Neue Hinweise auf einen Planeten um Alpha Centauri

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Astro­no­men haben mit dem James-Webb-Welt­raum­te­le­skop der NASA/ESA/CSA star­ke Hin­wei­se auf einen rie­si­gen Pla­ne­ten gefun­den, der einen Stern im unse­rer Son­ne am nächs­ten gele­ge­nen Ster­nen­sys­tem umkreist. Das nur 4 Licht­jah­re von der Erde ent­fern­te Drei­fach-Stern­sys­tem Alpha Cen­tau­ri ist seit lan­gem ein span­nen­des Ziel bei der Suche nach Wel­ten außer­halb unse­res Sonnensystems.

Es ist nur von der süd­li­chen Hemi­sphä­re der Erde aus sicht­bar und besteht aus dem Dop­pel­stern Alpha Cen­tau­ri A und Alpha Cen­tau­ri B, bei­des son­nen­ähn­li­che Ster­ne, sowie dem schwa­chen roten Zwerg­stern Pro­xi­ma Cen­tau­ri. Alpha Cen­tau­ri A ist der dritt­hells­te Stern am Nacht­him­mel. Wäh­rend drei Pla­ne­ten, die Pro­xi­ma Cen­tau­ri umkrei­sen, bestä­tigt sind, hat sich die Bestä­ti­gung der Exis­tenz ande­rer Wel­ten um Alpha Cen­tau­ri A und Alpha Cen­tau­ri B als schwie­rig erwiesen.

Exoplanet Alpha Centauri A
Die­se künst­le­ri­sche Dar­stel­lung zeigt, wie der Gas­rie­se im Orbit um Alpha Cen­tau­ri A aus­se­hen könn­te. Beob­ach­tun­gen des Drei­fach­stern­sys­tems Alpha Cen­tau­ri mit dem James-Webb-Welt­raum­te­le­skop deu­ten dar­auf hin, dass der poten­zi­el­le Gas­rie­se mit etwa der Mas­se des Saturn den Stern in etwa der dop­pel­ten Ent­fer­nung zwi­schen Son­ne und Erde umkreist. – Cre­dit: NASA, ESA, CSA, STScI, R. Hurt (Caltech/IPAC)

Nun lie­fern Webbs Beob­ach­tun­gen mit sei­nem Mid-Infrared Instru­ment (MIRI) den bis­lang stärks­ten Beweis für die Exis­tenz eines Gas­rie­sen im Orbit um Alpha Cen­tau­ri A. Die Ergeb­nis­se wur­den in einer Rei­he von zwei Arti­keln in den Astro­phy­si­cal Jour­nal Let­ters ver­öf­fent­licht. Soll­te sich dies bestä­ti­gen, wäre der Pla­net der erd­nächs­te, der in der bewohn­ba­ren Zone eines son­nen­ähn­li­chen Sterns kreist. Da es sich bei dem Pla­ne­ten­kan­di­da­ten jedoch um einen Gas­rie­sen han­delt, gehen Wis­sen­schaft­ler davon aus, dass er kein Leben, wie wir es ken­nen, beher­ber­gen würde.

„Da die­ses Sys­tem so nah bei uns liegt, wür­den alle dort gefun­de­nen Exo­pla­ne­ten uns die bes­te Gele­gen­heit bie­ten, Daten über ande­re Pla­ne­ten­sys­te­me als unser eige­nes zu sam­meln. Aller­dings sind die­se Beob­ach­tun­gen selbst mit dem leis­tungs­stärks­ten Welt­raum­te­le­skop der Welt unglaub­lich schwie­rig, da die­se Ster­ne so hell und nah sind und sich schnell über den Him­mel bewe­gen“, sag­te Charles Beich­man vom Jet Pro­pul­si­on Labo­ra­to­ry der NASA und dem NASA Exo­pla­net Sci­ence Insti­tu­te am IPAC-Astro­no­mie­zen­trum der Cal­tech, Mit­au­tor der neu­en Ver­öf­fent­li­chun­gen. „Webb wur­de ent­wi­ckelt und opti­miert, um die ent­fern­tes­ten Gala­xien im Uni­ver­sum zu fin­den. Das Betriebs­team des Space Telescope Sci­ence Insti­tu­te muss­te eine spe­zi­el­le Beob­ach­tungs­se­quenz nur für die­ses Ziel ent­wi­ckeln, und ihre zusätz­li­chen Anstren­gun­gen haben sich spek­ta­ku­lär ausgezahlt.“

Meh­re­re Run­den sorg­fäl­tig geplan­ter Beob­ach­tun­gen durch Webb, sorg­fäl­ti­ge Ana­ly­sen durch das For­schungs­team und umfang­rei­che Com­pu­ter­mo­del­lie­run­gen hal­fen dabei, fest­zu­stel­len, dass es sich bei der Quel­le auf Webbs Bild wahr­schein­lich um einen Pla­ne­ten han­delt und nicht um ein Hin­ter­grund­ob­jekt (wie eine Gala­xie), ein Vor­der­grund­ob­jekt (ein vor­bei­flie­gen­der Aste­ro­id) oder einen ande­ren Detek­tor- oder Bildartefakt.

