First Light des Vera C. Rubin Observatory

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Das Vera C. Rubin Obser­va­to­ry in Chi­le hat die ers­ten „Mega-Bil­der“ des Kos­mos vor­ge­stellt, die dank der außer­ge­wöhn­li­chen Eigen­schaf­ten und des Weit­win­kel­ob­jek­tivs sei­ner LSST-Kame­ra – der größ­ten der Welt – auf­ge­nom­men wur­den. Der Bau der Kame­ra dau­er­te fast zwei Jahr­zehn­te und invol­vier­te Hun­der­te von Wis­sen­schaft­lern aus aller Welt. Das „First Look” der ers­ten Bil­der fand am 23. Juni 2025 in der Natio­nal Aca­de­my of Sci­en­ces in Washing­ton, D.C. statt.

Die beein­dru­cken­de, auto­gro­ße Kame­ra „Lega­cy Sur­vey of Space and Time” ist ein­zig­ar­tig. Dank ihrer Auf­lö­sung von 3.200 Mega­pi­xeln und dem Weit­win­kel­ob­jek­tiv des Tele­skops im Vera C. Rubin Obser­va­to­ry1 kann die LSST-Kame­ra mit jeder Belich­tung eine Flä­che foto­gra­fie­ren, die 45 Mal so groß ist wie der Voll­mond am Him­mel. Die hoch­auf­lö­sen­den Bil­der, die mit sechs ver­schie­de­nen Farb­fil­tern auf­ge­nom­men wer­den, erfas­sen den gesam­ten süd­li­chen Nacht­him­mel in nur drei Näch­ten. Nun wur­den die ers­ten beein­dru­cken­den Bil­der auf einer Pres­se­kon­fe­renz in der Natio­nal Aca­de­my of Sci­en­ces in Washing­ton, D.C. vor­ge­stellt. Die­se Welt­pre­mie­re ist der Höhe­punkt von 25 Jah­ren For­schung und Bau­ar­beit inter­na­tio­na­ler Teams.

Lagunen- & Trifidnebel VCRO
Die­ses Bild ver­eint 678 ein­zel­ne Auf­nah­men, die vom NSF-DOE Vera C. Rubin Obser­va­to­ry in etwas mehr als sie­ben Stun­den Beob­ach­tungs­zeit auf­ge­nom­men wur­den. Durch die Kom­bi­na­ti­on vie­ler Bil­der auf die­se Wei­se wer­den sonst schwa­che oder unsicht­ba­re Details deut­lich sicht­bar, wie bei­spiels­wei­se die Gas- und Staub­wol­ken, aus denen der Tri­fid­ne­bel und der Lagu­n­en­ne­bel bestehen, die meh­re­re tau­send Licht­jah­re von der Erde ent­fernt sind. © NSF-DOE Vera C. Rubin Observatoriy

Die außer­ge­wöhn­li­che Qua­li­tät die­ser ers­ten Bil­der zeigt, dass das Tele­skop bereit ist, sei­ne Mis­si­on zu erfül­len: den gesam­ten süd­li­chen Him­mel zu scan­nen, indem es in den nächs­ten zehn Jah­ren alle drei Näch­te 1.000 hoch­auf­lö­sen­de Fotos mit sechs Farb­fil­tern auf­nimmt. Die­se Scans wer­den von Anfang bis Ende unter­sucht und lie­fern einen hoch­auf­lö­sen­den, vier­di­men­sio­na­len Film über die Ent­wick­lungs­pro­zes­se des Uni­ver­sums. Das zehn­jäh­ri­ge Pro­jekt wird auch bei­spiel­los reich­hal­ti­ge und tief­ge­hen­de Ein­bli­cke in den süd­li­chen Him­mel lie­fern und die schwächs­ten und am wei­tes­ten ent­fern­ten Objek­te des Kos­mos ergrün­den. Zum ers­ten Mal wird die­se groß ange­leg­te Unter­su­chung kleins­te Ver­än­de­run­gen im Uni­ver­sum sicht­bar machen, von nahen Him­mels­phä­no­me­nen wie Aste­ro­iden und Kome­ten bis hin zu sehr weit ent­fern­ten Objek­ten wie Super­no­vae. Das Pro­jekt ebnet den Weg für bedeu­ten­de Fort­schrit­te in der Kos­mo­lo­gie im Bereich der dunk­len Mate­rie und der dunk­len Ener­gie sowie für unser Ver­ständ­nis unse­res Sonnensystems.

