Astrofan80 unter Verdacht!

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Die­je­ni­gen die mei­nen Blog ver­fol­gen wis­sen, wie ich zu den Wind­rä­dern ste­he, die gera­de zwi­schen Brie­sen­see und Raden­s­dorf errich­tet wer­den. Ich woll­te heu­te nur eini­ge Fotos von den Bau­fort­schrit­ten machen und fuhr des­halb gegen 14.00 Uhr raus nach Radensdorf.

In den letz­ten Wochen sind sechs die­ser Wind­rä­der errich­tet wor­den. Wei­te­re Bau­tei­le wie zum Bei­spiel Mas­ten, Naben, Flü­gel und Maschi­nen­häu­ser lie­gen schon bereit, um irgend­wann an Ort und Stel­le mon­tiert zu wer­den. Aus die­sem Grund lie­gen die Tei­le ent­we­der in eini­ger Ent­fer­nung, direkt neben den Fun­da­men­ten der künf­ti­gen Anla­gen, oder direkt an der Ver­bin­dungstras­se nach Bie­bers­dorf und kön­nen somit von jedem frei ein­ge­se­hen werden.

So dach­te ich, bisher… 

Drei neu errichtete Windkraftanlagen in der Nähe von Radensdorf

Ich ste­he also am Rand­strei­fen der Stra­ße und bin gera­de dabei ein Pan­ora­ma­bild von den fer­ti­gen Wind­kraft­an­la­gen zu machen, als plötz­lich ein Herr mitt­le­ren Alters anhält, zu mir kommt und fragt, was ich denn hier mache und ob ich hier­für eine Geneh­mi­gung oder einen Auf­trag hät­te. Er sei hier für die Sicher­heit zustän­dig und wur­de von der Fir­ma VESTAS beauf­tragt, das Gelän­de zu über­wa­chen – weil in den letz­ten Tagen eini­ge Din­ge weg­ge­kom­men sei­en. Ich erklär­te ihm freund­lich, dass dies hier eine öffent­li­che Stra­ße sei und ich den Bau­fort­schritt Wind­rä­der für mich sel­ber doku­men­tie­ren möchte.
Man muss beden­ken, dass die Stra­ße nach wie vor befah­ren wer­den darf. Schil­der ste­hen nur am Anfang bzw. am Ende des meh­re­re Hekt­ar gro­ßen Gelän­des, wo die WKAs errich­tet wer­den sol­len. Es gibt kei­ner­lei Absper­rung bzw. Ver­bots­schil­der die einem sagen, dass Besu­cher uner­wünscht sind oder das Gelän­de nicht betre­ten geschwei­ge denn geparkt wer­den darf!

Pflicht­be­wusst wie er nun mal war, notier­te er mein Num­mern­schild und fuhr weg, um mich von einer ent­fern­ten Stel­le aus mit dem Fern­glas zu beob­ach­ten. Mich beein­druck­te das gar nicht und so mach­te ich wei­ter und foto­gra­fier­te noch eini­ge Bau­tei­le. Ich ging wie­der in Rich­tung mei­nes Autos, wel­ches auf einem Feld­weg in der Nähe der Stra­ße stand. Ich woll­te noch schnell ein ent­fern­tes Fun­da­ment foto­gra­fie­ren und ging den Feld­weg ent­lang, als ich plötz­lich sah, wie der Herr die Aus­fahrt blo­ckier­te. Ein wei­te­rer Hilfs­she­riff die­ser pri­va­ten Sicher­heits­fir­ma traf nun ein.
Ich ging zurück, als die­ser plötz­lich die Per­so­na­li­en von mir ver­lang­te. Ich erwi­der­te, dass das nur die Poli­zei darf und er mir erst­mal ein Schrei­ben vor­le­gen sol­le, dass mei­ne Akti­vi­tä­ten hier ver­bie­te. Er mein­te dar­auf­hin, dass ich Vor­be­rei­tun­gen für eine Straf­tat trä­fe und das Gelän­de hier aus­spio­nie­re um even­tu­ell Bau­tei­le zu steh­len bzw. Indus­trie­spio­na­ge zu betrei­ben. Des­halb müss­te er auch die Poli­zei rufen. In die­sem einen Punkt waren wir uns wenigs­tens einig, um die­se Far­ce von den Ord­nungs­hü­tern been­den zu lassen.
Ich ver­such­te Ron zu errei­chen und schil­der­te ihn mein Erleb­nis. Danach soff lei­der mein Han­d­y­ak­ku ab. Als ich zu mei­nem Auto ging frag­te mich der eine Herr, war­um ich denn so ner­vös sei wenn ich doch nichts zu ver­ber­gen hät­te. Außer­dem sei mei­ne Her­um­te­le­fo­nie­rerei schon ziem­lich verdächtigt. 😀