Die ers­ten Beob­ach­tun­gen des Sys­tems fan­den im August 2024 statt, wobei die koro­na­gra­phi­sche Mas­ke an Bord von MIRI ver­wen­det wur­de, um das Licht von Alpha Cen­tau­ri A zu blo­ckie­ren. Obwohl die zusätz­li­che Hel­lig­keit des nahe gele­ge­nen Begleit­sterns Alpha Cen­tau­ri B die Ana­ly­se erschwer­te, gelang es dem Team, das Licht bei­der Ster­ne her­aus­zu­rech­nen und ein Objekt zu ent­de­cken, das mehr als 10.000 Mal schwä­cher als Alpha Cen­tau­ri A ist und etwa dop­pelt so weit von dem Stern ent­fernt ist wie die Son­ne von der Erde.

Obwohl die ers­te Ent­de­ckung span­nend war, benö­tig­te das For­schungs­team mehr Daten, um zu einem end­gül­ti­gen Ergeb­nis zu gelan­gen. Zusätz­li­che Beob­ach­tun­gen des Sys­tems im Febru­ar 2025 und April 2025 (unter Ver­wen­dung der Director’s Dis­cre­tio­na­ry Time) erga­ben jedoch kei­ne Objek­te, die dem im August 2024 iden­ti­fi­zier­ten Objekt ähnelten.

„Wir haben es hier um einen ver­schwun­de­nen Pla­ne­ten zu tun! Um die­ses Rät­sel zu lösen, haben wir Com­pu­ter­mo­del­le ver­wen­det, um Mil­lio­nen poten­zi­el­ler Umlauf­bah­nen zu simu­lie­ren, wobei wir sowohl die Erkennt­nis­se aus der Sich­tung des Pla­ne­ten als auch aus der Nicht-Sich­tung ein­be­zo­gen haben“, sag­te der Dok­to­rand Ani­ket Sanghi vom Cali­for­nia Insti­tu­te of Tech­no­lo­gy in Pasa­de­na, Kali­for­ni­en. Sanghi ist Co-Erst­au­tor der bei­den Arti­kel, die die For­schungs­er­geb­nis­se des Teams behandeln.

Bei die­sen Simu­la­tio­nen berück­sich­tig­te das Team sowohl die Sich­tung eines poten­zi­el­len Exo­pla­ne­ten­kan­di­da­ten durch das Very Lar­ge Telescope der Euro­päi­schen Süd­stern­war­te im Jahr 2019 als auch die neu­en Daten von Webb und zog Umlauf­bah­nen in Betracht, die in der Gegen­wart von Alpha Cen­tau­ri B gra­vi­ta­tiv sta­bil wären, was bedeu­tet, dass der Pla­net nicht aus dem Sys­tem geschleu­dert wür­de. Die For­scher sagen, dass es nicht über­ra­schend sei, dass in der zwei­ten und drit­ten Beob­ach­tungs­run­de mit Webb kei­ne Ent­de­ckung gemacht wurde. 

„Wir haben fest­ge­stellt, dass sich der Pla­net in der Hälf­te der simu­lier­ten mög­li­chen Umlauf­bah­nen zu nahe an den Stern beweg­te und für Webb sowohl im Febru­ar als auch im April 2025 nicht sicht­bar gewe­sen wäre“, sag­te Sanghi. 

Alpha Centauri A
Die­ses aus drei Tei­len bestehen­de Bild zeigt die Beob­ach­tungs­su­che des James-Webb-Welt­raum­te­le­skops nach einem Pla­ne­ten um den nächs­ten son­nen­ähn­li­chen Stern Alpha Cen­tau­ri A. Das 1. Bild zeigt das hel­le Leuch­ten von Alpha Cen­tau­ri A und Alpha Cen­tau­ri B, das mitt­le­re Bild zeigt das Sys­tem mit einer Koro­nar­mas­ke über Alpha Cen­tau­ri A, die des­sen hel­les Leuch­ten blo­ckiert. Im rech­ten Bild haben die Astro­no­men die bekann­ten Mus­ter sub­tra­hiert, um das Bild zu berei­ni­gen und schwa­che Quel­len wie den Pla­ne­ten­kan­di­da­ten sicht­bar zu machen. – Cre­dit: NASA, ESA, CSA, STScI, A. Sanghi (Cal­tech), C. Beich­man (JPL), D. Mawet (Cal­tech), J. DePas­qua­le (STScI)

Basie­rend auf der Hel­lig­keit des Pla­ne­ten in Beob­ach­tun­gen im mitt­le­ren Infra­rot­be­reich und den Umlauf­bahn­si­mu­la­tio­nen gehen die For­scher davon aus, dass es sich um einen Gas­rie­sen mit etwa der Mas­se des Saturn han­deln könn­te, der Alpha Cen­tau­ri A auf einer ellip­ti­schen Bahn umkreist, die ein- bis zwei­mal so groß ist wie die Ent­fer­nung zwi­schen Son­ne und Erde.

