Am 30. März 2019, zum bundesweiten Tag der Astronomie, besuchte ich die Volkssternwarte Adolph Diesterweg in Radebeul und konnte dort auch durch einen 16×70 Feldstecher von APM durchschauen. Das Fernglas war auf einer Parallelogramm-Montierung adaptiert, was mich auf die Idee brachte, auch mal einen kleinen Fernglastest durchzuführen. Die folgende Nacht von Sonntag auf Montag sollte ebenfalls klar werden. Aus diesem Grund packte ich am Sonntagabend vier meiner Feldstecher ins Auto und fuhr raus zu meinem angestammten Beobachtungsplatz nach Radensdorf.
Auch der Aufbau von Ferngläsern, mitsamt den Stativen, braucht so seine Zeit und so konnte ich erst gegen 21:30 Uhr mit der Beobachtung beginnen. Zu dem Zeitpunkt war es auch schon dunkel genug, um das Zodiakallicht über dem westlichen Horizont zu sehen, dass bis zu den Plejaden reichte. Leider zogen zu Beginn der Beobachtung, vor allem im Südosten und Südwesten, noch einzelne hohe Wolkenfelder durch. Mein mitgebrachtes Fujinon 10x70 Fernglas wurde auf meine erst vor wenigen Monaten gekauften Orion Paragon Pro Montierung geklemmt. Diese ruhte auf einem sehr stabilen Berlebach Report 322 aus Holz, dessen ursprünglicher Kugel-Moduleinsatz durch eine einfache Montageplatte, mit 3/8 Zoll Konter-Schraube, ersetzt wurde. Berlebach-Stative haben den Vorteil, dass die Einsätze, worauf man einen Stativkopf bzw. Neiger montieren kann, modular ausgelegt sind, so dass diese sehr leicht getauscht werden können. So stand das Fernglas, mitsamt der mit 10 kg doch recht schweren Montierung, äußerst stabil. Die Kombination mit meinem Triton-Aluminium-Stativ als Untersatz, hatte sich dagegen als ziemlich wacklige Angelegenheit herausgestellt.
Seit Februar besitze ich auch ein Fujinon 16x70 Feldstecher. Dieser wurde auf einer Farpoint FAR-Sight Fernglashalterung an ein Berlebach Stativ Report 823 mit 50 cm langer Mittelsäule adaptiert. Selbst größere Beobachter können damit bequem beobachten, da das Fernglas bis in eine Höhe von 2,10 Meter ausgefahren werden kann. Als Neiger diente hier ein Berlebach 2D-Panoramakopf, der sich für diese Zwecke ebenfalls als sehr stabil und feinfühlig in der Bedienung erwiesen hat. Die in der Anschaffung nicht gerade preisgünstige Fernglashalterung, besitzt auch eine Aufnahme für einen Leuchtpunktsucher. Preisgünstige Sucher erhält man z.B. auf der Onlineplattform ebay. Dort kosten diese Dinger oftmals nur ¼ des Preises, wie im astronomischen Fachhandel.
Als dritter Feldstecher kam ein 10x50 Fujinon zu Einsatz, den ich vor einiger Zeit recht günstig auf ebay ersteigert hatte. Diesen Feldstecher montierte ich auf das schon weiter oben angesprochene Triton-Stativ. Als Befestigung diente hier ein günstiger Neigekopf und ein schmaler, aber sehr stabiler Fernglashalter aus Metall. Das vierte Fernglas im Bundle war mein Minox BV 8x42, dass im letzten Jahr für die Beobachtung des südlichen Sternenhimmels und der Wildtiere im Etosha-Nationalpark in Namibia zum Einsatz kam. Als Adaption diente ein Pistolengriff mit einem günstigen Fernglashalter aus Fernost und als Stativ, mein Velbon Ultra 655. Das Stativ reicht voll ausgezogen für mittelgroße Beobachter vollkommen aus und steht mit dieser Kombination ebenfalls äußerst stabil.
Insgesamt wurden in dieser Nacht 10 Objekte beobachtet. Als sehr nützlich empfand ich den Leuchtpunktsucher, der vor allem bei der höheren Vergrößerung des 16x70 Feldstechers das Aufsuchen der Objekte spürbar erleichterte. Kurz vor Mitternacht verschwanden dann auch die restlichen Wolken. Mit dem SQM‑L konnte ich nahe des Zenit einen Wert von 21,61 mag/arcsec^2 messen. Leider hat sich im Nachhinein die fummelige Feststellschraube am Fernglasadapter der Parallelogramm-Montierung als nicht sehr stabil herausgestellt. Diese ist mir während der Beobachtung gebrochen, so dass das Fernglas ständig nach unten sackte. Eine entspannte Beobachtung war aus diesem Grund nicht mehr möglich und markierte dieses Missgeschick dann leider auch das Ende der Beobachtung. Allerdings habe ich mittlerweile schon einen Ersatz finden können, denn Sterngriffmuttern, mit M6 Gewinde, werden ebenfalls recht günstig auf ebay angeboten.
Es folgt nun eine Auswahl und Beschreibung der mit den 4 Ferngläsern beobachteten Objekte:
Messier 42, Orionnebel im Orion
- Minox 8x42: Nebel eindeutig zu erkennen mit hellerer Zentralregion; „Schwingen“ des Nebels schon direkt sichtbar; Trapezregion nicht aufgelöst
- Fujinon 10x50: Der Nebel erscheint etwas heller aber von ähnlicher Struktur wie im 8x42; das sehr große Gesichtsfeld des Feldstechers ist beeindruckend; Trapezregion erscheint bereits länglich
- Fujinon 10x70: etwas engeres Gesichtsfeld aber deutlich mehr Strukturen in der Nebelhülle erkennbar; die „Schwingen“ von M 42 erscheinen heller, mit mehr Struktur und vor allem ausgedehnter; die Nebelregion um das Trapez zeigt erste Strukturen; Trapezsterne von länglich Gestalt (nicht aufgelöst)
- Fujinon 16x70: deutlich engeres Gesichtsfeld und subjektiv der beste Anblick in allen Feldstechern; das Trapez zeigt 2 deutlich getrennte Sterne; Dunkelstrukturen im mittleren Bereich des Nebels sind bereits aufgelöst; hellere und dunklere Gebiete sind deutlich besser als im 10x70 Fernglas erkennbar; Anblick ist aber nicht so entspannend wie im 10x70 Feldstecher (!)
NGC 869 & NGC 884, Doppelsternhaufen im Perseus
- Minox 8x42: sehr schöner Anblick mit Nachbarsternhaufen Stock 2 und NGC 957; der Doppelsternhaufen erscheint umgeben von sehr vielen hellen und schwachen Feldsternen
- Fujinon 10x50: beste Anblick bei 10-facher Vergrößerung; Sternhaufen erscheinen etwas besser aufgelöst und heller; reiches und ausgedehntes Gesichtsfeld mit sehr vielen Feldsternen
- Fujinon 10x70: Anblick ähnlich wie im 10x50 Feldstecher fast kein Unterschied; Farben der Sterne sind besser erkennbar
- Fujinon 16x70: faszinierender Anblick, da der Sternhaufen fast ¾ des Gesamtgesichtsfeldes einnimmt; subjektiv mehr Sterne im Sternhaufen erkennbar da der Himmel deutlich dunkler erscheint
Messier 51, Whirlpoolgalaxie in den Jagdhunden
- Minox 8x42: Galaxie ist eindeutig als länglicher Nebel am Rand eines Dreiecks aus gleich hellen Sternen zu erkennen
- Fujinon 10x50: Galaxie erscheint etwas heller in einem reichen Sternenfeld gelegen
- Fujinon 10x70: beide Galaxien erscheinen wie ein längliches Nebelobjekt mit angedeutetem Zwischenraum in der Mitte
- Fujinon 16x70: fantastischer Anblick; beide Galaxien sind getrennt als solche zu erkennen und erscheinen sogar noch etwas heller als im 10x70; subjektiv der beste Anblick mit allen Feldstechern
Messier 13, Herkuleshaufen im Herkules
- Minox 8x42: der Kugelsternhaufen erscheint nur als heller Lichtfleck mit hellerem Zentrum und bildet mit zwei Sternen ein gleichschenkliges Dreieck
- Fujinon 10x50: der Sternhaufen erscheint etwas heller und ausgedehnter
- Fujinon 10x70: der Sternhaufen erscheint deutlich heller und ausgedehnt; das Zentrum ist deutlich heller als im 10x50 Fernglas
- Fujinon 16x70: der Sternhaufen erscheint als überraschend große Kugel mit sehr hellem Zentrum; die Randgebiete erscheinen bereits etwas körnig