Die­je­ni­gen die mich ken­nen wis­sen, dass ich im ers­ten Moment immer so reagie­re, wenn mir etwas gegen den Strich läuft. Wenigs­tens konn­ten sich die bei­den Her­ren hier mal so rich­tig pro­fi­lie­ren und sich als Ord­nungs­hü­ter aufspielen.

Plötz­lich zeig­te der eine Herr sei­ne Hand­schel­len und mein­te, dass er auch anders kann. Ich war­te­te nur noch auf den Gum­mi­knüp­pel – und eine Anzei­ge von mir, wegen Nöti­gung und Frei­heits­be­rau­bung gegen die­se bei­den Her­ren, wäre sicher­lich mehr als berech­tigt gewe­sen. In der Zwi­schen­zeit traf auch der Bau­lei­ter der Fir­ma ein und hielt mir den­sel­ben Vor­trag, aller­dings in einem etwas freund­li­che­ren Ton. Mitt­ler­wei­le war die Grup­pe auf gan­ze 6 Per­so­nen angewachsen!

Nach einer hal­ben Stun­de traf dann end­lich die Poli­zei ein. Der eine Herr erläu­ter­te den Sach­ver­halt aus sei­ner Sicht und dass ich mich doch sehr ver­däch­tig beneh­me. In der Zwi­schen­zeit habe ich mich auch beru­higt, denn die Beam­ten von der Poli­zei­wa­che Lüb­ben waren wirk­lich sehr zuvor­kom­mend. Sie belä­chel­ten eher die gan­ze Akti­on hier. Der eine Beam­te mein­te nur, dass ich hier ste­hen und foto­gra­fie­ren darf und dass der angeb­li­che Ver­dacht der Indus­trie­spio­na­ge wohl etwas weit her­ge­holt sei. Denn dann hät­te ich wohl in eine der Röh­ren hin­ein­krie­chen müs­sen. Außer­dem wer­den Schwer­last­trans­por­te die­ser Anla­gen auch von den Medi­en ver­folgt und von vie­len tau­send Bür­gern mit Foto­ap­pa­ra­ten fest­ge­hal­ten – denen man natür­lich nicht vor­wer­fen kön­ne hier Indus­trie­spio­na­ge zu betrei­ben. Aller­dings müs­se ich die Beden­ken der Fir­ma auch ver­ste­hen, weil zur Zeit recht häu­fig Schrott und Bau­tei­le gestoh­len wer­den. Für mich jeden­falls, so mein­te sein Kol­le­ge, hät­te die gan­ze Akti­on kei­ner­lei Aus­wir­kun­gen außer, dass sie mei­ne Per­so­na­li­en auf­neh­men müssten.

Was ler­nen wir also dar­aus? Vor­sicht vor Wind­rä­dern, beson­ders wenn die­se errich­tet wer­den, in der Nähe pri­va­te Sicher­heits­leu­te her­um­schwa­dro­nie­ren und vor kur­zem Din­ge abhan­den gekom­men sind. Unbe­darf­te Pas­san­ten wer­den dann näm­lich leicht ver­däch­tigt und sogar fest­ge­hal­ten, obwohl sie viel­leicht nicht gera­de zur Frak­ti­on der Wind­kraft­geg­ner zählen. 😀

Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

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