Rotationsgeschwindigkeit des Uranus genauer bestimmt

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Ein inter­na­tio­na­les Astro­no­men­team hat mit­hil­fe des Hub­ble-Welt­raum­te­le­skops der NASA/ESA mit einer neu­ar­ti­gen Tech­nik die Rota­ti­ons­ge­schwin­dig­keit des Ura­nus im Inne­ren neu gemes­sen und dabei eine tau­send­mal höhe­re Genau­ig­keit als bis­he­ri­ge Schät­zun­gen erreicht. Durch die Ana­ly­se von mehr als einem Jahr­zehnt Hub­ble-Beob­ach­tun­gen der Ura­nus-Polar­lich­ter konn­ten die For­scher die Rota­ti­ons­pe­ri­ode des Pla­ne­ten ver­fei­nern und einen wich­ti­gen neu­en Bezugs­punkt für die zukünf­ti­ge Pla­ne­ten­for­schung schaffen.

Uranus HST
Die­ses Bild zeigt drei Bil­der des Welt­raum­te­le­skops Hub­ble im sicht­ba­ren und ultra­vio­let­ten Licht des dyna­mi­schen Polar­lichts auf Ura­nus aus dem Okto­ber 2022. – Cre­dit: ESA/Hubble, NASA, L. Lamy, L. Sromovsky

Die Bestim­mung der inne­ren Rota­ti­ons­ge­schwin­dig­keit eines Pla­ne­ten ist eine Her­aus­for­de­rung, ins­be­son­de­re bei einem Pla­ne­ten wie Ura­nus, wo direk­te Mes­sun­gen nicht mög­lich sind. Ein Team unter der Lei­tung von Lau­rent Lamy (LIRA, Obser­va­toire de Paris-PSL und LAM, Uni­ver­si­tät Aix-Mar­seil­le, Frank­reich) ent­wi­ckel­te eine inno­va­ti­ve Metho­de zur Ver­fol­gung der Rota­ti­ons­be­we­gung der Auro­ra des Ura­nus. Die­se Auro­ren sind spek­ta­ku­lä­re Licht­spie­le, die in der obe­ren Atmo­sphä­re durch das Ein­strö­men ener­ge­ti­scher Teil­chen in der Nähe der Magnet­po­le des Pla­ne­ten erzeugt wer­den. Die Unter­su­chung ergab, dass Ura­nus eine vol­le Umdre­hung in 17 Stun­den, 14 Minu­ten und 52 Sekun­den voll­zieht – 28 Sekun­den län­ger als die Schät­zung der NASA-Son­de Voy­a­ger 2 bei ihrem Vor­bei­flug 1986.

„Unse­re Mes­sung stellt nicht nur eine wich­ti­ge Refe­renz für die Pla­ne­ten­for­schung dar, son­dern löst auch ein seit lan­gem bestehen­des Pro­blem: Frü­he­re Koor­di­na­ten­sys­te­me, die auf ver­al­te­ten Rota­ti­ons­pe­ri­oden basier­ten, wur­den schnell unge­nau und mach­ten es unmög­lich, die magne­ti­schen Pole des Ura­nus über die Zeit zu ver­fol­gen“, erklärt Lamy. „Mit die­sem neu­en Län­gen­grad­sys­tem kön­nen wir nun Polar­licht­be­ob­ach­tun­gen aus fast 40 Jah­ren ver­glei­chen und sogar die kom­men­de Ura­nus-Mis­si­on planen.“

Die­ser Durch­bruch wur­de durch Hub­bles Lang­zeit­be­ob­ach­tung des Ura­nus mög­lich. Über mehr als ein Jahr­zehnt hin­weg hat Hub­ble regel­mä­ßig des­sen ultra­vio­let­te Polar­licht­emis­sio­nen beob­ach­tet, wodurch For­scher die Posi­ti­on der magne­ti­schen Pole mit­hil­fe von Magnet­feld­mo­del­len ver­fol­gen konnten.

„Die kon­ti­nu­ier­li­chen Beob­ach­tun­gen des Hub­ble-Tele­skops waren ent­schei­dend“, sagt Lamy. „Ohne die­se Fül­le an Daten wäre es unmög­lich gewe­sen, das peri­odi­sche Signal mit der von uns erreich­ten Genau­ig­keit zu erfassen.“

Im Gegen­satz zu den Polar­lich­tern der Erde, des Jupi­ters oder des Saturns ver­hal­ten sich die Polar­lich­ter des Ura­nus ein­zig­ar­tig und unvor­her­seh­bar. Dies ist auf das stark geneig­te Magnet­feld des Pla­ne­ten zurück­zu­füh­ren, das deut­lich von sei­ner Rota­ti­ons­ach­se abweicht. Die Ergeb­nis­se hel­fen Astro­no­men nicht nur, die Magne­to­sphä­re des Ura­nus zu ver­ste­hen, son­dern lie­fern auch wich­ti­ge Infor­ma­tio­nen für zukünf­ti­ge Mis­sio­nen. Im Rah­men des Pla­ne­ta­ry Sci­ence Deca­dal Sur­vey in den USA wur­de das Kon­zept der Ura­nus-Orbi­ter und ‑Son­den für die künf­ti­ge Erfor­schung als vor­ran­gig eingestuft.

Die­se Erkennt­nis­se legen den Grund­stein für wei­te­re Stu­di­en, die unser Ver­ständ­nis eines der geheim­nis­volls­ten Pla­ne­ten unse­res Son­nen­sys­tems ver­tie­fen wer­den. Mit sei­ner Fähig­keit, Him­mels­kör­per über Jahr­zehn­te hin­weg zu beob­ach­ten, bleibt das Hub­ble-Welt­raum­te­le­skop ein unver­zicht­ba­res Werk­zeug der Pla­ne­ten­for­schung und ebnet den Weg für die nächs­te Ära der Uranusforschung.

Die­se Ergeb­nis­se beru­hen auf Beob­ach­tun­gen, die mit den Hub­ble-Pro­gram­men GO #12601, 13012, 14036, 16313 und DDT #15380 (PI: L. Lamy) durch­ge­führt wur­den. Die Arbeit des Teams wur­de ges­tern in Natu­re veröffentlicht.

Hintergrundinformationen

Das Hub­ble-Welt­raum­te­le­skop ist ein inter­na­tio­na­les Koope­ra­ti­ons­pro­jekt zwi­schen ESA und NASA.

Bild­nach­weis: ESA/Hubble, NASA, L. Lamy, L. Sromovsky

Links

Link zur ESA-Pres­se­mit­tei­lung heic2503

Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

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