Der offene Sternhaufen Messier 23 (NGC 6494), im südlichen Sternbild Schütze (Sagittarius), wurde am 20. Juni 1764 von dem französischen Astronomen Charles Messier zusammen mit den Nachbarobjekten M 24, M 25 und M 26 entdeckt. Er beschrieb das Objekt als dichte Ansammlung von Sternen zwischen dem Ende des Bogens des Sternbilds Schütze und dem rechten Fuß des Schlangenträgers. 20 Jahre später, am 18. Juni 1784, beschrieb ihn der deutsch-britische Astronom Friedrich Wilhelm Herschel als „eine Ansammlung schöner, verstreuter, großer Sterne von fast gleicher Größe“. Sein Sohn John Herschel sah in ihm eine Gruppe aus 100 Sternen, die mehr oder weniger gleichmäßig verstreut erscheinen, mit einer leichten Konzentration zur Mitte hin. Messier 23 ist aufgrund seiner Position in der südlichen Sommermilchstraße ein besonders attraktives Ziel für Astrofotografen.
Ein heller und schon weit entwickelter Sternhaufen
Messier 23 ist eines dieser Objekte, die man am besten mit Ferngläsern und Teleskopen mit geringer Vergrößerung beobachtet. Der Sternhaufen besitzt eine scheinbare Helligkeit von 5,5 mag und einen scheinbaren Durchmesser von 27 Bogenminuten. Das entspricht etwa der scheinbaren Größe unseres Vollmondes am Himmel. Nach der Trümpler-Klassifikation (I 2 r) ist der Sternhaufen ein sehr sternreicher Haufen mit einer starken Zentralkonzentration, der vom umgebenden Sternfeld getrennt erscheint. Seine Sterne weisen einen mittleren Helligkeitsbereich auf. M 23 zählt zu den sechs hellsten Sternhaufen im Sternbild Schütze und befindet sich 2.150 Lichtjahre von der Erde entfernt, auf halbem Weg zwischen der Sonne und dem Sagittarius-Spiralarm unserer Milchstraße. Sein tatsächlicher Durchmesser beträgt etwa 15 bis 20 Lichtjahre. M 23 ist in seiner Entwicklung schon weiter fortgeschritten. Sein Alter beträgt zwischen 220 bis 330 Millionen Jahren. Damit zählt er zu den ältesten Sternhaufen unserer Galaxis. Insgesamt besitzt der Sternhaufen 177 bestätigte Mitgliedssterne in einem Feld von 34 Bogenminuten Ausdehnung. Einige Schätzungen gehen sogar von über 400 Mitgliedern aus.

Der hellste Stern des Haufens ist ein heißer blauer Riese mit einer scheinbaren Helligkeit von 9,2 mag und der Spektralklasse B9. Aufgrund des Alters des Sternhaufens wird vermutet, dass es sich bei diesem Stern um einen so genannten „Blauen Nachzügler“ handelt. Vermutlich ist der Stern in der Vergangenheit aus der Verschmelzung zweier Mitglieder des Haufens hervorgegangen. Die Sterndichte im Zentrum wird auf etwa 31 Sterne pro Kubikparsec geschätzt. Der überwiegende Teil der Sterne, meist rötliche Hauptreihensterne, haben eine Helligkeit zwischen 10 und 13 mag. Auch einige Riesensterne der Spektralklassen A, F und G lassen sich in diesem Sternhaufen nachweisen. Fünf der Haufenmitglieder sind Kandidaten für Rote Riesen, während der orangefarbene Veränderliche VV Sagittarii, im äußersten Süden von M 23, ein Stern ist, der sich gerade zu einem Roten Riesen entwickelt. Insgesamt enthält der offene Sternhaufen 30 veränderliche Sterne, darunter zwei Kontaktdoppelsterne vom Typ W Ursae Majoris. Die Gesamtmasse von M 23 wird zwischen 1.200 bis 1.330 Sonnenmassen angegeben.
Messier 23 befindet sich in einer Region des Himmels mit vielen intressanten Messier-Objekten direkt vor einer ausgedehnten Dunkelwolke der Milchstraße. Diese Molekülwolke ist möglicherweise nicht mit dem Sternhaufen assoziiert. Direkt südlich des Sternhaufens befinden sich noch die beiden hellen Emissionsnebel Messier 20 (Trifidnebel) und Messier 8 (Lagunennebel) sowie der offene Sternhaufen Messier 21. Nur 5° östlich von M 23 können wir auch Messier 24 beobachten. Dieses ausgedehnte Objekt ist als kleine Sagittarius-Sternwolke in der Milchstraße bekannt.
