Post Astronomietag Spechtelei

  • Letz­te Ände­rung:6 Jah­ren 
  • Lese­zeit:5Minu­ten
  • Wör­ter:1067
  • Bei­trags­auf­ru­fe:572

Am 30. März 2019, zum bun­des­wei­ten Tag der Astro­no­mie, besuch­te ich die Volks­stern­war­te Adolph Dies­ter­weg in Rade­beul und konn­te dort auch durch einen 16×70 Feld­ste­cher von APM durch­schau­en. Das Fern­glas war auf einer Par­al­le­lo­gramm-Mon­tie­rung adap­tiert, was mich auf die Idee brach­te, auch mal einen klei­nen Fern­glas­test durch­zu­füh­ren. Die fol­gen­de Nacht von Sonn­tag auf Mon­tag soll­te eben­falls klar wer­den. Aus die­sem Grund pack­te ich am Sonn­tag­abend vier mei­ner Feld­ste­cher ins Auto und fuhr raus zu mei­nem ange­stamm­ten Beob­ach­tungs­platz nach Radensdorf.

Volkssternwarte
Die Volks­stern­war­te in Rade­beul bei Son­nen­un­ter­gang – im Hin­ter­grund die Fernglasmontierung

Auch der Auf­bau von Fern­glä­sern, mit­samt den Sta­ti­ven, braucht so sei­ne Zeit und so konn­te ich erst gegen 21:30 Uhr mit der Beob­ach­tung begin­nen. Zu dem Zeit­punkt war es auch schon dun­kel genug, um das Zodia­kal­licht über dem west­li­chen Hori­zont zu sehen, dass bis zu den Ple­ja­den reich­te. Lei­der zogen zu Beginn der Beob­ach­tung, vor allem im Süd­os­ten und Süd­wes­ten, noch ein­zel­ne hohe Wol­ken­fel­der durch. Mein mit­ge­brach­tes Fuji­non 10x70 Fern­glas wur­de auf mei­ne erst vor weni­gen Mona­ten gekauf­ten Ori­on Para­gon Pro Mon­tie­rung geklemmt. Die­se ruh­te auf einem sehr sta­bi­len Ber­le­bach Report 322 aus Holz, des­sen ursprüng­li­cher Kugel-Modul­ein­satz durch eine ein­fa­che Mon­ta­ge­plat­te, mit 3/8 Zoll Kon­ter-Schrau­be, ersetzt wur­de. Ber­le­bach-Sta­ti­ve haben den Vor­teil, dass die Ein­sät­ze, wor­auf man einen Sta­tiv­kopf bzw. Nei­ger mon­tie­ren kann, modu­lar aus­ge­legt sind, so dass die­se sehr leicht getauscht wer­den kön­nen. So stand das Fern­glas, mit­samt der mit 10 kg doch recht schwe­ren Mon­tie­rung, äußerst sta­bil. Die Kom­bi­na­ti­on mit mei­nem Tri­ton-Alu­mi­ni­um-Sta­tiv als Unter­satz, hat­te sich dage­gen als ziem­lich wack­li­ge Ange­le­gen­heit herausgestellt.

Westhimmel
Der west­li­che Nacht­him­mel mit Ori­on und Stier – unter­halb der Ple­ja­den ist Mars zu sehen

Seit Febru­ar besit­ze ich auch ein Fuji­non 16x70 Feld­ste­cher. Die­ser wur­de auf einer Far­point FAR-Sight Fern­glas­hal­te­rung an ein Ber­le­bach Sta­tiv Report 823 mit 50 cm lan­ger Mit­tel­säu­le adap­tiert. Selbst grö­ße­re Beob­ach­ter kön­nen damit bequem beob­ach­ten, da das Fern­glas bis in eine Höhe von 2,10 Meter aus­ge­fah­ren wer­den kann. Als Nei­ger dien­te hier ein Ber­le­bach 2D-Pan­ora­ma­kopf, der sich für die­se Zwe­cke eben­falls als sehr sta­bil und fein­füh­lig in der Bedie­nung erwie­sen hat. Die in der Anschaf­fung nicht gera­de preis­güns­ti­ge Fern­glas­hal­te­rung, besitzt auch eine Auf­nah­me für einen Leucht­punkt­su­cher. Preis­güns­ti­ge Sucher erhält man z.B. auf der Online­platt­form ebay. Dort kos­ten die­se Din­ger oft­mals nur ¼ des Prei­ses, wie im astro­no­mi­schen Fachhandel.

