Webb findet keine lebensfreundliche Atmosphäre auf TRAPPIST-1d

  • Letz­te Ände­rung:2 Mona­ten 
  • Lese­zeit:4Minu­ten
  • Wör­ter:1087
  • Bei­trags­auf­ru­fe:166

Der Exo­pla­net TRAPPIST‑1 d fas­zi­niert Astro­no­men, die nach mög­li­cher­wei­se bewohn­ba­ren Wel­ten außer­halb unse­res Son­nen­sys­tems suchen, da er ähn­lich groß wie die Erde ist, aus Gestein besteht und sich in einem Bereich um sei­nen Stern befin­det, in dem flüs­si­ges Was­ser auf sei­ner Ober­flä­che theo­re­tisch mög­lich ist. Laut einer neu­en Stu­die, die Daten des James-Webb-Welt­raum­te­le­skops der NASA/ESA/CSA ver­wen­det, ver­fügt er jedoch nicht über eine erd­ähn­li­che Atmosphäre.

Eine schüt­zen­de Atmo­sphä­re, eine freund­li­che Son­ne und viel flüs­si­ges Was­ser – die Erde ist ein beson­de­rer Ort. Mit den bei­spiel­lo­sen Fähig­kei­ten des Webb-Tele­skops wol­len Astro­no­men her­aus­fin­den, wie beson­ders und sel­ten unser Hei­mat­pla­net ist. Kann die­se gemä­ßig­te Umge­bung auch anders­wo exis­tie­ren, sogar um einen ande­ren Stern­typ her­um? Das TRAP­PIST-1-Sys­tem bie­tet eine span­nen­de Gele­gen­heit, die­ser Fra­ge nach­zu­ge­hen, da es sie­ben erd­gro­ße Wel­ten ent­hält, die den häu­figs­ten Stern­typ in der Gala­xie umkrei­sen: einen Roten Zwerg.

Trappist-1 d
Die­se künst­le­ri­sche Dar­stel­lung zeigt den Pla­ne­ten TRAPPIST‑1 d, wie er vor sei­nem Roten Zwerg­stern vor­bei­zieht, wäh­rend im Hin­ter­grund ande­re Mit­glie­der des Sys­tems zu sehen sind. – Cre­dit: NASA, ESA, CSA, J. Olm­sted (STScI)

„Letzt­end­lich wol­len wir wis­sen, ob so etwas wie die Umge­bung, die wir auf der Erde vor­fin­den, auch anders­wo exis­tie­ren kann und unter wel­chen Bedin­gun­gen. Wäh­rend uns das James Webb-Welt­raum­te­le­skop erst­mals die Mög­lich­keit gibt, die­se Fra­ge auf erd­gro­ßen Pla­ne­ten aus­zu­deh­nen, kön­nen wir TRAPPIST‑1 d zum jet­zi­gen Zeit­punkt von einer Lis­te poten­zi­el­ler Zwil­lin­ge oder Cou­sins der Erde aus­schlie­ßen“, sag­te Caro­li­ne Piau­let-Gho­ray­eb von der Uni­ver­si­ty of Chi­ca­go und dem Trot­tier Insti­tu­te for Rese­arch on Exo­pla­nets (IREx) an der Uni­ver­si­té de Mon­tré­al, Haupt­au­to­rin der im Astro­phy­si­cal Jour­nal ver­öf­fent­lich­ten Studie.