Beobachtung
Messier 23 ist ein schönes Objekt für Ferngläser und kleine Teleskope. Unter einem dunklen Landhimmel und aus südlicheren Regionen ist der Sternhaufen bereits mit dem bloßen Auge als schwacher Lichtfleck vor dem Hintergrund der Milchstraße zu erkennen. Im 10x50 Feldstecher erkennt man einen helleren und körnigeren Lichtfleck, der noch nicht in seine Einzelsterne aufgelöst werden kann. Das gelingt mit meinem Fujinon 16x70 Fernglas deutlich besser. Hier sind etwa ein Dutzend Einzelsterne aufgelöst, die die Form des griechischen Buchstabens Alpha nachzeichnen. Bei 2,5 bis 3‑Zoll Öffnung und geringer Vergrößerung sind bereits 25 der hellsten Mitgliedssterne von M 23 zu erkennen. Die Sterne sind mäßig zum Haufenzentrum hin konzentriert. Viele schwächere, unaufgelöste Haufenmitglieder sind im Hintergrund mit indirektem Sehen beobachtbar. Vor allem der weiß erscheinende Stern HR 6679, mit einer Helligkeit von 6,5 mag, fällt 18 Bogenminuten vom Haufenzentrum entfernt sofort ins Auge. Mit einer Entfernung von 330 Lj befindet sich dieser Stern allerdings weit im Vordergrund.
Bei 4‑Zoll Öffnung und 100-facher Vergrößerung ist der Sternhaufen bereits in 40 bis 50 Einzelsterne aufgelöst. Dutzende Mitgliedssterne sind in einer Art V‑Formation angeordnet. Eine weitere helle Sternlinie befindet sich in der Mitte dieses V. Manche Beobachter vergleichen das Sternenmuster mit einer Fledermaus oder einem chinesischen Tempel. Mit Teleskopen von 6 bis 8‑Zoll Öffnung und geringeren Vergrößerungen sind etwa 60 bis 80 Sterne in einem Feld von der scheinbaren Größe des Vollmonds zu sehen, die sich in geschwungenen Ketten aneinanderreihen. Die Sterne zeigen teilweise schöne Farbkontraste zwischen blauen und rötlichen Sternen. Viele Doppelsterne sind zu sehen. Mit noch größeren Teleskopen ab 10-Zoll Öffnung sind über 100 Sterne sichtbar, die heller als 13,5 Größenklassen sind.
Messier 23 ist am besten in den Sommermonaten zu beobachten, wenn das Sternbild Sagittarius über dem Südhorizont kulminiert. Der Sternhaufen befindet sich etwas nordwestlich des Teekannen-Asterismus des Sternbilds Schütze. Die drei Sterne, die die Spitze der Teekanne bilden, sind Phi Sagittarii (3,2 mag), Kaus Borealis (Lambda Sgr, 2,8 mag) und Kaus Media (Delta Sgr, 2,7 mag). Wir stellen Mu Sagittarii (3,8 mag), 6° nordwestlich von Kaus Borealis, in die Mitte des Suchers ein. Nun schwenken wir das Teleskop um 4 ½ Grad nach Nordwesten, entlang der Verbindungslinie zwischen Mu Sagittarii und Xi Serpentis (3,5 mag). Etwa auf halber Strecke springt ein 7 mag heller Stern ins Auge. M 23 befindet sich direkt südöstlich dieses Sterns.
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Steckbrief für Messier 23
Daten und Fakten für den offenen Sternhaufen Messier 23 im Schützen (Sagittarius)Objektname | Messier 23 |
Katalogbezeichnung | NGC 6494, Collinder 356, Melotte 184, Raab 126, OCL 30, ESO 589-SC22 |
Typ | offener Sternhaufen, III 1 m |
Sternbild | Schützen (Sagittarius) |
Rektaszension (J2000.0) | 17h 57m 00,0s |
Deklination (J2000.0) | -19° 01′ 00″ |
V Helligkeit | 5,5 mag |
Flächenhelligkeit | 13,0 mag |
Winkelausdehnung | 25,0′ |
Anzahl der Sterne | 150 |
Hellster Stern | 9,2 mag |
Durchmesser | 17 Lichtjahre |
Entfernung | 2.150 Lichtjahre |
Beschreibung | Cl,B,vL,pRi,lC,*10..; 100 members to 13th mag |
Entdecker | Charles Messier, 1764 |
Sternatlanten | Cambridge Star Atlas: Chart 12 & 18 Interstellarum Deep Sky Atlas: Chart 66 & 67 Millennium Star Atlas: Charts 1369–1370 (Vol III) Pocket Sky Atlas: Chart 56 Sky Atlas 2000: Chart 15 Uranometria 2nd Ed.: Chart 146 |
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