Ein internationales Großprojekt

Das Pro­jekt wird vom US-Ener­gie­mi­nis­te­ri­um und der US-ame­ri­ka­ni­schen Natio­nal Sci­ence Foun­da­ti­on (NSF) finan­ziert. Das SLAC Natio­nal Acce­le­ra­tor Labo­ra­to­ry hat die Kame­ra für das Lega­cy Sur­vey of Space and Time (LSST) gebaut. Als lang­jäh­ri­ger Part­ner hat SLAC Wis­sen­schaft­ler des CNRS um Hil­fe bei der Kon­struk­ti­on der Brenn­ebe­ne der Kame­ra und bei der Ent­wick­lung und dem Bau des robo­ter­ge­steu­er­ten Fil­ter­wech­sel­sys­tems gebe­ten. Die Farb­fil­ter der Kame­ra – jeder mit einem Gewicht von 24 bis 38 kg – wer­den 5 bis 15 Mal pro Nacht auto­ma­tisch gewech­selt. Durch die Mes­sung der von Objek­ten am Nacht­him­mel aus­ge­strahl­ten Licht­men­ge und die Zusam­men­füh­rung der durch die ver­schie­de­nen Fil­ter auf­ge­nom­me­nen Bil­der wird es mög­lich sein, ihre Posi­ti­on und Ent­fer­nung zur Erde genau zu bestimmen.

Die Weitwinkelkamera des VCRO
Foto der Kame­ra mit einem der Farb­fil­ter in Posi­ti­on. © Oli­vi­er Bonin/SLAC Natio­nal Acce­le­ra­tor Laboratory.

Ande­re Wis­sen­schaft­ler des CNRS hal­fen bei der Ent­wick­lung der Rechen­in­fra­struk­tur für die quan­ti­ta­ti­ve und qua­li­ta­ti­ve Daten­ana­ly­se der rie­si­gen Bil­der­samm­lung, die von den 17 Mil­li­ar­den beob­acht­ba­ren Ster­nen und 20 Mil­li­ar­den beob­acht­ba­ren Gala­xien gesam­melt wird. Das Ziel die­ser müh­sa­men Arbeit ist es, den umfas­sends­ten Daten­ka­ta­log über das Uni­ver­sum zu erstel­len. Jede Nacht wer­den zwan­zig Tera­byte an gesam­mel­ten Daten gespei­chert. In Frank­reich wird die France Data Faci­li­ty (IN2P3) (CNRS) in Lyon 40 % der gesam­mel­ten Roh­bild­da­ten spei­chern und ver­ar­bei­ten. Die­se Daten wer­den in regel­mä­ßi­gen Abstän­den an Wis­sen­schaft­ler auf der gan­zen Welt wei­ter­ge­ge­ben, um bahn­bre­chen­de Ent­de­ckun­gen und Durch­brü­che in den kom­men­den Jahr­zehn­ten zu fördern.

Warum ein bodengestütztes Teleskop entwickeln?

Auch wenn der­zeit 25 Welt­raum­te­le­sko­pe im Ein­satz sind, bleibt die boden­ge­stütz­te Beob­ach­tung für die Erfas­sung des gesam­ten Uni­ver­sums unver­zicht­bar. Boden­ge­stütz­te Instru­men­te sind grö­ßer und emp­find­li­cher und lie­fern daher prä­zi­se­re Auf­nah­men. Außer­dem zeich­nen sie grö­ße­re Daten­men­gen auf als Welt­raum­te­le­sko­pe, da das Her­un­ter­la­den von Daten aus dem Welt­raum nach wie vor ein kom­ple­xer Pro­zess ist. Nicht zuletzt kön­nen boden­ge­stütz­te Tele­sko­pe auch mit immer effi­zi­en­te­ren Werk­zeu­gen repa­riert und ver­bes­sert wer­den. Mit die­ser hoch­mo­der­nen Kame­ra ist das Vera C. Rubin Obser­va­to­ry die neu­es­te Ergän­zung zu den rund fünf­zig Ein­rich­tun­gen, die Gerä­te und Infra­struk­tur betrei­ben, um das Uni­ver­sum von der Erde und aus dem Welt­raum zu beobachten.

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen zum Vera C. Rubin Observatory

Link zur Pres­se­mit­tei­lung des CNRS (auf Französisch)

Anmerkungen

  1. Benannt nach der ame­ri­ka­ni­schen Astro­no­min Vera C. Rubin, die als Ers­te die Exis­tenz von dunk­ler Mate­rie in Gala­xien nach­ge­wie­sen hat. ↩︎

Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

Ein Kommentar:

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