„Dies sind eini­ge der anspruchs­volls­ten Beob­ach­tun­gen, die wir bis­her mit dem Koro­no­gra­phen von MIRI durch­ge­führt haben“, sag­te Pierre-Oli­vi­er Lagage vom CEA in Frank­reich, Co-Autor der Arti­kel und fran­zö­si­scher Lei­ter der Ent­wick­lung von MIRI. „Als wir das Instru­ment ent­wi­ckel­ten, waren wir gespannt, was wir rund um Alpha Cen­tau­ri fin­den wür­den, und ich freue mich dar­auf, was es uns als Nächs­tes offen­ba­ren wird!“

„Wenn sich dies bestä­tigt, wür­de der poten­zi­el­le Pla­net, der auf dem Webb-Bild von Alpha Cen­tau­ri A zu sehen ist, einen neu­en Mei­len­stein in der Erfor­schung von Exo­pla­ne­ten dar­stel­len“, sagt Sanghi. „Von allen direkt abge­bil­de­ten Pla­ne­ten wäre dies der­je­ni­ge, der sei­nem Stern bis­her am nächs­ten ist. Er ähnelt auch in Tem­pe­ra­tur und Alter am meis­ten den Rie­sen­pla­ne­ten in unse­rem Son­nen­sys­tem und ist unse­rem Hei­mat­pla­ne­ten Erde am nächs­ten“, sagt er. „Sei­ne blo­ße Exis­tenz in einem Sys­tem aus zwei eng bei­ein­an­der lie­gen­den Ster­nen wür­de unser Ver­ständ­nis davon, wie Pla­ne­ten in chao­ti­schen Umge­bun­gen ent­ste­hen, über­le­ben und sich ent­wi­ckeln, in Fra­ge stellen.“

Wenn sich die Ergeb­nis­se durch wei­te­re Beob­ach­tun­gen bestä­ti­gen, könn­ten sie die Zukunft der Exo­pla­ne­ten­for­schung revolutionieren.

„Dies wür­de zu einem Prüf­stein für die Exo­pla­ne­ten­for­schung wer­den, mit zahl­rei­chen Mög­lich­kei­ten für eine detail­lier­te Cha­rak­te­ri­sie­rung durch Webb und ande­re Obser­va­to­ri­en“, so Beichman.

Hintergrundinformationen

Webb ist das größ­te und leis­tungs­stärks­te Tele­skop, das jemals ins All geschickt wur­de. Im Rah­men einer inter­na­tio­na­len Koope­ra­ti­ons­ver­ein­ba­rung stell­te die ESA den Start­dienst für das Tele­skop mit der Trä­ger­ra­ke­te Aria­ne 5 bereit. In Zusam­men­ar­beit mit Part­nern war die ESA für die Ent­wick­lung und Qua­li­fi­zie­rung der Anpas­sun­gen der Aria­ne 5 für die Webb-Mis­si­on sowie für die Beschaf­fung des Start­diens­tes durch Aria­nespace ver­ant­wort­lich. Die ESA stell­te auch den Spek­tro­gra­fen NIR­Spec und 50 % des Mit­tel­in­fra­rot-Instru­ments MIRI zur Ver­fü­gung, das von einem Kon­sor­ti­um natio­nal finan­zier­ter euro­päi­scher Insti­tu­te (dem MIRI Euro­pean Con­sor­ti­um) in Zusam­men­ar­beit mit dem JPL und der Uni­ver­si­ty of Ari­zo­na ent­wi­ckelt und gebaut wurde.

Webb ist eine inter­na­tio­na­le Part­ner­schaft zwi­schen NASA, ESA und der Cana­di­an Space Agen­cy (CSA).

Bild­quel­le: NASA, ESA, CSA, STScI, R. Hurt (Caltech/IPAC)

Links

Link zur ESA-Pres­se­mit­tei­lung weic2515

Andreas

Andreas Schnabel war bis zum Ende der Astronomie-Zeitschrift "Abenteuer Astronomie" im Jahr 2018 als Kolumnist tätig und schrieb dort über die aktuell sichtbaren Kometen. Er ist Mitglied der "Vereinigung für Sternfreunde e.V.". Neben Astronomie, betreibt der Autor des Blogs auch Fotografie und zeigt diese Bilder u.a. auf Flickr.

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