Vor 3 Wochen, am 21. April 2015, hatte ich die Gelegenheit, wieder an meinem angestammten Standort in Radensdorf zu beobachten. Eine Hochdruckwetterlage mit sehr trockener Kluft und guter Durchsicht machte dies möglich. So wurde es für mich eine optimale Beobachtungsnacht. Diesen, in unseren Breiten gefühlt immer seltener werdenden Umstand nutzte ich auch, um mein neues Canon EF‑S 24 mm f/2.8 Pancake Objektiv am Sternenhimmel zu testen.
Am späten Nachmittag packte ich meine Beobachtungs- und Fotoausrüstung ins Auto und fuhr dann kurz vor Sonnenuntergang raus zu meinem Beobachtungsplatz. Kurz vor 21 Uhr traf ich ein und baute in der frühen Abenddämmerung in aller Ruhe die Ausrüstung auf. An diesem Abend zeigte sich die zunehmende Mondsichel neben dem Hauptstern Aldebaran im Stier. Darüber stand eindrucksvoll die Venus, die schon seit Jahresbeginn als auffälliger Abendstern nach Sonnenuntergang im Westen zu sehen ist. Bevor ich die Astrotrac für die Belichtungsreihe scharf machte, nahm ich mit feststehender Kamera eine Bilderserie der interessanten Planetenkonstellation auf. Für diese Aufnahmeserie verwendete ich die Canon EOS 100D, die ebenfalls erst seit Kurzem in meinem Besitz ist, mit dem Standard-Zoomobjektiv.
Nachdem soweit alles vorbereitet und auch das Ende der astronomischen Dämmerung endlich hereingebrochen war, belichtete ich zu aller erst in Richtung der Sternbilder Löwe und Krebs. Denn bekanntlich gibt es am Frühlingshimmel nicht viele fotogene Himmelsregionen, die lohnen, mit geringen Brennweiten aufgenommen zu werden. Zum Zeitpunkt der Aufnahme stand aber der Riesenplanet Jupiter, dicht neben der Krippe (Praesepe) im Krebs.
Aber auch mein 8 Zoll Dobson kam in dieser wunderbar klaren und trockenen Nacht zum Einsatz. Denn bis der Mond endlich die Himmelsbühne verlassen sollte, vertrieb ich mir die Zeit mit der Beobachtung der zunehmenden Sichel, mit dem hoch am Himmel stehenden Jupiter und der Venus. Leider war das Seeing in dieser Nacht nicht gerade optimal, so dass ich leider nicht so viele Einzelheiten wie noch am letzten Samstag, während des 18. SBST in Oppelhain, auf dem Jupiter entdecken konnte. Nachdem auch der Mond untergegangen war, brachte ich die Canon EOS 600D mit dem Fisheye-Objektiv in Stellung und nahm auf einem nahen Feld 2 Minuten Einzelbilder in Richtung des nördlichen Himmelspols auf. Später kombinierte ich diese zu einer Strichspuraufnahme am Computer, die man weiter unten sehen kann. Besonders auffällig ist hier die Metropole Berlin, die sich in 70 Kilometer Entfernung, in Richtung NNW, zu meinem Standort befindet und in den letzten Jahren leider immer heller geworden ist.
Neben den schon weiter oben angesprochenen Planeten, noch zwei Kometen und diverse Deep-Sky-Objekte des Frühlingshimmels. Nachdem ich als Einstieg den Doppelsternhaufen h und Chi im Perseus (NGC 884/869) beobachtete, schwenkte ich in Richtung des Kometen C/2015 F5 SWAN-Xingming im Sternbild Perseus, der erst Ende März 2015 entdeckt wurde. Das Aufsuchen gestaltete sich nicht ganz so einfach. Davor stolperte ich, mit den Objekten NGC 1545, NGC 1528 und NGC 1496, noch über drei offene Sternhaufen. Schließlich fand ich den Kometen nach längerem Suchen innerhalb einer auffälligen Sternengruppe. Der Komet erschien mir mit einer nahezu diffusen, rundlichen und rund 3 Bogenminuten großen Koma (DC 2). Seine Helligkeit schätzte ich auf gut 10,1 mag. Bei mäßig aufgehelltem Himmel wäre der Komet mir wohl nicht aufgefallen. Nach einem kurzen Abstecher zu den hellen Galaxien M 81 und M 82, nahm ich den Kometen C/2014 Q2 (Lovejoy) in der Kassiopeia aufs Korn. Der Schweifstern war nach all den Monaten immer noch deutlich zu erkennen. Er zeigte eine nahezu doppelt so große und helle Koma und einen kleinen Schweifansatz. Die Helligkeit schätzte ich auf 6,9 mag. Nach dem kleinen Ausflug ins Sonnensystem, beobachtete ich die beiden hellen Galaxien und sich gravitativ beeinflussende Nachbarn NGC 3166 und NGC 3169 im Sextanten.
Mittlerweile war auch die 1. Aufnahmeserie mit der Astrotrac im Kasten. Die Kamera schwenkte ich nun in Richtung Nordhimmel auf das Sternbild Kepheus. Dort stieg die Sommermilchstraße immer höher und kündete schon von den hellen und warmen Sommernächten. Weiter ging es in die Wasserschlange. Zwei Objekte in diesem Sternbild konnte ich letzten Mai in Namibia beobachten: Der Kugelsternhaufen M 68 und die helle Galaxie M 83 waren im Horizontdunst schwierig aufzufinden. Besonders von der südlichen Pinwheel-galaxie M 83 war ich enttäuscht. Auf Tivoli präsentierte sie sich mit deutlicher Spiralstruktur. Im Spreewald war nur ein rundlicher diffuser Nebelfleck zu erkennen.
Die nächsten Objekte waren Standardobjekte des Frühlingshimmels und Mitglieder des Virgo-Galaxienhaufens: M 87, M 86 und M 84 im Virgo-Galaxienhaufen. Noch rund 2 Dutzend weitere Galaxien im Virgohaufen konnte ich mit mittleren Vergrößerungen beobachten. Ich machte mir aber nicht die Mühe, sie alle zu identifizieren. Danach erregten zwei Standardobjekte des Nordhimmels meine Aufmerksamkeit: der Kugelsternhaufen M 13 und die Galaxie M 51. Die berühmte Whirlpool-Galaxie M 51 hielt sich immer noch in Zenitnähe auf, so dass ich mit dem Dobson Schwierigkeiten hatte, sie in die Mitte des Okulargesichtsfeldes zu bugsieren. Mit dem 9 mm Okular erkannte ich zwei Spiralarme und zwei sich im Vordergrund befindende Sterne. Und auch die Lichtbrücke zur Nachbargalaxie konnte wenigstens erahnt werden. Ein Blick auf M 51 zu werfen, wenn sie bei klarem Himmel hoch am Himmel steht oder bei nicht ganz so guten Bedingungen, lohnt deshalb immer. Kurz vor Beobachtungsende schob sich auch langsam schon der Saturn über dem Horizont, der am Kopf des Skorpions zu finden war. Als letztes Objekt schwenkte ich auf die kleine elliptische Galaxie NGC 5812 in der Waage.
Nachdem auch die zweite Aufnahmeserie im Kasten war, beendete ich die Beobachtung kurz vor 2 Uhr morgens. Eine halbe Stunde später war die Ausrüstung und alle drei Kameras wieder im PKW verstaut. Eine wunderbare Beobachtungsnacht ging zu Ende, die mit einer Grenzgröße von 6,7 bis 6,8 mag – das SQM‑L zeigte einen Wert von 21,51 mag/arcsec² an – aufwarten konnte.