Als drit­ter Feld­ste­cher kam ein 10x50 Fuji­non zu Ein­satz, den ich vor eini­ger Zeit recht güns­tig auf ebay erstei­gert hat­te. Die­sen Feld­ste­cher mon­tier­te ich auf das schon wei­ter oben ange­spro­che­ne Tri­ton-Sta­tiv. Als Befes­ti­gung dien­te hier ein güns­ti­ger Nei­ge­kopf und ein schma­ler, aber sehr sta­bi­ler Fern­glas­hal­ter aus Metall. Das vier­te Fern­glas im Bund­le war mein Min­ox BV 8x42, dass im letz­ten Jahr für die Beob­ach­tung des süd­li­chen Ster­nen­him­mels und der Wild­tie­re im Eto­sha-Natio­nal­park in Nami­bia zum Ein­satz kam. Als Adap­ti­on dien­te ein Pis­to­len­griff mit einem güns­ti­gen Fern­glas­hal­ter aus Fern­ost und als Sta­tiv, mein Vel­bon Ultra 655. Das Sta­tiv reicht voll aus­ge­zo­gen für mit­tel­gro­ße Beob­ach­ter voll­kom­men aus und steht mit die­ser Kom­bi­na­ti­on eben­falls äußerst stabil.

Ferngläser
Die Fern­glä­ser mit­samt Mon­tie­run­gen im Einsatz

Ins­ge­samt wur­den in die­ser Nacht 10 Objek­te beob­ach­tet. Als sehr nütz­lich emp­fand ich den Leucht­punkt­su­cher, der vor allem bei der höhe­ren Ver­grö­ße­rung des 16x70 Feld­ste­chers das Auf­su­chen der Objek­te spür­bar erleich­ter­te. Kurz vor Mit­ter­nacht ver­schwan­den dann auch die rest­li­chen Wol­ken. Mit dem SQM‑L konn­te ich nahe des Zenit einen Wert von 21,61 mag/arcsec^2 mes­sen. Lei­der hat sich im Nach­hin­ein die fum­me­li­ge Fest­stell­schrau­be am Fern­glas­ad­ap­ter der Par­al­le­lo­gramm-Mon­tie­rung als nicht sehr sta­bil her­aus­ge­stellt. Die­se ist mir wäh­rend der Beob­ach­tung gebro­chen, so dass das Fern­glas stän­dig nach unten sack­te. Eine ent­spann­te Beob­ach­tung war aus die­sem Grund nicht mehr mög­lich und mar­kier­te die­ses Miss­ge­schick dann lei­der auch das Ende der Beob­ach­tung. Aller­dings habe ich mitt­ler­wei­le schon einen Ersatz fin­den kön­nen, denn Stern­griff­mut­tern, mit M6 Gewin­de, wer­den eben­falls recht güns­tig auf ebay angeboten.

Es folgt nun eine Aus­wahl und Beschrei­bung der mit den 4 Fern­glä­sern beob­ach­te­ten Objekte:

Messier 42, Orionnebel im Orion

- Min­ox 8x42: Nebel ein­deu­tig zu erken­nen mit hel­le­rer Zen­tral­re­gi­on; „Schwin­gen“ des Nebels schon direkt sicht­bar; Tra­pez­re­gi­on nicht aufgelöst

- Fuji­non 10x50: Der Nebel erscheint etwas hel­ler aber von ähn­li­cher Struk­tur wie im 8x42; das sehr gro­ße Gesichts­feld des Feld­ste­chers ist beein­dru­ckend; Tra­pez­re­gi­on erscheint bereits länglich

