Ein funkelnder Blick auf eine kosmische Landschaft

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Die­se fun­keln­de Sze­ne­rie der Stern­ent­ste­hung wur­de vom James-Webb-Welt­raum­te­le­skop der NASA/ESA/CSA auf­ge­nom­men. Was wie ein zer­klüf­te­ter, ster­nen­be­leuch­te­ter Berg­gip­fel aus­sieht, der von dün­nen Wol­ken umhüllt ist, ist in Wirk­lich­keit eine kos­mi­sche Staub­land­schaft. Sie wird von den glü­hen­den Win­den und der Strah­lung mas­se­rei­cher, jun­ger Ster­ne in der Nähe zerfressen.

Der jun­ge Stern­hau­fen namens Pis­mis 24 befin­det sich im Zen­trum des nahe­ge­le­ge­nen Hum­mer­ne­bels, etwa 5.500 Licht­jah­re von der Erde ent­fernt im Stern­bild Skor­pi­on. Als Hei­mat einer leb­haf­ten Ster­nen­wie­ge und einer der nächst­ge­le­ge­nen Orte, an denen mas­se­rei­che Ster­ne ent­ste­hen, bie­tet Pis­mis 24 sel­te­ne Ein­bli­cke in gro­ße und mas­se­rei­che Ster­ne. Die­se Stern­ent­ste­hungs­re­gi­on ist einer der bes­ten Orte, um die Eigen­schaf­ten hei­ßer jun­ger Ster­ne und ihre Ent­wick­lung zu erforschen.

kosmische Landschaft
Der jun­ge Stern­hau­fen Pis­mis 24 im Hum­mer­ne­bel (NGC 6357) wur­de wur­de vom James-Webb-Welt­raum­te­le­skop auf­ge­nom­men. – Cre­dit: NASA, ESA, CSA, and STScI, A. Pagan (STScI)

Im Her­zen die­ses fun­keln­den Stern­hau­fens befin­det sich Pis­mis 24–1. Er steht in der Mit­te einer Ster­nen­grup­pe direkt über die zer­klüf­te­ten oran­ge­far­be­nen Nebel­schwa­den die­ser Stern­ent­ste­hungs­re­gi­on. Pis­mis 24–1 erscheint als gigan­ti­scher Ein­zel­stern und galt einst als der mas­se­reichs­te bekann­te Stern der Milch­stra­ße. Inzwi­schen haben Wis­sen­schaft­ler her­aus­ge­fun­den, dass er aus min­des­tens zwei Ster­nen besteht, die auf die­sem Bild jedoch nicht zu erken­nen sind. Mit einer Mas­se von 74 bzw. 66 Son­nen­mas­sen gehö­ren die bei­den bekann­ten Ster­ne immer noch zu den mas­se­reichs­ten und leucht­kräf­tigs­ten Ster­nen, die je beob­ach­tet wurden.

Die­ses Bild, das mit der NIR­Cam (Nahin­fra­rot­ka­me­ra) von Webb im Infra­rot­licht auf­ge­nom­men wur­de, zeigt Tau­sen­de von juwe­len­ar­ti­gen Ster­nen unter­schied­li­cher Grö­ße und Far­be. Die größ­ten und hells­ten mit den sechs­strah­li­gen Beu­gungs­spit­zen sind die mas­se­reichs­ten Ster­ne im Stern­hau­fen. Hun­der­te bis Tau­sen­de klei­ne­rer Mit­glie­der des Stern­hau­fens erschei­nen je nach ihrem Stern­typ und der Men­ge des sie umge­ben­den Staubs in Weiß, Gelb und Rot. Webb zeigt uns auch Zehn­tau­sen­de von Ster­nen hin­ter dem Stern­hau­fen, die Teil der Milch­stra­ße sind.

Super­hei­ße, jun­ge Ster­ne (eini­ge sind fast acht­mal so heiß wie die Son­ne) for­men durch ihre hei­ße Strah­lung und hef­ti­ge Win­de eine Ver­tie­fung in die Wand des stern­bil­den­den Nebels. Die­ser Nebel erstreckt sich weit über das Sicht­feld von NIR­Cam hin­aus. Nur klei­ne Tei­le davon sind unten und oben rechts im Bild sicht­bar. Strö­me aus hei­ßem, ioni­sier­tem Gas flie­ßen von den Rän­dern des Nebels ab. Dün­ne, vom Ster­nen­licht erleuch­te­te Schlei­er aus Gas und Staub schwe­ben um sei­ne hoch auf­ra­gen­den Gipfel.

Gigan­ti­sche Spit­zen ragen aus der leuch­ten­den Wand aus Gas her­vor und trot­zen der uner­bitt­li­chen Strah­lung und den Win­den der jun­gen Ster­ne. Sie sind wie Fin­ger, die auf die hei­ßen, jun­gen Ster­ne zei­gen, die sie geformt haben. Die gewal­ti­gen Kräf­te, die die­se Spit­zen for­men und zusam­men­drü­cken, füh­ren wie­der­um zur Bil­dung neu­er Ster­ne. Die höchs­te die­ser Struk­tu­ren misst von ihrer Spit­ze bis zum unte­ren Bild­rand etwa 5,4 Licht­jah­re. Die Brei­te beträgt 0,14 Licht­jah­re. Mehr als 200 unse­rer Son­nen­sys­te­me bis zur Umlauf­bahn des Nep­tuns wür­den in die Brei­te die­ser Spit­ze passen.

In dem Bild steht die Far­be Cyan für hei­ßes oder ioni­sier­tes Was­ser­stoff­gas, das von den mas­se­rei­chen jun­gen Ster­nen erhitzt wird. Staub­mo­le­kü­le, die dem Rauch hier auf der Erde ähneln, wer­den in Oran­ge dar­ge­stellt. Rot steht für küh­le­res, dich­te­res mole­ku­la­res Was­ser­stoff­gas. Je dunk­ler das Rot, des­to dich­ter das Gas. Schwarz steht für das dich­tes­te Gas, das kein Licht emit­tiert. Die dün­nen wei­ßen Struk­tu­ren sind Staub und Gas, die das Ster­nen­licht streuen.

Hintergrundinformationen

Webb ist das größ­te und leis­tungs­stärks­te Tele­skop, das jemals ins All gebracht wur­de. Im Rah­men eines inter­na­tio­na­len Koope­ra­ti­ons­ab­kom­mens stell­te die ESA den Start­dienst für das Tele­skop mit der Trä­ger­ra­ke­te Aria­ne 5 bereit. In Zusam­men­ar­beit mit Part­nern war die ESA für die Ent­wick­lung und Qua­li­fi­zie­rung der Anpas­sun­gen der Aria­ne 5 für die Webb-Mis­si­on sowie für die Beschaf­fung des Start­diens­tes durch Aria­nespace ver­ant­wort­lich. Die ESA stell­te auch den Spek­tro­gra­fen NIR­Spec und 50 % des Mit­tel­in­fra­rot-Instru­ments MIRI zur Ver­fü­gung, das von einem Kon­sor­ti­um natio­nal finan­zier­ter euro­päi­scher Insti­tu­te (dem MIRI Euro­pean Con­sor­ti­um) in Zusam­men­ar­beit mit dem JPL und der Uni­ver­si­ty of Ari­zo­na ent­wi­ckelt und gebaut wurde.

Webb ist eine inter­na­tio­na­le Part­ner­schaft zwi­schen der NASA, der ESA und der Cana­di­an Space Agen­cy (CSA).

Bild­nach­weis: NASA, ESA, CSA und STScI

Links

Link zur ESA-Pres­se­mit­tei­lung weic2518

Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

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