Der Planet TRAPPIST‑1 d

Das TRAP­PIST-1-Sys­tem ist 40 Licht­jah­re ent­fernt und wur­de 2017 dank Daten des außer Dienst gestell­ten Spit­zer-Welt­raum­te­le­skops der NASA und ande­rer Obser­va­to­ri­en als Rekord­hal­ter für die meis­ten erd­gro­ßen Gesteins­pla­ne­ten um einen ein­zel­nen Stern bekannt. Da es sich bei die­sem Stern um einen licht­schwa­chen, rela­tiv kal­ten Roten Zwerg han­delt, liegt die „habi­ta­ble Zone“ – in der die Tem­pe­ra­tur des Pla­ne­ten genau rich­tig sein könn­te, sodass flüs­si­ges Ober­flä­chen­was­ser mög­lich ist – viel näher am Stern als in unse­rem Son­nen­sys­tem. TRAPPIST‑1 d, der drit­te Pla­net des Roten Zwerg­sterns, liegt an der Schwel­le zu die­ser gemä­ßig­ten Zone, doch sein Abstand zu sei­nem Stern beträgt nur 2 Pro­zent des Abstands der Erde von der Son­ne. TRAPPIST‑1 d voll­endet eine voll­stän­di­ge Umlauf­bahn um sei­nen Stern, sein Jahr, in nur vier Erdentagen.

Das NIR­Spec-Instru­ment (Near-Infrared Spec­tro­graph) von Webb konn­te auf TRAPPIST‑1 d kei­ne in der Erd­at­mo­sphä­re häu­fig vor­kom­men­den Mole­kü­le wie Was­ser, Methan oder Koh­len­di­oxid nach­wei­sen. Piau­let-Gho­ray­eb skiz­zier­te jedoch meh­re­re Mög­lich­kei­ten für den Exo­pla­ne­ten, die für wei­te­re Unter­su­chun­gen offen bleiben.

„Es gibt meh­re­re mög­li­che Grün­de, war­um wir um TRAPPIST‑1 d kei­ne Atmo­sphä­re ent­de­cken. Es könn­te eine extrem dün­ne Atmo­sphä­re haben, die schwer zu erken­nen ist, ähn­lich wie beim Mars. Alter­na­tiv könn­ten sehr dich­te Wol­ken in gro­ßer Höhe die Erken­nung spe­zi­fi­scher atmo­sphä­ri­scher Signa­tu­ren blo­ckie­ren – ähn­lich wie bei der Venus. Oder es könn­te sich um einen kar­gen Fel­sen ohne jeg­li­che Atmo­sphä­re han­deln“, sag­te Piaulet-Ghorayeb.

Der Stern TRAPPIST‑1

Was auch immer auf TRAPPIST‑1 d zutrifft, es ist schwie­rig ein Pla­net im Orbit eines roten Zwerg­sterns zu sein. TRAPPIST‑1, der Mut­ter­stern des Sys­tems, ist bekannt für sei­ne Unbe­stän­dig­keit und setzt häu­fig hoch­en­er­ge­ti­sche Strah­lung frei, die die Atmo­sphä­re sei­ner klei­nen Pla­ne­ten zer­stö­ren kann, ins­be­son­de­re der­je­ni­gen, die ihm am nächs­ten kom­men. Den­noch sind Wis­sen­schaft­ler moti­viert, nach Anzei­chen von Atmo­sphä­ren auf den TRAP­PIST-1-Pla­ne­ten zu suchen, da rote Zwerg­ster­ne die häu­figs­ten Ster­ne in unse­rer Gala­xie sind. Wenn Pla­ne­ten hier unter Wel­len har­ter Stern­strah­lung eine Atmo­sphä­re bewah­ren kön­nen, könn­ten sie es, wie man so schön sagt, über­all­hin schaffen.

„Webbs emp­find­li­che Infra­rot­in­stru­men­te ermög­li­chen es uns erst­mals, in die Atmo­sphä­ren die­ser klei­ne­ren, käl­te­ren Pla­ne­ten ein­zu­drin­gen“, sag­te Björn Ben­ne­ke vom IREx an der Uni­ver­si­té de Mon­tré­al, ein Co-Autor der Stu­die. „Wir ste­hen erst am Anfang, Webb zu nut­zen, um nach Atmo­sphä­ren auf erd­gro­ßen Pla­ne­ten zu suchen und die Gren­ze zwi­schen Pla­ne­ten, die eine Atmo­sphä­re hal­ten kön­nen, und sol­chen, die dies nicht kön­nen, zu ziehen.“