- Fuji­non 10x70: etwas enge­res Gesichts­feld aber deut­lich mehr Struk­tu­ren in der Nebel­hül­le erkenn­bar; die „Schwin­gen“ von M 42 erschei­nen hel­ler, mit mehr Struk­tur und vor allem aus­ge­dehn­ter; die Nebel­re­gi­on um das Tra­pez zeigt ers­te Struk­tu­ren; Tra­pez­ster­ne von läng­lich Gestalt (nicht aufgelöst)

- Fuji­non 16x70: deut­lich enge­res Gesichts­feld und sub­jek­tiv der bes­te Anblick in allen Feld­ste­chern; das Tra­pez zeigt 2 deut­lich getrenn­te Ster­ne; Dun­kel­struk­tu­ren im mitt­le­ren Bereich des Nebels sind bereits auf­ge­löst; hel­le­re und dunk­le­re Gebie­te sind deut­lich bes­ser als im 10x70 Fern­glas erkenn­bar; Anblick ist aber nicht so ent­span­nend wie im 10x70 Feldstecher (!)

NGC 869 & NGC 884, Doppelsternhaufen im Perseus

- Min­ox 8x42: sehr schö­ner Anblick mit Nach­bar­stern­hau­fen Stock 2 und NGC 957; der Dop­pel­stern­hau­fen erscheint umge­ben von sehr vie­len hel­len und schwa­chen Feldsternen

- Fuji­non 10x50: bes­te Anblick bei 10-facher Ver­grö­ße­rung; Stern­hau­fen erschei­nen etwas bes­ser auf­ge­löst und hel­ler; rei­ches und aus­ge­dehn­tes Gesichts­feld mit sehr vie­len Feldsternen

- Fuji­non 10x70: Anblick ähn­lich wie im 10x50 Feld­ste­cher fast kein Unter­schied; Far­ben der Ster­ne sind bes­ser erkennbar

- Fuji­non 16x70: fas­zi­nie­ren­der Anblick, da der Stern­hau­fen fast ¾ des Gesamt­ge­sichts­fel­des ein­nimmt; sub­jek­tiv mehr Ster­ne im Stern­hau­fen erkenn­bar da der Him­mel deut­lich dunk­ler erscheint

Messier 51, Whirlpoolgalaxie in den Jagdhunden

- Min­ox 8x42: Gala­xie ist ein­deu­tig als läng­li­cher Nebel am Rand eines Drei­ecks aus gleich hel­len Ster­nen zu erkennen

- Fuji­non 10x50: Gala­xie erscheint etwas hel­ler in einem rei­chen Ster­nen­feld gelegen

- Fuji­non 10x70: bei­de Gala­xien erschei­nen wie ein läng­li­ches Nebel­ob­jekt mit ange­deu­te­tem Zwi­schen­raum in der Mitte

- Fuji­non 16x70: fan­tas­ti­scher Anblick; bei­de Gala­xien sind getrennt als sol­che zu erken­nen und erschei­nen sogar noch etwas hel­ler als im 10x70; sub­jek­tiv der bes­te Anblick mit allen Feldstechern

Messier 13, Herkuleshaufen im Herkules

- Min­ox 8x42: der Kugel­stern­hau­fen erscheint nur als hel­ler Licht­fleck mit hel­le­rem Zen­trum und bil­det mit zwei Ster­nen ein gleich­schenk­li­ges Dreieck

- Fuji­non 10x50: der Stern­hau­fen erscheint etwas hel­ler und ausgedehnter

- Fuji­non 10x70: der Stern­hau­fen erscheint deut­lich hel­ler und aus­ge­dehnt; das Zen­trum ist deut­lich hel­ler als im 10x50 Fernglas

- Fuji­non 16x70: der Stern­hau­fen erscheint als über­ra­schend gro­ße Kugel mit sehr hel­lem Zen­trum; die Rand­ge­bie­te erschei­nen bereits etwas körnig

Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert