Diejenigen die meinen Blog verfolgen wissen, wie ich zu den Windrädern stehe, die gerade zwischen Briesensee und Radensdorf errichtet werden. Ich wollte heute nur einige Fotos von den Baufortschritten machen und fuhr deshalb gegen 14.00 Uhr raus nach Radensdorf.
In den letzten Wochen sind sechs dieser Windräder errichtet worden. Weitere Bauteile wie zum Beispiel Masten, Naben, Flügel und Maschinenhäuser liegen schon bereit, um irgendwann an Ort und Stelle montiert zu werden. Aus diesem Grund liegen die Teile entweder in einiger Entfernung, direkt neben den Fundamenten der künftigen Anlagen, oder direkt an der Verbindungstrasse nach Biebersdorf und können somit von jedem frei eingesehen werden.
So dachte ich, bisher…
Ich stehe also am Randstreifen der Straße und bin gerade dabei ein Panoramabild von den fertigen Windkraftanlagen zu machen, als plötzlich ein Herr mittleren Alters anhält, zu mir kommt und fragt, was ich denn hier mache und ob ich hierfür eine Genehmigung oder einen Auftrag hätte. Er sei hier für die Sicherheit zuständig und wurde von der Firma VESTAS beauftragt, das Gelände zu überwachen – weil in den letzten Tagen einige Dinge weggekommen seien. Ich erklärte ihm freundlich, dass dies hier eine öffentliche Straße sei und ich den Baufortschritt Windräder für mich selber dokumentieren möchte.
Man muss bedenken, dass die Straße nach wie vor befahren werden darf. Schilder stehen nur am Anfang bzw. am Ende des mehrere Hektar großen Geländes, wo die WKAs errichtet werden sollen. Es gibt keinerlei Absperrung bzw. Verbotsschilder die einem sagen, dass Besucher unerwünscht sind oder das Gelände nicht betreten geschweige denn geparkt werden darf!
Pflichtbewusst wie er nun mal war, notierte er mein Nummernschild und fuhr weg, um mich von einer entfernten Stelle aus mit dem Fernglas zu beobachten. Mich beeindruckte das gar nicht und so machte ich weiter und fotografierte noch einige Bauteile. Ich ging wieder in Richtung meines Autos, welches auf einem Feldweg in der Nähe der Straße stand. Ich wollte noch schnell ein entferntes Fundament fotografieren und ging den Feldweg entlang, als ich plötzlich sah, wie der Herr die Ausfahrt blockierte. Ein weiterer Hilfssheriff dieser privaten Sicherheitsfirma traf nun ein.
Ich ging zurück, als dieser plötzlich die Personalien von mir verlangte. Ich erwiderte, dass das nur die Polizei darf und er mir erstmal ein Schreiben vorlegen solle, dass meine Aktivitäten hier verbiete. Er meinte daraufhin, dass ich Vorbereitungen für eine Straftat träfe und das Gelände hier ausspioniere um eventuell Bauteile zu stehlen bzw. Industriespionage zu betreiben. Deshalb müsste er auch die Polizei rufen. In diesem einen Punkt waren wir uns wenigstens einig, um diese Farce von den Ordnungshütern beenden zu lassen.
Ich versuchte Ron zu erreichen und schilderte ihn mein Erlebnis. Danach soff leider mein Handyakku ab. Als ich zu meinem Auto ging fragte mich der eine Herr, warum ich denn so nervös sei wenn ich doch nichts zu verbergen hätte. Außerdem sei meine Herumtelefoniererei schon ziemlich verdächtigt. 😀
Diejenigen die mich kennen wissen, dass ich im ersten Moment immer so reagiere, wenn mir etwas gegen den Strich läuft. Wenigstens konnten sich die beiden Herren hier mal so richtig profilieren und sich als Ordnungshüter aufspielen.
Plötzlich zeigte der eine Herr seine Handschellen und meinte, dass er auch anders kann. Ich wartete nur noch auf den Gummiknüppel – und eine Anzeige von mir, wegen Nötigung und Freiheitsberaubung gegen diese beiden Herren, wäre sicherlich mehr als berechtigt gewesen. In der Zwischenzeit traf auch der Bauleiter der Firma ein und hielt mir denselben Vortrag, allerdings in einem etwas freundlicheren Ton. Mittlerweile war die Gruppe auf ganze 6 Personen angewachsen!
Nach einer halben Stunde traf dann endlich die Polizei ein. Der eine Herr erläuterte den Sachverhalt aus seiner Sicht und dass ich mich doch sehr verdächtig benehme. In der Zwischenzeit habe ich mich auch beruhigt, denn die Beamten von der Polizeiwache Lübben waren wirklich sehr zuvorkommend. Sie belächelten eher die ganze Aktion hier. Der eine Beamte meinte nur, dass ich hier stehen und fotografieren darf und dass der angebliche Verdacht der Industriespionage wohl etwas weit hergeholt sei. Denn dann hätte ich wohl in eine der Röhren hineinkriechen müssen. Außerdem werden Schwerlasttransporte dieser Anlagen auch von den Medien verfolgt und von vielen tausend Bürgern mit Fotoapparaten festgehalten – denen man natürlich nicht vorwerfen könne hier Industriespionage zu betreiben. Allerdings müsse ich die Bedenken der Firma auch verstehen, weil zur Zeit recht häufig Schrott und Bauteile gestohlen werden. Für mich jedenfalls, so meinte sein Kollege, hätte die ganze Aktion keinerlei Auswirkungen außer, dass sie meine Personalien aufnehmen müssten.
Was lernen wir also daraus? Vorsicht vor Windrädern, besonders wenn diese errichtet werden, in der Nähe private Sicherheitsleute herumschwadronieren und vor kurzem Dinge abhanden gekommen sind. Unbedarfte Passanten werden dann nämlich leicht verdächtigt und sogar festgehalten, obwohl sie vielleicht nicht gerade zur Fraktion der Windkraftgegner zählen. 😀