Die äußeren TRAPPIST-1-Planeten

Webbs Beob­ach­tun­gen der äuße­ren Pla­ne­ten von TRAPPIST‑1 ber­gen Poten­zi­al, aber auch Gefah­ren. Einer­seits, so Ben­ne­ke, hät­ten die Pla­ne­ten e, f, g und h mög­li­cher­wei­se eine höhe­re Wahr­schein­lich­keit, eine Atmo­sphä­re zu besit­zen, da sie wei­ter von den ener­gie­rei­chen Erup­tio­nen ihres Mut­ter­sterns ent­fernt sei­en. Auf­grund ihrer Ent­fer­nung und der käl­te­ren Umge­bung sei­en atmo­sphä­ri­sche Signa­tu­ren jedoch selbst mit Webbs Infra­rot­in­stru­men­ten schwie­ri­ger zu erkennen.

„Es besteht noch Hoff­nung für die Atmo­sphä­ren der TRAP­PIST-1-Pla­ne­ten“, sag­te Piau­let-Gho­ray­eb. „Obwohl wir bei Pla­net d kei­ne gro­ße, deut­li­che atmo­sphä­ri­sche Signa­tur gefun­den haben, besteht den­noch die Mög­lich­keit, dass die äuße­ren Pla­ne­ten viel Was­ser und ande­re atmo­sphä­ri­sche Kom­po­nen­ten ent­hal­ten.“ „Unse­re Detek­tiv­ar­beit hat gera­de erst begon­nen. Wäh­rend sich TRAPPIST‑1 d als kar­ger Fels­bro­cken erwei­sen könn­te, der von einem grau­sa­men roten Stern beleuch­tet wird, könn­ten die äuße­ren Pla­ne­ten TRAP­PIST-1e, f, g und h den­noch dich­te Atmo­sphä­ren besit­zen“, füg­te Ryan Mac­Do­nald hin­zu, ein Co-Autor des Arti­kels, der jetzt an der Uni­ver­si­ty of St Andrews in Groß­bri­tan­ni­en und zuvor an der Uni­ver­si­ty of Michi­gan tätig war. „Dank Webb wis­sen wir nun, dass TRAPPIST‑1 d alles ande­re als eine gast­freund­li­che Welt ist. Wir ler­nen, dass die Erde im Kos­mos eine noch beson­de­re Rol­le spielt.“

Hintergrundinformationen

Webb ist das größ­te und leis­tungs­stärks­te Tele­skop, das jemals ins All geschickt wur­de. Im Rah­men einer inter­na­tio­na­len Koope­ra­ti­ons­ver­ein­ba­rung stell­te die ESA den Start­dienst für das Tele­skop mit der Trä­ger­ra­ke­te Aria­ne 5 bereit. In Zusam­men­ar­beit mit Part­nern war die ESA für die Ent­wick­lung und Qua­li­fi­zie­rung der Anpas­sun­gen der Aria­ne 5 für die Webb-Mis­si­on sowie für die Beschaf­fung des Start­diens­tes durch Aria­nespace ver­ant­wort­lich. Die ESA stell­te auch den Spek­tro­gra­fen NIR­Spec und 50 % des Mit­tel­in­fra­rot-Instru­ments MIRI zur Ver­fü­gung, das von einem Kon­sor­ti­um natio­nal finan­zier­ter euro­päi­scher Insti­tu­te (dem MIRI Euro­pean Con­sor­ti­um) in Zusam­men­ar­beit mit dem JPL und der Uni­ver­si­ty of Ari­zo­na ent­wi­ckelt und gebaut wurde.

Webb ist eine inter­na­tio­na­le Part­ner­schaft zwi­schen NASA, ESA und der Cana­di­an Space Agen­cy (CSA).

Bild­nach­weis: NASA, ESA, CSA, J. Olm­sted (STScI)

Links

Link zur ESA-Pres­se­mit­tei­lung weic2516

Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert