärts muss leider entfallen, da der Weg wegen Steinschlaggefahr gesperrt ist. So fahren wir mit der Graseckbahn, übrigens die älteste Kleinkabinenbahn der Welt, die restlichen 118 Höhenmeter zurück ins Tal.
Auf dem Fußmarsch zurück zur Skisprungschanze kommen uns eine Menge Touristen entgegen. Da fühlt man sich gleich an Neuschwanstein erinnert, wo der Weg zum Schloss ebenfalls von Menschenmassen überlaufen war.
Als nächstes machen wir einen Abstecher zum Walchenensee, der übrigens einer der schönsten, tiefsten und größten Gebirgsseen Oberbayerns ist. Auf ein Bad im klirrend kalten Wasser verzichten wir aber. Wenigstens ist der See, mit seinem glasklaren und grünlich blauen Wasser, überaus fotogen zwischen den Bergen gelegen. So entscheiden wir uns eine zweistündige Tretbootfahrt über dem See zu veranstalten. Hier heißt es: Ausrüstung festhalten, sonst verschwindet diese für immer in den Tiefen. Leider wird unsere Fahrt von einem aufziehenden Gewitter und Regen jäh unterbrochen.
Freitag 24.7.2009 – Fahrt nach Innsbruck
Am letzten Urlaubstag steht die Fahrt mit der Mittenwaldbahn nach Innsbruck an. Die Fahrkarte lösen wir im Zug, weil auf der Strecke der günstigere österreichische Bahntarif gilt. Obwohl es bis Innsbruck nur 38 Kilometer sind, benötigen wir fast eine Stunde. Die Fahrt führt am Berg entlang und durch zahlreiche Tunnel. Nach einem Dutzend habe ich allerdings aufgehört zu zählen. 😉
Die 190.000 Einwohner Stadt kommt einem vom hektischen Straßenbild eher wie Berlin vor. Den Innsbrucker Hauptbahnhof empfinde ich von der Architektur her als hässlich und einem langen Schuhkarton nachempfunden. Vom Bahnhof aus erkennt man auch die Bergiselschanze, die wir aber nicht besichtigen. Im Allgemeinen bin ich ziemlich enttäuscht von der Stadt. So lasse ich meine Kamera getrost in der Tasche.
Nach unserer geplanten Shoppingtour bleibt noch etwas Zeit, wenigstens ein Museum zu besuchen. Nur einige Gehminuten vom Bahnhof entfernt, befindet sich das Tiroler Landesmuseum „Ferdinandeum“. Überwiegend gibt es hier Kunstwerke in Form von Gemälden zu besichtigen, was ich eher als etwas langweilig empfinde. Auch kann ich mich mit der modernen Kunst hier überhaupt nicht anfreunden. Im Gegenzug wird man dann von der Andreas Hofer Ausstellung förmlich erschlagen. Das Erdgeschoss ist dann eine willkommene Abwechslung vom Einheitsbrei: Hier werden archäologische Exponate ausgestellt, die von der Urgeschichte bis ins frühe Mittelalter Tirols reichen.
Zurück in Mittenwald besuche ich noch einmal den Mineralien- und Fossilienladen und erstehe einen weiteren Trilobiten und Ammoniten.
Leider ist damit der Urlaub auch schon wieder vorbei, denn am nächsten Tag geht es ohne besondere Vorkommnisse zurück nach Hause.